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DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

Titel: DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Neumeier
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tatsächlich gegen den Safiad kämpfen wollen, dann wäre die richtige Stelle ein Stück weiter nördlich gewesen, wo die schmale Straße zwischen dem Waldland im Osten und dem Fluss im Westen verlief. Dort hätte er Bogenschützen im Wald aufgestellt, sodass Iaor Safiad gezwungen gewesen wäre, seine Truppen durch einen vernichtenden Pfeilhagel zu führen, um Beguchrens Speerträger zu erreichen. So jedenfalls setzten es Beguchren die Offiziere – zwei Hauptleute mit jeweils einer halben Kompanie – unnötigerweise auseinander. Sie und die Dame Tehre hatten sich unter dem Vordach seines Zeltes zu ihm gesellt, um erneut ihre Reihen in Augenschein zu nehmen und den Plan noch einmal durchzugehen.
    »Es geht nicht darum, einen Kampf zu führen«, erklärte Beguchren freundlich, »sondern Iaor Safiad davon abzuhalten, dass er dem Arobarn aus einem Irrtum heraus nachsetzt.« Die Dame Tehre zeigte ein ausdrucksloses Gesicht, was wahrscheinlich darauf hindeutete, dass sie an etwas ganz anderes gedacht hatte als an Beguchrens Worte. Beide Hauptleute nickten jedoch und wirkten dabei noch ernsthafter als zuvor bei ihren Ausführungen zur Aufstellung ihrer Truppen. Sie waren nicht dumm. Sie waren sich des denkbaren Irrtums, den Beguchren angesprochen hatte, sehr wohl bewusst.
    »Aber wie sollen wir den Safiad aufhalten, wenn wir nicht gegen ihn kämpfen können?«, fragte der dienstältere Hauptmann. »Und sollten wir uns nicht zumindest darauf vorbereiten, mit aller Kraft zu kämpfen, wenn alles andere scheitert? Oder sollenwir uns bereithalten, diese Position und unsere Männer auszuliefern und dem Safiad den Durchmarsch zu erlauben, wenn alles andere scheitert?« Er war von dieser Idee eindeutig nicht begeistert.
    »Es wäre uns wesentlich lieber, nicht zu kapitulieren«, räumte Beguchren ein. »Man kann befürchten, dass die Lage im Delta viel zu heikel wird, um irgendeine Einmischung von außen zu erlauben, mit welch guten Absichten auch immer sie erfolgt. Möglicherweise gibt mir Iaor Safiad sein Wort, unserem König freie Hand zu lassen, aber das halte ich für unwahrscheinlich.«
    Beide Hauptleute nickten; einer von ihnen lachte grimmig.
    Beguchren zeigte kaum ein Lächeln. »So ist es. Also ziehen wir es vor, Iaor Safiad so lange aufzuhalten, dass für ihn kaum noch eine Chance für eine nennenswerte Einmischung besteht. Am besten wäre es, ihn ganz aufzuhalten. Zunächst aber zeigen wir ihm uns von einer Seite, die ihn vielleicht dazu bringen wird, eine Pause einzulegen und nachzudenken, statt einfach seine Truppen für einen Angriff zu sammeln. Wir werden ganz sicher nicht zuerst die Bögen spannen.« Er blickte die zwei Offiziere nacheinander an und setzte ohne Betonung hinzu: »Tatsächlich dürft Ihr Eure Männer warnen, dass ich persönlich dafür Sorge tragen werde, jeden, der ohne Befehl schießt, unter ein Fluchgelübde zu stellen.«
    Bei diesen Worten blickte die Dame Tehre auf. Sie war auf einmal ganz aufmerksam und runzelte die Stirn. Beide Hauptleute erbleichten. »Niemand wird ohne Erlaubnis den Bogen spannen«, erklärte der Dienstältere ernst. »Das versichern wir Euch, mein Fürst.«
    »Fürwahr, davon bin ich überzeugt«, brummte Beguchren. »Sollten wir uns letztlich zum Kampf gezwungen sehen, dann hoffen wir, dass die Dame Tehre unsere schlechte Aufstellung kompensieren kann.«
    Die Hauptleute sahen sich gegenseitig an und bedachten dann die Dame Tehre mit Blicken, die von höchstem Respekt kündeten. Es waren Männern aus dem Norden; das war auch einer der Gründe, warum der Arobarn sie bei Beguchren zurückgelassen hatte. Sie hatten den Großen Wall gesehen.
    »Nun ja«, gab die Dame Tehre voller Sorge zu bedenken, »hier findet man allerdings keinerlei Gestein, das ich brechen könnte; die Berge sind weit entfernt. Ich denke, zu weit.«
    Die Dame saß auf einem Feldstuhl, die Hände gesittet im Schoß verschränkt, und ein paar geringelte Stränge ihrer dunklen Haare fielen neben dem Gesicht herab. Sie wirkte zerbrechlich, feminin und deutlich schöner als vor sechs Jahren. Die Ehe mit Gerent tat ihr sehr gut, dachte Beguchren.
    »Sicher, ich kann die Straße unter ihren Pferden aufreißen, mein Fürst«, fuhr sie fort. »Aber das würde sie nicht aufhalten – oder was denkt Ihr, wenn sie wirklich entschlossen sind? Die weiche schwarze Erde reicht hier am Fluss sehr tief. Ich weiß nicht, was ich damit anfangen könnte.« Eine winzige Falte bildete sich zwischen ihren zierlichen

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