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Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Titel: Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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bestand aus Planken, die von diesen Ketten gehalten wurden.
    »Das ist ein ungewöhnlicher Entwurf«, bemerkte Gerent und betrachtete das Diagramm forschend. »Woher stammt er?«
    Tehre warf ihm einen Blick zu und wirkte dabei unvermittelt scheu. »Oh, na ja ... Ich habe sie entworfen. Als ich über die Unterschiede zwischen Guss- und Schmiedeeisen und Stahl nachdachte und über die Brücken, die nötig werden, um diese Straße durchs Gebirge zu ziehen. Es soll eine echte Straße werden, weißt du, von der Art, die das ehrgeizige Herz des Arobarn glücklich stimmt – breit genug für vier Wagen nebeneinander. Mit all den Durchbrüchen, die dafür nötig werden.«
    Ungeachtet ihres bitteren Tonfalls klang sie ganz danach, als würde sie sich über eine Gelegenheit freuen, einige neue Ideen für den Bau einer wirklich guten Straße auszuprobieren.
    »Ich würde gern Drahtseile benutzen«, fuhr Tehre fort. »Nur dass es natürlich viel zu teuer wäre. Also habe ich schmiedeeiserne Ketten als Grundlage genommen. Man braucht allerdings richtig gute Schaffende, um diese Ketten herzustellen und sie mit dem Bodenbelag der Straße zu verbolzen. Nebenbei, diese habe ich wie die Beplankung eines Schiffs ausgearbeitet. Ich würde dir gern die Art Bolzen zeigen, die mir vorschweben, und mal hören, was du davon hältst ... Hast du schon mit Schmiedeeisen gearbeitet?«
    »Ich habe schon mit allem gearbeitet«, versicherte ihr Gerent.
    »Wirklich? Das ist gut«, sagte Tehre geistesabwesend. Sie blickte sich vage um. Fareine kam hinzu und reichte ihr den halb vollen Krug mit verdünntem Wein. Tehre starrte die ältere Frau einen Augenblick lang an; dann bedachte sie den Krug in ihrer Hand mit der weitgehend gleichen Miene unbestimmter Überraschung und nahm einen Schluck.
    »Du solltest auch den Rest der Schnitte essen«, mahnte Fareine und reichte sie ihr.
    »Ich denke auch.« Tehre ließ zu, dass die andere Frau ihr die Schnitte in die Hand drückte.
    »Kuchen, hochverehrter Herr?« Fareine bot Gerent den anderen Teller an.
    »Tropfe keinen Honig auf die Diagramme!«, rief Tehre aus und setzte dann mit unvermittelter Freude hinzu: »Oh, wir haben Kuchen? Danke, Fareine, aber achte auf den Honig.«
    Die ältere Frau lächelte geduldig und reichte feuchte Lappen herum – die sie vorausschauend in eine Tasche ihres Gewandes gesteckt hatte –, um Honigtropfen aufzufangen oder abzuwischen.
    »Also ...«, sagte Tehre zu Gerent und brach wieder ab, als wüsste sie nicht recht, wie sie weitermachen sollte. Dann erkundigte sie sich vorsichtig, als wäre es eine potenziell gefährliche Frage: »Also hast du schon an Brücken gearbeitet? Oder an Schwachstellen von Bauwerken?«
    »Nicht speziell«, räumte Gerent ein. »Es klingt jedoch interessant.«
    »Alles ist interessant«, wandte Tehre ein. Sie sprach es nicht so aus, als wäre es ein Scherz; nichts Schelmisches oder Anzügliches oder Humorvolles schwang in ihrem Ton mit. Sie sagte es einfach. Alles ist interessant – als meinte sie genau das. Und dann setzte sie wehmütig hinzu: »Aber ich denke wirklich, dass ich hier etwas übersehe: irgendein fundamentales Konzept, das mir deutlich zeigt, wie Brücken, Mauern und Schiffe, kleine Mechanismen wie Bögen und Uhren und Speiseaufzüge funktionieren. Ich denke, ich übersehe etwas, das mir helfen würde, Brücken und die Ausbreitung von Rissen zu erklären, und ... Ich weiß nicht. Warum Seile reißen und Stein zerspringt und Metall sich biegt.« Sie verdrückte einen Kuchen mit zwei ungeduldigen Bissen und starrte düster das Diagramm auf dem Tisch an.
    »Ich habe mich vor allem mit der praktischen Seite der Schaffensgabe befasst«, erzählte Gerent ihr. »Aber ich denke, dass du gute Fragen stellst. Du kannst mir erklären, was du über Stärke und Risse und Robustheit denkst, und vielleicht kann ich dabei helfen, eine passende Definition der Eigenschaften von Materialien zu finden. Warum sollten Garaneirdich und Wareyer und Terichsekiun das ganze Vergnügen für sich haben? Obwohl der erste Schritt vielleicht darin besteht, zu klären, was alle diese großen Philosophen gesagt haben, und zu sehen, wie ihre Begriffswelten zueinander und zu den Eigenschaften passen, die du definieren möchtest.«
    Tehre schenkte Gerent einem Blick, mit dem sie ihm möglicherweise zum ersten Mal wirkliche Aufmerksamkeit entgegenbrachte. »Du hast all die Philosophen gelesen? Ja, das hast du, nicht wahr? Du hast verstanden, was du gelesen hast, und

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