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Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Titel: Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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freizubekommen.
    Südlich von Dachseit waren Gasthöfe seltener. Aber man fand viel mehr Bauernhöfe vor, die in ihren riesigen, geschäftigen Küchen auch Reisende verköstigten. Außerdem boten sie denen, die eine bequeme Nachtruhe mit barer Münze oder einer Arbeitsleistung bezahlten, die Gastfreundschaft einer sauberen Scheune voll süß duftenden Heus oder eines Besucherzimmers an. Gerent, der mit Verdruss auf das anhaltend schlechte Wetter reagierte, hielt früh am ersten Abend nach dem Aufbruch aus Dachseit an, als er einen besonders schön aussehenden Hof erblickte. Er blieb dort den ganzen folgenden Tag lang: Er sah dem Regen zu, führte ein paar Reparaturen durch und fertigte einige kleinere Sachen an, die über die begrenzten Fähigkeiten der Schaffenden in der Gegend hinausgingen. Er lieh sich sogar die kleine tragbare Esse des Bauern aus und zeigte dessen Zwillingssöhnen, die beide nur eine mäßige Begabung besaßen, wie man abgenutzte Töpfe und Bratpfannen wiederherstellte.
    Zum ersten Mal kam Gerent hier auf den Gedanken, dass er selbst mit intakten Fluchgelübde-Ringen vielleicht gar nicht nach Farabiand gehen musste, um ein neues Leben zu finden. Seine Fähigkeiten als Schaffender könnte er auch für einen Platz auf nahezu jedem normalen, friedlichen Hof anbieten, um aus dem Blickfeld aller zu verschwinden, die vielleicht nach ihm suchten. Es sei denn natürlich, dass eines Tages irgendjemand die Ringe erblickte. Dann war das neue Leben innerhalb eines Herzschlags dahin ... Nein. Er wandte den Blick nach Süden, als der Regen schließlich aufhörte, und setzte seinen Weg fort.
    Die Sonne kam endlich hervor. Gerents Pferd legte in der klaren Luft ein forsches Tempo hin, zufrieden mit der Erholung und dem großzügigen Futter, das ihm die Bauernsöhne zugeteilt hatten. Am häufigsten begegnete man auf diesem Abschnitt der Straße Bauern mit Einspännern und Fuhrwerken, die von sechs riesigen Pferden gezogen und von einer ganzen Mannschaft begleitet wurden. Die Einspänner dienten dem örtlichen Verkehr, die Fuhrwerke hingegen waren in beladenem Zustand nach Breidechboda unterwegs oder kehrten von dort leer zu ihren Höfen zurück.
    Es lag Jahre zurück, dass Gerent zuletzt in Breidechboda gelebt hatte, und er hatte weder die Absicht noch den Wunsch gehabt zurückzukehren. Trotzdem befiel ihn eine seltsame Stimmung, als er zwei Tage später schließlich das Emnerechke-Tor vor sich aufragen sah: mächtige Steinsäulen, die den Anfang der eigentlichen Stadt kennzeichneten. Es war töricht, so etwas wie Heimkehr zu empfinden. Breidechboda war nicht sein Zuhause – konnte es nie wieder sein. Trotzdem war das Gefühl da und überraschte ihn durch seine Intensität.
    Früher hatte eine Mauer die vier Hügel verbunden, von denen die Stadt umgeben wurde, und so das Tal umschlossen, das zwischen ihnen lag. Diese Mauer war zwei Speerlängen dick und sechs hoch gewesen, errichtet aus Gestein und mächtigen Balken aus dem Zentrum des großen Waldes, durchwirkt von der Zauberkraft der Schaffensgabe, damit sie selbst den stärksten Belagerungsmaschinen standzuhalten vermochte.
    Berusent beschrieb die große Mauer von Breidechboda in seinen Historien, wo er von der Gründung der Hauptstadt erzählte. Taukan Breidech, einer der frühen Könige des ursprünglichen, kleineren Casmantiums, erbaute seine Stadt auf der Grundlage eines Entwurfs, dessen Herzstück sieben breite Straßen waren, die acht konzentrische Ringe verbanden; der äußerste Ring bestand aus der Mauer und ihren berühmten Toren. Eine Abfolge von Kriegen und Eroberungen, von Zeiten des Friedens und des Wachstums veränderten jedoch das, was nach dem ursprünglichen Plan des großen Königs erbaut worden war. Die sich ausbreitende Stadt absorbierte zunächst die Mauer, bis man sie schließlich nach ungefähr hundert Jahren vollständig abriss. Ihre mächtigen Steine wurden für den Bau der unzähligen Mietskasernen, Wohnungen und Privathäuser verwandt, die sich heute die Hügel hinaufzogen – eine Reihe über der anderen – und sich rötlich und cremig-golden im weichen Morgenlicht abzeichneten. Gerent fragte sich, ob irgendeine dieser Residenzen vielleicht für Belagerungsmaschinen unangreifbar war, sollte mal ein Katapult das Feuer auf sie eröffnen: Berusent hatte sich nicht zu der Frage geäußert, ob die Erbauermagie vielleicht in den Steinen und Balken der großen Mauer erhalten geblieben war, als man sie als Baumaterial für Häuser

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