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Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Titel: Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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auch um eine Art Probe. Ob Gerent wohl wie ein zivilisierter Mensch mit Geschirr umgehen konnte? Oder nein. Es ging eher wohl darum, ob er das Benehmen eines Sklaven ablegen und sich nicht nur als zivilisierter Mensch, sondern auch wie ein freier Mann verhalten konnte. Dabei kannte er die Antwort auf diese Frage nicht mal selbst.
    Gerent grüßte Emre Tanschan mit einem Nicken, tat das Gleiche gegenüber ihrem Sohn, ging weiter und setzte sich auf den angewiesenen Platz. Die Dame Emre bot ihm einen Servierteller mit Rindfleisch an; der Sohn verschob eine Schüssel mit Karotten, um Platz dafür zu machen.
    »Hattest du einen schönen Tag?«, fragte Annachudran höflich.
    »Sehr erholsam, hochverehrter Herr«, antwortete Gerent. Er bediente sich mit einer Scheibe Rindfleisch und ein paar Karotten.
    »Nimm mehr Fleisch«, empfahl ihm die Dame Emre. »Man braucht etwas Kräftiges, wenn man von schweren Verletzungen genesen ist.«
    Gerent nahm ein weiteres Stück Fleisch, bedankte sich durch ein höfliches Nicken, als die Dame Emre ihm die Schüssel mit Bohnen reichte, und sagte höflich: »Ihr beherrscht wie Euer Gatte auch die Heilungsmagie, verehrte Dame?« Ja, er erinnerte sich, dass Annachudran so etwas angedeutet hatte ...
    Emre Tanschan wedelte lässig mit einer Hand. »Oh, na ja ... mehr oder weniger.«
    »Meine angetraute Dame ist eine echte Heilmagierin«, erklärte Annachudran. »Sie war es, die uns beide geheilt hat. Ganz anders als ich; ich hätte nicht mal so etwas wie dein Knie heilen können. Ich bin, ähm, eher ein Gelehrter als ein Praktiker, verstehst du? Meine Fähigkeiten liegen bei, hm, Verletzungen von eher ... symbolischer Natur ... könnte man sagen. Also solchen mit einem philosophischen Element.«
    Wie der Narbe eines Fluchgelübde-Brandmals, ganz offenkundig. Gerent konnte sich nicht entsinnen, jemals von einer solchen ärztlichen Spezialisierung gehört zu haben, aber er nickte.
    Annachudran machte eine kleine abschätzige Handbewegung. »Philosophisch verfüge ich über ansehnliche Fähigkeiten, denke ich. Meine praktischen Fähigkeiten ... Ich habe die Narbe entfernt, aber ich hätte nicht erwartet, dass der Vorgang dir solch schlimme Schmerzen bereitet. Und dann war es zu spät, um damit aufzuhören. Es tut mir sehr leid ...«
    Ohne erst nachzudenken, legte Gerent die Hände flach auf den Tisch und beugte sich vor. »Aben Annachudran, ich bitte Euch, Euch bei mir für gar nichts zu entschuldigen.«
    Der Gelehrte brach ab und wurde rot.
    Sein Sohn sagte in ernstem Ton: »Aber nachdem Ihr meinen Vater aus dem Fluss gezogen und ihn den ganzen Weg bis an unsere Türschwelle geschleppt habt, denke ich, dass mein Vater in Eurer Schuld steht, hochverehrter Herr, und nicht andersherum, von welch alter und symbolischer Verletzung er auch immer Euch befreit hat.«
    Der Sohn war nicht viel jünger als Gerent. Wenn er stand, war er vermutlich größer als sein Vater, breitschultriger und deutlich weniger mollig. Die Form des Gesichts stammte von der Mutter, aber die Wangenknochen zeichneten sich deutlicher ab, und der Unterkiefer war eckiger. Das schwarze Haar war sehr kurz geschoren: kurz genug, um anzudeuten, dass er sich jüngst nach Art des einfachen Soldaten den Kopf kahl geschoren hatte. Der Bart erinnerte auch an einen Soldaten; vielleicht hatte er ja wirklich vor nicht langer Zeit dem Heer angehört. So oder so, seiner aufrichtigen Wissbegier war nur schwer zu begegnen. »Ich denke, wir stehen beide in des anderen Schuld«, erwiderte Gerent einen Augenblick später und nahm einige Pastinaken.
    »Nicht nach dem, was ich gehört habe«, erklärte Annachudrans Sohn enthusiastisch. »Obwohl ich vermute, dass man die eigene Schuld stets am deutlichsten empfindet. Immerhin war es ein großer Dienst, den Ihr unserem Haus geleistet habt, hochverehrter Herr; zweifelt nie daran.«
    Gerent spürte, wie ihm Wärme ins Gesicht stieg. Er brummte: »Es ist freundlich von Euch, das zu sagen.« Er tunkte ein Stück Brot in Bratensoße und verspeiste es, damit er eine Ausrede hatte, sich zunächst nicht weiter am Gespräch zu beteiligen.
    »Mein ältester Sohn«, stellte Annachudran ihn Gerent vor. »Sicheir ist mehr dem Praktischen zugewandt als ich. Er ist Techniker. Er bricht morgen früh nach Dachseit auf. Der Arobarn zieht dort Techniker zusammen, wie Ihr vielleicht wisst.«
    Gerent hatte das nicht gewusst, war aber dankbar für den Themenwechsel. Er nickte. Es ergab Sinn, dass der Arobarn, der König von

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