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Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Titel: Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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noch eine Ausgabe von Teirenchodens Epos über den Krieg zwischen Ceirinium und Feresdechodan hätte. Dein hochverehrter Vater besitzt eine Ausgabe, aber deiner Bibliothek fehlt eine. Und wo ich schon beim Thema bin: eine Ausgabe von Sichan Meiregens Epos über den späteren Krieg zwischen Meridanium und Casmantium. Über den Krieg im fünften Jahrhundert, nicht den im vierten. Du hast nur wenige historische Werke in deiner Bibliothek, und das ist nun wirklich ein Mangel, denn ich bin sicher, dass dich die Beschreibung von Festungsanlagen und den Belagerungsmaschinen, die Breschen ins Mauerwerk gerissen haben, interessieren würde.«
    Tehre stieß ein kurzes »Hmm« hervor und warf Fareine einen Blick zu, die sich schon eine Notiz machte. Anschließend sagte Tehre zu ihrem Gast: »Ich würde gern mehr von der Wüste hören und davon, was sie von der üblichen Landschaft unterscheidet – falls du mir das schildern möchtest.«
    »Eine interessante Frage«, erwiderte Gerent sofort. »Das Licht, die Luft, sogar der Staub – all das ist in der Wüste ganz anders.«
    »Oh, ja?« Jetzt war keinerlei Hinweis mehr zu erkennen, dass sich Tehre auch nur im Mindesten dafür interessiert hätte, wie er ihrem Vater begegnet war. Sie blickte sich vage um. Gerent erkannte, dass sie nach einer Schreibfeder Ausschau hielt, als Fareine ihr auch schon eine in die Hand drückte und ein kleines Heft auf den Tisch legte, damit Tehre darin schreiben konnte. Tehre umfasste die Feder, scheinbar ohne zu bemerken, wie sie in ihre Hand gelangte, und beugte sich konzentriert vor. »Inwiefern anders?«
    Gerent fand mühelos heraus, wo der Wundarztmagier Rikteier Andlauban wohnte, und suchte am Tag nach der eigenen Ankunft in Breidechboda dessen Haus auf. Andlauban war jedoch nicht da.
    »Ich fürchte, der hochverehrte Wundarzt ist nach Weirachboda gereist«, berichtete der Türsteher entschuldigend, dessen Redeweise von professioneller Aufrichtigkeit zeugte. »Wir erwarten seine Rückkehr in drei oder vier Tagen, hochverehrter Herr. Sicherlich in nicht mehr als fünf Tagen. Soll ich dem hochverehrten Wundarzt Euren Namen ausrichten? Möchtet Ihr ein Zeichen hinterlassen?«
    Gerent schüttelte den Kopf und versicherte dem Türsteher, er werde in wenigen Tagen zurückkehren. Dann machte er sich auf den Rückweg zu Tehres Haus. Er war natürlich enttäuscht. Er hätte nie damit gerechnet, dass er sich nach Breidechboda wagte und dann einem solch trivialen Problem begegnete. Was, wenn Andlauban nicht in drei, vier oder fünf Tagen zurück war? Was, wenn ihn seine Geschäfte in Weirachboda, welche auch immer das waren, länger in Anspruch nahmen? Wie lange würde Gerent in Breidechboda bleiben müssen? Und wie hoch war das Risiko, über einen alten Bekannten zu stolpern, einen seiner früheren Meister – wahrscheinlich eher über einen ihrer Dienstboten – oder, am schlimmsten, über einen der eigenen Vettern? Jemanden, irgendjemanden, der ihn erkannte? Er konnte sich richtig vorstellen, wie er um irgendeine Ecke ging und sich unvermittelt einem seiner Vettern gegenübersah: Brachan oder Feir oder Geseikan. Brachan oder Feir stutzten dann vielleicht, würden vielleicht nicht glauben wollen, wen sie da erkannt hatten. Aber Geseikan würde auf gar keinen Fall an sich zweifeln.
    Bei diesem Gedanken trat Gerent der Schweiß auf die Stirn, und alle seine Nerven spannten sich an. Er hatte das Gefühl, dass jeder Schritt gefährlich war, den er außerhalb des Annachudran-Stadthauses zurücklegte; und so warf er immer wieder Blicke über die Schulter, bis er zurück in dessen Schutz war. Wenngleich er den Kopf gesenkt hielt und sich bemühte, so unauffällig wie möglich zu bleiben, machte er doch einen Umweg zu einem Markt unter freiem Himmel, wo er lange genug blieb, um die nötigen Materialien zu erwerben, aus denen er am Abend das maßstabsgetreue Modell eines Bogenkatapults für Tehre anfertigte. Er benutzte dafür Zypressenholz, Sehnen und Draht, für deren Kauf er eigenes Geld ausgegeben hatte – oder zumindest etwas von dem Geld, das Annachudran ihm mitgegeben hatte.
    Soweit er es feststellen konnte, war er niemandem begegnet, den er je gekannt hatte.
    Am nächsten Morgen demonstrierte er Tehre das Modell. »Wenn du jedoch den Maßstab direkt hochrechnest, stimmen die Dimensionen möglicherweise nicht mehr ganz«, warnte er sie.
    »Ja, ich weiß«, sagte Tehre geistesabwesend, während sie den Mechanismus entzückt betrachtete. »Mauerwerk ist

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