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Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Titel: Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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die einzige Art von Konstruktion, die man fast immer direkt vergrößern kann ...« Sie hielt kurz inne und dachte darüber nach. »Ich denke, wenn man Geschosse aus einem solchen Mechanismus abfeuert«, während sie schlussfolgerte, fasste sie an das Modellkatapult, »kommt es wahrscheinlich auf die Stärke der Zugspannung an; denn wie gut das beschossene Ziel die Treffer verkraftet, das wechselt wahrscheinlich mit dem Maßstab. Bei Mauerwerk ist das weniger der Fall – solange man sämtliche Teile des Gebäudes oder der Brücke unter Druck stehen hat. Denn man erreicht niemals die Drucklast, die das Mauerwerk tatsächlich zerbrechen könnte.«
    »Stein bricht«, wandte Gerent ein.
    »Bauwerke zerbrechen«, korrigierte ihn Tehre gedankenverloren. »Nicht jedoch aufgrund von zu viel Druck auf dem Gestein. Generell hat dann jemand die Mauer zu dünn oder nicht schwer genug gebaut, und die Drucklinie erstreckt sich über die Mauer hinaus, sodass diese kippt und umstürzt. Hmm, du hast hier aber eine starke Zugkraft eingebaut.« Sie spannte die Katapultsehne und lud eine Steinkugel in die Schale. Dann betätigte sie den Auslöser. Der Stein traf mit einem zufriedenstellenden dumpfen Aufprallton genau das Ziel, das Gerent im Garten aufgebaut hatte.
    Tehre krähte vor Freude wie ein Kind. »Wundervoll! Wundervoll! Oh, ich hätte schon längst mal an Belagerungsmaschinen denken müssen! Macht es dir etwas aus, wenn ich die hier kaputtmache? Ich würde sie gern ohne Ladung abfeuern und sehen, was dabei mit ihr passiert ... Nicht heute jedoch!«, fügte sie sofort hinzu, als ihr klar wurde, wie sich das vielleicht anhörte. »Es ist eine großartige Vorrichtung, und ich möchte erst einige Tage lang damit herumspielen. Aber später ...«
    »Ich weiß, dass du dich für die Frage interessierst, wie Konstruktionen versagen«, versicherte ihr Gerent. »Ich kann dir noch eine bauen – so viele, wie du möchtest. Allerdings müsste ich dann mehrmals zum Markt, um weitere Materialien zu besorgen, und ...« Er brach ab; und seine Miene zeigte, dass er nur ungern die angedachten Käufe erledigen wollte.
    »Oh, könntest du wirklich noch andere Maschinen bauen? Bitte fang mit einer weiteren an, ja? Sag einfach Fareine, was du an Material benötigst, falls du nicht in die Stadt gehen und sie selbst bestellen möchtest.« Tehre lud die Vorrichtung mit einem weiteren Stein und fragte schüchtern: »Möchtest du diesmal schießen?« Sie hatte gesprochen, als dächte sie nicht, dass Gerents Widerstreben, das Haus zu verlassen, oder die Tatsache, dass sie es bemerkt hatte, irgendeines Kommentares bedurfte.
    Es war typisch, fand Gerent, dass Tehre zwar etwas Merkwürdiges an ihm bemerkte – etwas, das er sogar zu verbergen versuchte –, aber gleichzeitig nicht bemerkte, dass es seltsam war. Er vermutete, dass sie einfach die meisten Menschen für merkwürdig hielt und ihr somit gar nicht auffiel, wenn jemand richtig seltsam handelte.
    Er hatte geglaubt, dass niemand sonst seine Furcht bemerkt hatte, in die Stadt zu gehen. Na ja, Fareine möglicherweise; sie war eine scharfsichtige Frau. Bei der Hausgemeinschaft insgesamt fand sich Gerent jedoch zum ersten Mal seit neunzehn Jahren als normaler und geschätzter Mann anerkannt.
    Vielleicht gefiel Gerent aus diesem Grund alles an diesem Haus und seiner Gemeinschaft. Er freute sich an der Lebhaftigkeit des vor allem weiblichen Personals, an der freundlichen Wärme der Küche und der Beschäftigten – und sie waren wirklich freundlich. Sie waren es von vornherein gewesen und wurden es immer mehr. Gerent wagte es jedoch nicht, irgendeines der Angebote anzunehmen, die ihm mehrere der jungen Frauen diskret machten. Selbst wenn er es hätte riskieren wollen, die Dame Tehre zu kränken, so konnte er doch kaum irgendeine Frau aufsuchen, solange er durch Fluchgelübde gebunden blieb. Doch sicherlich würde Andlauban bald zurückkommen ... Er fasste an den starren Lederumschlag mit Annachudrans Brief an den Wundarzt und bezog daraus Zuversicht.
    Der Wundarztmagier würde sicher bald zurückkehren und sich einverstanden zeigen, die Fluchgelübde-Ringe zu entfernen, und dann stand es Gerent endlich frei, einen neuen Lebensweg einzuschlagen ... Er stellte jedoch zu seiner Überraschung fest, dass es ihm leid täte, Breidechboda zu verlassen, wenn er damit zugleich die Chance verlor mitzuerleben, welche merkwürdigen Brücken und welch vielschichtige mathematische Philosophie Tehre Annachudran

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