Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers
gutes Stück über das schlichte physische Charisma selbst des eindrucksvollsten Soldaten hinaus. Als er den Fürsten aus Farabiand finster musterte, schien der ganze Raum unter der Macht dieses Unmuts zu summen; als er diesen finsteren Blick auf Tehre richtete, empfand sie die Missbilligung wie eine körperliche Kraft. Sie reckte das Kinn und bemühte sich, nicht vor Bestürzung zu blinzeln. So hatte der König zuvor nicht gewirkt; aber beim vorangegangenen Besuch war sie auch nicht gegen seinen Befehl und nicht in Gesellschaft eines Vertreters des Königs von Farabiand erschienen. Sie versuchte, nicht nervös zu erscheinen.
»Verzeiht der Dame«, sagte Fürst Bertaud recht glatt, wenn man sein unbeholfenes Praken bedachte. »Sie hat erklärt, sie wünsche Euch zu sehen. Und ich habe gesagt, dass es mir nichts ausmacht zu warten.« Er zeigte eine kleine ehrerbietige Verbeugung.
Der Arobarn richtete seinen geradezu Furcht einflößend finsteren Blick wieder auf den fremden Herrn ... und überraschte Tehre mit einem tiefen, erheiterten Glucksen. Dieser Humor wies vielleicht eine gewisse Schärfe auf, klang aber nicht gezwungen. »Nun«, sagte der König an Tehre gewandt, »wenn du mich so dringend zu sehen wünschst, sollte ich mir vielleicht die Zeit nehmen, nicht wahr? Da mein Gast ja auch versprochen hat, geduldig zu sein.« Er gab ihr einen Wink, drehte sich um und führte sie zum anderen Ende des Raums, wo sie relativ ungestört reden konnten.
Es war ein großer Raum, aber dankenswerterweise keiner der großen Säle mit Porphyrsäulen und Marmorböden und hohen, Echos werfenden Deckengewölben. Dies war ein stilleres Zimmer mit dicken Vorlegern und bequemem Mobiliar: die Art von Zimmer, wo der Arobarn sehr wohl lieber die alltäglichen Staatsgeschäfte tätigen mochte, statt förmliche Audienzen abzuhalten. Er forderte Tehre mit einem Wink auf, sich auf einen Stuhl zu setzen, und sank selbst auf einen anderen Stuhl.
Tehre setzte sich auf die Kante. Sie war nervös und versuchte festzustellen, ob sich der König tatsächlich über sie ärgerte. Sie konnte es nicht erkennen.
»Nun?«, fragte der Arobarn. »Ich bin dankbar, dass du meine Aufmerksamkeit auf Gerent Ensiken gelenkt hast, und so bin ich willens, Geduld zu üben. Solltest du jedoch Schwierigkeiten mit Fürst Fellestedens Erben bekommen haben, so ist das Angelegenheit der Stadtstreife oder eines meiner Richter, nicht für mich. Oder möchtest du seine Nachlassverwalter auf Schadenersatz verklagen? Auch das wäre Angelegenheit eines Richters, nicht meine.«
»Natürlich!«, erwiderte Tehre überrascht. »Damit wollte ich sagen, mein Herr König, dass ich gar nicht wegen Fürst Fellesteden gekommen bin. Ich möchte mich nach Beguchren Teshrichten erkundigen. Und wem sollte ich diese Frage vorlegen, wenn nicht Euch, da er die Stadt bei Tagesanbruch verlassen hat? Ich habe mich gefragt, welche Probleme im Norden bestehen und was der große Magier von meinem Freund Gerent erwartet. Er hat ihn freigelassen, ich weiß. Ich verstehe jedoch nicht den Grund, und ich frage mich, ob er ihm eine andere Art von Band auferlegte, als er das Fluchgelübde aufhob?« Sie hielt inne und musterte den Arobarn vorsichtig. Tehre wusste, dass sie die Auswirkungen ihrer Worte manchmal falsch einschätzte, aber falls der König verärgert war, so konnte sie nichts davon erkennen. Er starrte sie nur mit einer Miene geduldiger Neutralität an.
»Falls Euer hochverehrter Magier eine Person mit der Schaffensgabe brauchte, na ja, wir haben viele gute Schaffende in Breidechboda«, fuhr Tehre fort. »Ich bin selbst eine und von allen nicht die mit der geringsten Begabung. Ich weiß zwar, dass das kein Ausdruck von Bescheidenheit ist, aber es trifft nun einmal zu. Ich kann mich jedoch nicht entsinnen, gehört zu haben, dass der Magier Beguchren Teshrichten nach einem Schaffenden suchte, also hat er das auch nicht kundgetan und Schaffende aufgefordert, sich bei ihm zu bewerben, nicht wahr? Und Ihr sagtet mir, Ihr bräuchtet einen Mann, der ... der zu starker Loyalität fähig wäre. So habt Ihr das ausgedrückt. Was Ihr jedoch meintet, war, dass Beguchren Teshrichten einen Schaffenden mit dieser Fähigkeit brauchte, und aus irgendeinem Grund zog er einen Schaffenden vor, der durch ein Fluchgelübde gebunden war, obwohl er ihn dann als Erstes von diesem Fluchgelübde befreite. Ich finde das merkwürdig. Ich habe versucht, schlau daraus zu werden, was sich der Herr Magier vielleicht
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