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Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Titel: Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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in ganz Casmantium, aber keinesfalls drei. In leicht trockenem Ton erwiderte Gerent: »Ich denke, ich kann mich gleich entscheiden. Ich nehme deinen Brief und begebe mich nach Breidechboda. Falls deine Tochter mir eine Unterkunft in der Stadt anbietet, nehme ich diese natürlich auch an. Ich bin sicher, dass ich ihre Arbeit interessant finden werde.«
    Annachudran betrachtete Gerent lange und forschend. »Ich versuche nicht, dich zu etwas zu zwingen«, sagte er ernst.
    »Außer vielleicht durch Großmut.«
    Annachudran nickte leicht überrascht, vielleicht weil es ihm selbst noch gar nicht bewusst geworden war. »Ja, vielleicht.« Er zögerte noch einen Moment lang. Dann wünschte er Gerent durch ein bloßes Nicken eine gute Nacht und ging hinaus.
    Gerent starrte auf den Umschlag in seiner Hand.
    Andreikan Warichteier sagte, dass die kalte Zauberkunst, die das Fluchgelübde schuf, in Farabiand brechen müsste, also dort, wo keine Kaltmagier ihre Kunst ausübten. Er behauptete, die freundlichen Erdmagier des Westens untersagten es, irgendeinem Menschen Fluchgelübde-Bande aufzuerlegen, und hätten die Grenze mit einer machtvollen Magie des Aufbrechens und Lockerns ausgestattet, um zu gewährleisten, dass ihr Verbot auch umgesetzt wurde. Entechsan Terichsekiun, ein Zeitgenosse von Warichteier und rivalisierender Philosoph, stimmte ihm in dem Punkt zu, dass ein Fluchgelübde nicht nach Farabiand getragen werden konnte, vertrat jedoch die Auffassung, dass diese Einschränkung eine natürliche Eigenschaft jenes anderen Königreiches war. Feirlach Fenescheiren, der heutzutage nicht mehr so viel gelesen wurde, aber ein sorgfältig arbeitender Gelehrter gewesen war, den Gerent im Allgemeinen zuverlässig fand, widersprach ihnen beiden. Ihm zufolge untersagten die Safiad-Könige jede Anwendung kalter Zauberkunst – und er hatte die Warnung ausgesprochen, die Safiads würden dieses Verbot noch bedauern, wenn sie jemals mit der Wüste aus Feuer und Stille konfrontiert wurden, wozu Casmantium ständig gezwungen war.
    Natürlich wandte Berentser Gereimarn ein, der hundert Jahre nach diesen dreien geschrieben hatte, das wäre alles Unfug und es gäbe überhaupt nichts, womit man verhindern könnte, dass die kalte Zauberkunst und all ihr Hexenwerk in Farabiand oder Linularinum oder irgendeinem sonstigen Land wirkte, egal wie weit man nach Westen zog. Gereimarn war zwar nicht der zuverlässigste aller Naturphilosophen, aber Pareirechan Lenfarnan äußerte sich in gleicher Weise, und er war ein sorgfältigerer Gelehrter gewesen.
    Doch jeder einzelne Philosoph, den Gerent je gelesen hatte, war der Meinung, dass ein Fluchgelübde zusammen mit den dazugehörigen Ringen verschwinden würde, wenn diese entfernt werden könnten. Und falls irgendein Mensch dazu in der Lage war, Sehnen vom Knochen zu lösen und wieder anzubringen, dann war dies Rikteier Andlauban mit seinen Fähigkeiten als Wundarzt und Magier. Aben Annachudran hatte klar angedeutet, dass der Mann damit schon Erfahrung hatte.
    Schließlich öffnete Gerent den Umschlag und holte einen zusammengefalteten Brief hervor. Dieser schien genau das, was er sein sollte: ein persönliches Schreiben, in dem ein nicht genannter Mann gebeten wurde, als persönlichen Gefallen dem Überbringer des Briefes einen nicht genannten Dienst zu leisten. Eindeutig klang die übereinstimmende Ansicht beider Männer durch, dass ein Gefallen geschuldet wurde – und dass auf jeden Fall der Mann, an den die Bitte herangetragen wurde, wohl keine Einwände gegen den besonderen Dienst hatte, der erbeten wurde. Gerent steckte den Brief in den Umschlag zurück. Als er sich schließlich auszog und aufs Bett legte, ließ er die Hand auf dem Umschlag liegen, als bestünde das Risiko, dass er vor dem Morgen verschwand, wenn er nicht ständig geschützt wurde.
    Am Morgen begegnete Gerent eine Stunde nach Sonnenaufgang der Dame Emre im Frühstückszimmer, noch ehe ihr Mann dort eintraf. Es war ein kleines, sehr weiblich eingerichtetes Zimmer, mit zierlich gearbeitetem Mobiliar in durchgängig hellen Farben. Emre Tanschan saß am Kopfende des eleganten Frühstückstisches und passte perfekt in diese Umgebung.
    Gerent bemerkte, dass seine Gastgeberin ihn besonders eindringlich ansah, und ihm kam eine Vermutung. »Ah, du wusstest also ...«, entfuhr es ihm. »Das heißt, dein Gemahl hat dir mitgeteilt ...«
    Die Dame Emre lächelte und deutete so schlichte Zufriedenheit an. »Oh ja. Meine Tochter wird sich so

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