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Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Titel: Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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Casmantium, seine Techniker in Dachseit zusammenrief, dem Kreuzungspunkt des ganzen Landes. Dort begegnete die große Ostweststraße der Flussstraße, die sich von der Nord- bis zur Südgrenze durch das Land zog. Alles und jeder kamen durch Dachseit.
    »Wir ziehen von dort aus nach Westen«, erklärte Sicheir und bestätigte damit, was Gerent schon vermutet hatte. Annachudrans Sohn, der in seiner Begeisterung schnell redete, beugte sich vor. »Wir sollen die holprige kleine Bergstraße verbreitern und verbessern, die von Eira aus übers Gebirge nach Farabiand führt. Das gehört zu den Vereinbarungen, die der Arobarn mit dem Safiad-König getroffen hat. Er ...«, damit meinte Sicheir den Arobarn, wie Gerent wusste, »... möchte eine Straße, die einen Speerwurf breit ist, mit mächtigen Steinen gepflastert, mit Brücken, die alle Schluchten in gerader Linie überspannen. Das wird ein gewaltiges Vorhaben. Wir müssen mächtige Stützpfeiler errichten, die die Straße entlang der Bergpässe tragen, und ganz neue Brücken konstruieren, ebenso neue Planierungsmethoden ausarbeiten ... Noch nie wurde in Casmantium eine so ehrgeizig geplante Straße angelegt, wahrscheinlich überhaupt nirgendwo.«
    Gerent war erstaunt, dass der König von Farabiand dem Arobarn überhaupt Konzessionen gemacht hatte, wenn man die Umstände bedachte. Dass der Arobarn daraufhin ein gewaltiges, enorm ehrgeiziges Straßenbauprojekt in Angriff nahm – das überraschte nun gar nicht. Er nickte.
    Aben Annachudran räusperte sich. »Du könntest mit Sicheir nach Westen ziehen. Wenn du möchtest. Natürlich ist es ein langer Umweg, so weit nach Süden zu ziehen, ehe du dich nach Westen wendest ... Ich könnte gut verstehen, wenn du letztlich doch allein die Berge überquerst. In den unruhigen Zeiten, die wir haben, geht jedoch jeder ein Risiko ein, wenn er allein reist. Ganz schön viele Banditen sind aufgetaucht, viel mehr als üblich ... und fallen über die Flüchtlinge aus Melentser her, die nach Süden ziehen, weißt du? Außerdem verkürzt eine gute Straße jede Reise um Meilen, wie man sagt.« Er reichte Gerent einen Servierteller. »Noch Brot?«
    Der Abend und die weiteren Gespräche bei Tisch verliefen in einer freundlichen privaten Atmosphäre, und irgendwann forderte Aben Annachudran seinen Gast auf, ihn selbst und seine Familienmitglieder mit dem vertrauten Du anzureden. Lange nachdem sich der ganze Haushalt für die Nacht zurückgezogen hatte, sogar nachdem die meisten Dienstboten zu Bett gegangen waren, entschied sich Annachudran, noch einmal seinen Gast aufzusuchen.
    Gerent war noch wach. Er stand voll bekleidet vor dem langen Spiegel in seinem Zimmer, musterte sein unverletztes Gesicht und dachte über den Rat nach, den Merrich Berchandren in seinem Buch über Gebräuche und Gepflogenheiten einem Reisenden ans Herz legte. Unter anderem schlug Berchandren vor, dass »ein unsicherer Gast am besten leise spricht, häufig lächelt und diskret abreist«. Die Zeile machte nicht deutlich, ob dieser Rat für einen Gast galt, der sich unsicher fühlte, oder für eine Situation, die unsicher war. Oder, wenn man Berchandrens Spitzfindigkeit bedachte, für beides.
    Gerent zuckte zusammen, als jemand an die Tür klopfte. Es war jedoch ein leises Klopfen – nicht aggressiv oder beunruhigend, sondern ein umsichtiges Pochen, sodass jemand, der schon beinahe eingeschlafen war, es vielleicht überhörte. Gerent schwang die Tür weit auf und fand – natürlich – Annachudran vor, der im Flur wartete. Er trat zurück und forderte den Gelehrten mit einer Handbewegung auf einzutreten.
    Annachudran kam herein, blieb für einen Moment stehen und blickte sich um. »Das ist das Zimmer meiner Tochter«, bemerkte er. »Ich habe vier Söhne, aber nur eine Tochter – die jüngste von allen. Sie war seit mehreren Jahren nicht mehr hier, aber wir halten das Zimmer für sie bereit, es sei denn, wir haben einen Gast. Es ist vielleicht ...«, der ältere Mann blickte sich zweifelnd um, »... ein wenig zu sehr für den weiblichen Geschmack eingerichtet.«
    Gerent versicherte ihm feierlich, dass das Zimmer der Inbegriff der Vollkommenheit war, und setzte hinzu: »Es entspricht völlig den Prinzipien Entechsan Terichsekiuns, der uns erklärt, dass ästhetische Vollkommenheit sowohl im makellosen Detail liegt als auch in dem Auge, das es zu würdigen weiß. Und wer von uns wollte schon dem größten aller Philosophen widersprechen?«
    Annachudran lachte. »Jeder

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