Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Titel: Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
Vom Netzwerk:
war zu glauben, irgendeine Frau wäre es wert ...« Er fasste sich ans Gesicht und spürte dem Weg des Eisens nach. »Es liegt neunzehn Jahre zurück«, wiederholte er.
    »Sie sind immer noch tot«, gab die Dame Emre leise zu bedenken.
    Gerent ließ die Hand fallen. Er blickte die Dame nicht an. Doch er sagte: »Ja, das ist wahr.« Dann holte er Luft und wandte sich wieder Annachudran zu. »Ich bin nicht mehr der dumme Junge von damals. Ein aus dem Impuls heraus begangenes Verbrechen habt Ihr es genannt. Das war es. Heute ... bin ich so weit davon entfernt, impulsiv oder unbesonnen zu handeln, wie nur irgendjemand, dem Ihr jemals begegnen werdet. Herr. Meister.« Versprechungen, die sich auf künftiges Verhalten bezogen, waren sinnlos: Annachudran war kein Dummkopf. Mit leisem, leidenschaftlichem Nachdruck fuhr Gerent fort: »Ihr habt nicht darum gebeten, über mich zu richten. Ich weiß das. Ich bin Euch nur ... einfach in die Hände gefallen. Ihr könntet mich jedoch freilassen. Niemand sonst vermag das. Niemand sonst wird es. Bitte lasst mich frei.«
    »Eigentlich ...«, begann Annachudran, brach jedoch ab. Er sah seine Frau an. Sie zog die Brauen hoch, schwieg aber. Annachudran nickte, als hätte sie etwas gesagt. Er wandte sich stirnrunzelnd wieder Gerent zu.
    Gerent senkte angesichts dieses strengen Blicks den Kopf. Er bemühte sich, alle Spuren der jüngsten Gefühle aus seiner Miene zu tilgen. Er zitterte; er konnte es nicht verhindern. Verzweifelt bemühte er sich, die angemessen resignierte Haltung eines Sklaven zurückzugewinnen – schließlich hätte er, solange er noch Perech Fellesteden gehörte, alles dafür getan, der Sklave Annachudrans zu sein. Das Schlimmste, das Allerschlimmste wäre es, wenn Annachudran schließlich entschied, dass es zu viel Aufwand war, Gerent zu behalten ... Er versuchte, Worte zu finden – irgendwelche Worte, mit denen er das verhindern konnte. Er durfte dabei nicht vergessen, dass Aben Annachudran intelligenter war als er selbst ...
    »Zieh die Stiefel aus!«, befahl Annachudran.
    Eine ganze Weile lang glaubte Gerent nicht, dass er diese Anweisung richtig verstanden hatte. Das Fluchgelübde glaubte es allerdings. Sein Körper bewegte sich auch ohne bewusste Steuerung; den ersten Stiefel hatte er schon ausgezogen, ehe er tatsächlich zu der Überzeugung gelangte, dass sein Herr diese Worte gesprochen hatte. Hätte Fellesteden den Befehl gesprochen ... Aber wenn Annachudran ihn erteilte, dann meinte er ... meinte er damit doch tatsächlich ... Gerent entfernte mit ungeschickten Händen den zweiten Stiefel und blickte schwer atmend auf; er erwartete voller Grauen, dass er Annachudran vielleicht irgendwie missverstanden hatte.
    Annachudran hatte jedoch bereits ein Messer gezückt und gab Gerent mit einem Wink zu verstehen, er möge den Fuß auf eine Stuhlkante stellen. Er durchschnitt die erste Schnur. Gerent dachte, dass er richtig spürte, wie die Stränge getrennt wurden. Das ganze Fluchgelübde bebte, balancierte auf der Schneide dieses Messers.
    Dann der andere Fuß. Die andere Schnur. So schnell und leicht, als wäre es irgendeine alltägliche Schnur.
    Das unschädlich gemachte Fluchgelübde zog sich leise in den hintersten Winkel von Gerents Bewusstsein zurück, um darauf zu warten, dass ein neuer Meister es beanspruchte. Gerent starrte auf seine Füße hinab, auf die schlichten Silberringe, auf die am Boden verstreuten Schnurstücke.
    Annachudran kehrte hinter seinen Schreibtisch zurück und verstaute das Messer mit kleinlicher Sorgfalt. Seine Frau drückte gelassene Zustimmung aus, indem sie nickte. Sie stand auf, lächelte Gerent an – er war viel zu benommen, um es zu erwidern – und verließ das Zimmer.
    Gerent zog die Stiefel wieder an und verbarg so die Ringe. Dann richtete er sich auf, drehte sich um und sank wohlüberlegt auf die Knie.
    Annachudran sah ihn mit scharfem Blick an.
    »Weist mich an aufzustehen«, schlug Gerent vor.
    Annachudran lächelte leicht. »Steh auf!«, befahl er.
    »Nein«, entgegnete Gerent und lachte. »Ich hatte nicht erwartet, dass Ihr es tun würdet. Ich dachte nie einen Augenblick lang, Ihr würdet es tatsächlich tun! Ah!« Er warf in überschwänglicher Freude den Kopf in den Nacken und hob die Hände. »Hegt Ihr Zweifel, mir damit ausreichend für die Rettung Eures Lebens gedankt zu haben? Zweifelt nicht daran!«
    Annachudran lächelte diesmal richtig, schüttelte dabei aber den Kopf. »Gerent ...«
    »Ihr werdet es nicht

Weitere Kostenlose Bücher