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Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Titel: Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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aber sie war wohlhabend; wer nach Arbeit suchte, hatte hier eine Chance, sie auch zu finden.
    Dadurch waren die Gasthäuser jedoch stark belegt. Solange Sicheir auf dem Balkon stand, reichte der Platz nicht, damit Gerent auch nur einen Fuß darauf setzen konnte. Das war ihm nur recht: Zwar war es zweifellos äußerst unwahrscheinlich, dass jemand, der aus Melentser stammte, aufblickte und ihn erkannte – aber warum sollte er überhaupt das Risiko eingehen?
    »Die Männer können morgen allesamt nach Norden zurückkehren, und wir trennen uns hier«, fuhr Sicheir fort und warf einen Blick über die Schulter auf Gerent. »Ich finde das schade. Du hast ein gutes Gedächtnis für diese oder jene Geschichte aus historischen Werken. Ich verstehe, warum mein Vater es für eine gute Idee hielt, dass du mit Tehre zusammenarbeitest.«
    Gerent murmelte einige passende Worte. Ihn beschäftigte die unvermittelt aufgetretene, dringende Verlockung, zu erklären, dass Breidechboda nicht mehr sein Ziel war. Er könnte doch in Begleitung Sicheirs nach Westen zum Gebirgspass bei Eira reisen und ein für allemal die Frage klären, ob die Überquerung der Grenze die Fluchgelübde-Magie brach, und er vermiede auf diese Weise jede mögliche Begegnung mit irgendeinem früheren Besitzer oder Vetter und sonst jemandem in Breidechboda, der Gerent vielleicht wiedererkennen würde.
    Natürlich fände er dann niemals Rikteier Andlauban und erhielte nie die Gelegenheit, den Wundarztmagier um die Entfernung der Fluchgelübde-Ringe zu bitten. Selbst wenn das Fluchgelübde bei Überschreitung der Grenze brach, so würde der Fortbestand der Ringe ihn doch ein Leben lang weiter beunruhigen. Er könnte das ertragen. Es gab Schlimmeres, als das Symbol der Sklaverei mit sich herumzutragen. Trotzdem ... sehnte sich Gerent dermaßen danach, die Ringe loszuwerden, dass es ihn in allen Knochen schmerzte.
    Außerdem hatte er Annachudran versprochen, das Haus seiner Tochter aufzusuchen.
    Gerent hatte Jahre darauf verwandt, den Glauben zu entwickeln, dass echte Freundlichkeit nicht existierte. Und dann demonstrierten ihm Aben Annachudran und seine Familie ganz mühelos, dass all die so hart erlernten, schmerzlichen Lektionen nicht der Wahrheit entsprachen. Es schien, als wäre die Welt, wie sie sich Gerent darbot, auf einmal größer geworden und hätte die ganze großzügige Weite zurückgewonnen, an die er sich aus frühen Kindertagen erinnerte. Und Gerent begriff allmählich – ein Erkenntnisprozess, der immer noch abgeschlossen war –, dass er sich all diese Jahre lang nichts sehnlicher gewünscht hatte als einen Grund, an diese Großzügigkeit zu glauben. Und Annachudran hatte ihm diesen Grund gegeben.
    Also sagte Gerent am Morgen nichts, sondern schwang sich auf sein ausgeliehenes Pferd und ritt nur bis zum Westtor von Dachseit zusammen mit Sicheir. Dann verabschiedete er sich mit einem Händedruck und einem Nicken von dem jüngeren Mann und ritt weiter nach Süden durch die Stadt, ohne noch einen Blick zurückzuwerfen. Ein perlmuttfarbener Morgennebel hatte sich über Dachseit gelegt und glitzerte auf den Schieferdächern der Häuser und den Pflastersteinen der Straßen.
    Der Nebel verwandelte sich schon in einen kalten Regen, ehe Gerent auch nur das Südtor von Dachseit erreichte. Und dieser Regen begleitete ihn weiter auf dem Ritt nach Süden. Die Straße war zu gut angelegt, um schlammig zu werden; das Wasser perlte nur auf dem Straßenbelag und floss über die abgeschrägten Ränder ab. Der hartnäckige Regen drang Gerent jedoch bis unter den Hemdkragen und machte die Zügel in seiner Hand rutschig, und er ritt gebeugt und mit gesenktem Kopf dahin. Er bemühte sich, den Regen nicht als ein schlechtes Vorzeichen zu betrachten.
    Die Landschaft veränderte sich südlich von Dachseit; sie wurde flacher und fruchtbarer. Gerent durchquerte einen eng gefügten und ordentlichen Flickenteppich aus Feldern, Wiesen und Obstgärten. Es gab nur wenige Forste, weshalb anzunehmen war, dass Holz hier hoch im Kurs stand. Der Fluss wälzte sich links von Gerent in der Farbe von verschlammtem Schiefer dahin, und die Wasseroberfläche kräuselte sich im Regen. Bunt bemalte Schiffe glitten an Gerent vorbei und fuhren mit einer Geschwindigkeit flussabwärts, mit der kein Pferd Schritt halten konnte. Aber wie die Waffenknechte schon angedeutet hatten, sah Gerent nicht selten gestrandete Schiffe, deren Besatzungen sich fluchend abplagten, ihre Fahrzeuge wieder

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