Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers
dachte, als er Gerent aussuchte, aber es gelingt mir nicht. Und dann sind sie nach Norden gezogen. Im Norden ist also eine wichtige Aufgabe zu erledigen, die mit den Greifen und der neuen Wüste zu tun hat – denn aus welchem anderen Grund solltet Ihr Euren einzigen Magier schicken? Und es handelt sich dabei um ein Problem, oder ein Problem besteht im Zusammenhang damit, oder der Herr Magier rechnet mit Problemen, wenn er es zu lösen oder damit fertig zu werden versucht. Und Gerent ist ein sehr begabter Schaffender, aber ich weiß nicht, ob ich nach einem Schaffenden suchte, der zu starker Loyalität fähig ist, wenn ich an ein Problem dächte, das mit der Schaffensgabe zu tun hat; ich würde nach dem besten und stärksten Schaffenden suchen, wer immer das ist. Gerent ist jedoch aus dem Norden gekommen, nicht wahr? Er sprach von Meridanium, aber ich frage mich, ob es in Wirklichkeit nicht Melentser war? Also mache ich mir Sorgen, dass das Schaffen nicht wirklich das ist, was dem Herrn Magier vorschwebte, als er ausdrücklich Gerent mit nach Norden nehmen wollte ...«
Der Arobarn hob die Hand und unterbrach so ihren Redefluss. In leicht erheitertem Tonfall stellte er fest: »Du bist sehr direkt, meine Dame Tehre.«
»Das sagen alle Leute«, räumte Tehre ein. »Manchmal werden sie ärgerlich. Wenn ich Euch verärgert habe, tut es mir leid. Ich hatte es nicht vor. Ich verstehe nur nicht, wie irgendjemand etwas gesagt oder erledigt bekommen möchte, wenn er nicht bereit ist zu sagen, was er denkt. Meine Familie lebt im Norden, wisst Ihr, und falls es dort Probleme gibt, mache ich mir ihretwegen Sorgen.« Verspätet setzte sie hinzu: »Mein Herr König.«
»Meine Dame Tehre, ich bin nicht über dich verärgert«, erwiderte der Arobarn sanft. »In einer Hinsicht hast du recht: Wir haben ein Problem im Norden.« Er blickte Tehre aus schmalen Augen an. »Es betrifft dich allerdings nicht. Es ist keine Frage für Schaffende oder Baumeister, verstehst du? Es ist eine Frage für Magier. Und wie du sagst, habe ich derzeit nur einen Magier.«
»Aber Gerent ...«
»Der Mann ist dein Freund, sagst du. Und doch kennst du ihn erst seit Tagen – und er hat sich damals noch nicht einmal mit seinem richtigen Namen bei dir vorgestellt, nicht wahr?«
»Trotzdem«, entgegnete Tehre – würdevoll, wie sie hoffte. Dennoch wusste sie, dass sie rot geworden war. Es stimmte, dass sie Gerents richtigen Nachnamen erst erfahren hatte, als der König ihn benutzt hatte, aber sie hoffte, dass sie nicht verraten hatte, wie irritiert sie darüber war. Entschieden sagte sie: »Ich habe nicht viele Freunde, mein Herr König, aber als Gerent Ensiken das Haus eines Freundes brauchte, kam er zu meinem Haus.«
»Ich verstehe, was du damit sagen möchtest.« Der König lehnte sich zurück und blickte sie weiter an. »Meine Dame Tehre, ich habe Verständnis für deine Sorgen. Ich verspreche dir, dass deiner Familie, egal wie weit im Norden sie womöglich lebt, nach meiner Kenntnis keine unmittelbare Gefahr droht. Sollte eine Gefahr bis an die Türschwelle deiner Familie gelangen, dann denke ich, wird dies nicht so schnell geschehen, dass die Zeit für die Familie und ihren ganzen Haushalt nicht mehr reichen würde, davor zurückzuweichen.«
»Aber ...«, wandte Tehre ein, wusste dann aber nicht weiter. Sie blinzelte und versuchte sich vom Bild des väterlichen Hauses zu befreien, wie es umgeben war von Sand und rotem Stein.
»Ich habe sorgfältig nachgedacht«, sagte der Arobarn entschieden, »und ich bin überzeugt, man soll die Dinge so belassen, wie sie im Moment sind.«
»Oh.« Tehre zerbrach sich den Kopf. Unsicher begann sie: »Aber ...«
»Nein!«, unterbrach der Arobarn sie und unterstrich dies, indem er die Hand hob. »Lass deinen Freund nach Norden ziehen. Überlasse es meinem Magier, sich um dieses Problem zu kümmern, wozu ich ihn ja auch entsandt habe. Sorge für dein eigenes Haus, meine Dame Tehre.« Er stand auf und blickte zu ihr hinab.
Einen Augenblick später wurde Tehre klar, dass es sich dabei um einen Befehl handelte. Sie stand schnell auf. »Mein Herr König ...«
»Nein«, fiel der Arobarn ihr erneut ins Wort. Sein Tonfall war geduldig, aber mit ausreichender Festigkeit, um ihr zu verdeutlichen, dass sie keine weiteren Einwände vorbringen konnte. Er fuhr fort: »Meine Dame Tehre, ich erkenne, dass auch du zu starker Loyalität fähig bist. Ich bewundere das. Aber nein. Geh nach Hause. Sobald aus dem Norden Nachrichten
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