Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers
darauf folgte, bot sich die Möglichkeit, Städte zu vergrößern und neue Straßen zu bauen ... aber keines der nördlichen Bauwerke stand länger oder massiver als die Brücke von Metichteran. Gerent hegte allerdings ernste Zweifel an jedem Bericht, der eine Bauzeit von einer Nacht und einem Tag vermeldete – egal wie groß der General oder wie begabt die Erbauer gewesen waren. Dennoch war es eine sehr solide aussehende Brücke.
Dann wandten sie sich weiter nach Süden und folgten der Flussstraße durch niedrige, felsige Hügel. Der Weg war hier schmal und holprig, und obwohl viele klare Spuren auf Reisende hinwiesen, die ihn kürzlich passiert hatten, waren nur noch wenige auf der Straße unterwegs. Dies war eine entlegene Gegend ohne Landwirtschaft, und es war gut möglich, dass hier Banditen auf angreifbare Reisende warteten. Gerents und Sicheirs Gruppe war jedoch zu groß, um eine Versuchung für Briganten darzustellen, die womöglich die Straße im Auge behielten. Die Gruppe überholte andere Menschen, darunter Flüchtlinge, die Melentser erst im letzten Augenblick verlassen hatten. Auch diese Reisenden hatte man offenkundig vor Banditen gewarnt. Nur wenige reisten in Gruppen, die kleiner waren als Sicheirs; und die Leute, die es dennoch taten, wirkten eindeutig besorgt.
Von Metichteran legte man dreißig Meilen entlang des Teschanken nach Pamnarichtan zurück. Dort mündete der schnelle, kleine Fluss Nerintsan, der aus den Bergen kam, in den breiteren Teschanken. Das Gasthaus, das an der Vereinigung der beiden Gewässer stand, war nicht besonders eindrucksvoll, aber der Zusammenfluss selbst bot einen großartigen Anblick. Der obere Teschanken floss klar und lebhaft aus dem Norden, und der Nerintsan gesellte sich mit einem munteren Sturz aus den steilen Bergen hinzu. Aber nach diesem Zufluss wies der Teschanken einen ganz anderen Charakter auf als zuvor sein Oberlauf im Norden: Er war nun breit und tief und gewann durch Sedimente eine tiefbraune Färbung. Doch der scheinbar träge Strom war in Wirklichkeit tückisch, denn seine Unterströmungen schlugen unerwartete Richtungen ein. Niemand hätte es gewagt, eine Brücke über den südlichen Teschanken zu errichten, aber eine Fähre führte nach Raichboda, der südlichsten Stadt des einst unabhängigen Meridanium. Hier, wo der Teschanken schiffbar wurde, sah man Flussboote fahren; und in den Gasthäusern drängten sich Schiffsmannschaften neben den Reisenden, die auf der Straße unterwegs waren.
»Können wir es nicht mit einem Boot versuchen?«, fragte der jüngste Waffenknecht, Bechten, der sehnsüchtig den Hals reckte und einem vorbeifahrenden Boot nachblickte.
»Oh, sicher doch«, antwortete einer der Älteren in gar nicht unfreundlichem Ton. »Der Preis wird allerdings hoch sein bei all diesen Menschen, die aus Melentser nach Süden strömen. Aber du kannst ja dein Pferd für die Passage verkaufen und von Dachseit aus zu Fuß nach Hause zurückkehren ... Nein, mein Junge: Die Straße ist gut und das Wetter schön, also führe den Himmel nicht durch Murren in Versuchung, hm? Außerdem ist der Fluss hier flach, siehst du? Man würde das nicht erwarten, wenn man ihn ansieht, aber weiter flussabwärts werden diese Schiffe auf Sandbänke stoßen und die Kapitäne sogar die zahlenden Passagiere drängen, sie darüber hinwegzuziehen.«
Also ritten sie in ruhigem Tempo weiter, und das Wetter blieb schön. Sechs Tage nach dem Aufbruch aus Aben Annachudrans Haus erreichten sie Dachseit.
Hier liefen wichtige Straßen aus Norden, Süden und Westen zusammen. Es war keine schöne Stadt, aber dicht bevölkert und geschäftig. Auf den Straßen der Umgebung wimmelte es von angesehenen Fuhrmännern und den Wagen der Bauern, von Viehtreibern und Handelskonvois, von bedächtig dahinrumpelnden Fuhrwerken, mit denen Familien aus Melentser in ein neues Zuhause umzogen, von den Kutschen der Reichen und den Kurieren auf schnellen Rössern.
»Von hier an sind Banditen keine Gefahr mehr«, bemerkte Sicheir gegenüber seinem Freund Gerent. Er stand auf dem winzigen Balkon ihres Zimmers im Gasthaus und blickte über die geschäftigen Straßen der Stadt hinaus. Es war kein gutes Wirtshaus, aber sie hatten nur in diesem noch freie Zimmer vorgefunden: Viele Flüchtlinge aus Melentser hielten sich noch in Dachseit auf, um zu entscheiden, wohin sie sich von hier aus wenden wollten. Manche blieben wahrscheinlich. Besonders die weniger Begüterten. Dachseit war keine schöne Stadt,
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