Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers
Glockenkordel an. Wenn er jedoch überhaupt in Breidechboda bleiben wollte, benötigte er eine Unterkunft. Und er vertraute Aben Annachudran. Außerdem war er, wie er sich selbst eingestand, neugierig auf Tehre Annachudran Tanschan. Also streckte er schließlich die Hand aus, zog kräftig an der Kordel und hörte das ferne Läuten der Glocke – Eisen, nach dem Klang zu urteilen, aber mit einer weichen Klangfarbe, wie sie für Eisen ungewöhnlich war.
Rasche Schritte ertönten, und die Klappe im Zentrum der Tür wurde geöffnet. Eine ältere Frau mit gutmütigem Gesicht starrte recht erstaunt zu ihm heraus.
»Ein Brief Aben Annachudrans an seine Tochter«, sagte Gerent schnell, ehe die Frau sich dahingehend äußern konnte, Hausierer wären nicht willkommen. Er reichte ihr den Brief samt Umschlag durch die Klappe und rechnete damit, dass sie ihn anweisen würde zu warten, während sie das Schreiben ihrer Herrin überbrachte.
Stattdessen warf ihm die Frau einen langen, abwägenden Blick zu, nickte, holte den Brief aus dem Lederumschlag und las ihn selbst. Dann sah sie wieder auf und lächelte ihn grüßend an. Die Klappe flog zu und wurde verschlossen; einem Moment später war das Geräusch eines schweren Riegels zu hören, der aufgeschoben wurde. Dann schwenkte die Tür auf, und die Frau lächelte Gerent erneut an. »Hochverehrter Herr – sei willkommen«, sagte sie freundlich. »Ich bin Fareine Reinarechtan. Ich habe die Ehre, den Haushalt der Dame Tehre zu verwalten. Binde das Pferd an das Geweih dieses Hirsches dort ... Ja, so ist es richtig. Ich schicke gleich jemanden, der es in den Stall bringt. Der liegt günstigerweise nur vierhundert Meter die Straße hinab, und ich verspreche dir, dass man gut für das Tier sorgen wird. Alle stellen ihre Pferde dort ab. Trete ein, hochverehrter Herr, und sei willkommen.«
Gerent trat ein und verbeugte sich leicht. Es fühlte sich ... sehr seltsam an, dieses Haus als willkommener Gast zu betreten, mit einem falschen Namen im Empfehlungsschreiben und den in den Stiefeln versteckten Fluchgelübde-Ringen. »Verzeih mir, dass ich ohne Vorwarnung hier eindringe. Hätte mich eine Nachricht angekündigt, dann hätte sie nicht viel früher eintreffen können. Darf ich fragen, ob die Dame Tehre Annachudran Tanschan zu Hause ist?«
»Das ist sie, und ich bin überzeugt, dass sie dich begrüßen wird. Aber falls du so freundlich wärst zu warten, hochverehrter Herr ... Ich fürchte, dass die Dame Tehre es nicht schätzt, bei der Arbeit gestört zu werden. Doch sie wird bald herabkommen, da bin ich mir sicher. Gestatte mir, dich mit in die Küche zu nehmen, während man ein Zimmer für dich vorbereitet ... Esmin! Und welch langen Weg du zurückgelegt hast – den ganzen Weg vom Haus des hochverehrten Aben Annachudran bis hierher?«
»Ich war sehr interessiert, als ich den hochverehrten Aben Annachudran von der Arbeit seiner Tochter sprechen hörte, obwohl er nicht sehr in, ah, die Einzelheiten gehen konnte. Da ich selbst in Breidechboda etwas zu erledigen habe, war der hochverehrte Aben Annachudran so freundlich, mir ein Empfehlungsschreiben auszustellen.«
»Ein glücklicher Augenblick für meine Herrin, da bin ich mir sicher. Esmin! Wo steckt nur ... Ah, Esmin, Liebes! Bereite bitte ein Zimmer für unseren hochverehrten Gast vor, und achte auch darauf, dass reichlich Handtücher neben dem Waschbecken bereitliegen. Hochverehrter Herr, die Dame Tehre kommt bald herunter, da bin ich mir sicher ...« Während sie weiterhin einen Redestrom ausstieß, führte ihn die Frau durch die Halle.
Die Eingangshalle bestand gänzlich aus rotem Marmor und Porphyr und wurde von geriffelten Säulen im besten südlichen Stil getragen. Mosaiken verzierten die Wände. Auf die Eingangshalle folgten enorme Gewölbezimmer, die nicht minder einschüchternd wirkten. Dankenswerterweise erwies sich die Küche als viel überschaubarer. Auch sie war ein mächtiger Raum, aber behaglich und freundlich. Öfen säumten eine ganze Wand, und ein riesiger Tisch stand an einer anderen. Eine schmale Treppe führte, wie Gerent aufgrund des kalten Zuges vermutete, in einen Kühlkeller. Zwei Hilfsköchinnen gingen einer Chefköchin zur Hand, und eine Schar Mädchen besorgte das Spülen und erledigte Botengänge. Mit leichter Überraschung stellte er fest, dass hier nur Frauen das Kochen besorgten. War der ganze Haushalt weiblich?
Die Chefköchin schien Gerents knochige Größe als amüsante Herausforderung zu
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