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Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Titel: Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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Luft. Um die herabgefallenen Äpfel summten im Gras die Wespen, zu beschäftigt, um das Eindringen von Menschen zu bemerken oder zu verübeln.
    »Du brauchst dir nicht selbst welche zu holen, weißt du«, sagte Gerent und setzte sich neben Beguchren. »Die Kinder haben eine ganze Menge in die Küche getragen.«
    Der kleinere Mann lächelte schief, ohne die Augen zu öffnen. Einen Augenblick später sagte er: »Das ist nur gut so. Ich denke, ich könnte weder auf den Baum klettern, um mir einen Apfel zu pflücken, noch die Wespen von den heruntergefallenen vertreiben.«
    »Du bist inzwischen kräftiger. Denkst du, du kannst von hier allein ins Haus zurückgehen?«
    »Oh ja. Ein wenig später. Nachdem ich noch ein paar Augenblicke lang hier gesessen habe ...«
    »Soll ich gehen?«
    »Es spielt keine Rolle. Bleib, wenn du möchtest.«
    Eine Zeit lang saßen sie kameradschaftlich beisammen, ohne etwas zu sagen. Schließlich wagte sich Gerent vor. »Der Arobarn wird dich in jedem Fall weiter wertschätzen, weißt du?« Und er errötete sogleich, als er sich darüber klar wurde, wie töricht das klang.
    Zum Glück öffnete Beguchren nicht mal die Augen, geschweige denn, dass er eine Antwort gegeben hätte.
    Einige Zeit später raffte Gerent seinen Mut zusammen und versuchte es aufs Neue, einfacher und direkter diesmal. »Es tut mir leid. Ich würde dir die Kraft zurückgeben, wenn ich könnte. Ich vermute einmal, dass du dich nicht selbst wieder zu einem Magier machen könntest, wie ich es getan habe? Die Zauberkraft sozusagen durch einen Seiteneingang zurückerwerben?«
    »Nein. Ich verfüge nicht über die Schaffensgabe.« Beguchren schwieg kurz und setzte dann hinzu: »Wir beide haben verloren, was uns teuer war, vermute ich. Na gut. Es unterscheidet sich nicht sehr von dem, was ich mit dir gemacht habe. Nur umgekehrt.«
    »Es war von Erfolg gekrönt.«
    »Nicht annähernd so, wie ich es geplant hatte. Und nicht zu dem Preis, den ich zu zahlen bereit war. Nicht mal mit der Münze, mit der ich zu bezahlen bereit war.« Er klang auf einmal erschöpft. »So lehrt uns die Welt Demut.«
    »Aber es war trotzdem ein Erfolg.«
    »Stimmt.« Es wurde kurz still. Dann fügte Beguchren hinzu: »Ich vermute, dass ich mich mit der Zeit daran gewöhne.«
    In weitgehend der Art und Weise, wie sich ein Mensch vielleicht daran gewöhnte, blind und taub zu sein. Genau so. Gerent sagte nichts dazu. Er stand einen Augenblick später auf, reckte sich zu den Zweigen und pflückte zwei Äpfel. Er trug ein Gürtelmesser, aber es war zu lang und die Klinge zu breit, um damit Äpfel zu schälen. Wäre er noch ein Schaffender gewesen, hätte er das Messer überreden können, seinen Nutzen zu erweitern und die Art Schärfe auszuprägen, die für solch eine einfühlsame Tätigkeit nötig war ... Und so schnitt er beide Äpfel in Viertel, grub die Kerne heraus und reichte Beguchren die Stücke, ohne sich vorher die Mühe zu machen, sie zu schälen. Sie saßen weiterhin unter dem Baum und verspeisten die Äpfel, umgeben vom Licht der stillen Herbstsonne und dem Summen der Wespen. In der Ferne waren Rufe zu hören, undeutlich, aber fröhlich.
    »Ich glaube, ich kann jetzt wohl zum Haus zurückgehen«, sagte Beguchren. Er warf einen Blick auf Gerent und lächelte leise. »Und falls nicht ...«
    »Ich bin sicher, das wird nicht nötig sein.« Gerent stand auf und reichte dem anderen die Hand.
    Beguchren konnte aus eigener Kraft zum Haus zurückkehren. Sobald sie es wieder betreten hatten, schüttelte er wortlos den Kopf, als sich Gerent seinem Zimmer zuwandte. »Ich möchte mit Aben Annachudran reden. Und mit der Dame Emre.«
    Gerent wandte verdutzt ein: »Das kannst du doch auch, wenn du im Bett liegst.«
    »Nein«, erwiderte Beguchren. Leise, aber entschieden.
    Woraus Gerent den Schluss zog, dass Beguchren nicht die Absicht hatte, mit Annachudran oder dessen Frau einfach nur zu plaudern. Er wollte mit ihnen in einer förmlicheren Umgebung als der eines Schlafzimmers reden, in einer förmlicheren Eigenschaft als der ihres Gastes. Und da er kein Magier mehr war, bedeutete es aller Wahrscheinlichkeit nach, dass er als Agent des Königs mit ihnen zu sprechen wünschte. »Wahrscheinlich halten sie sich in Annachudrans Büro auf«, vermutete Gerent und wandte sich mit dieser Frage an einen Dienstboten, der des Weges kam.
    Sowohl Aben Annachudran als auch seine Gattin hielten sich in dem Büro und Musikzimmer auf. Annachudran saß natürlich an seinem

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