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DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

Titel: DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Neumeier
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uns wartet, um uns für unsere Abenteuer auszuschimpfen und nach Heilern, heißer Suppe und warmen Decken zu schicken«, sagte Tan, der offenkundig vermutete, welche Richtung Maianthes Gedanken eingeschlagen hatten.
    »Du meinst doch nicht … Du denkst doch nicht …«
    »Im Leben nicht, Maia. Selbst wenn er die Schwierigkeiten mit den Greifen schon beigelegt hat, welche auch immer das waren, wäre er nie so töricht, die Sierhananstraße zu nehmen.«
    Irgendwie kam ihr diese Zusicherung bestimmter und stichhaltiger vor, wenn Tan sie laut aussprach, als wenn sie sich das nur selbst zuflüsterte. Sie nickte und fühlte sich besser.
    Schließlich brachten sie eine Wegbiegung hinter sich, und der Wald wich Weideland und nicht gepflügten Schlammfeldern und verstreuten Bauernhäusern. Noch ein Stück weiter folgten auf die Bauernhäuser die Außenbezirke der Stadt. Dahinter erkannten sie gerade eben noch die eigentliche Stadt – ganz nasser Schiefer und bemaltes Zypressenholz und glänzendes Pflaster. Maianthe musste sich zu ihrer Überraschung sehr überwinden, um nicht dem starken Bedürfnis nachzugeben, ihr Pferd zum Handgalopp anzutreiben und die Straße entlang direkt zum großen Haus zu jagen.
    Ein solcher wilder Ritt hätte sie vielleicht nicht einmal in Gefahr gebracht. Keinerlei Anzeichen von Linulariner Truppen waren zu sehen. Es dauerte einige Augenblicke, bis Maianthe sich über eines klar wurde: Der Arobarn hatte natürlich gewusst, dass die Straße frei war. Schließlich hatte er eigene Späher in vorgeschobener Position. Zögernd sagte sie zu Tan: »Denkst du, die Linulariner Truppen haben sich komplett über die Brücke zurückgezogen?«
    Tan schenkte ihr ein Lächeln, das nur ein klein wenig angespannt wirkte. »Hoffen wir es.«
    Er hoffte fast, dass sie sich nicht zurückgezogen hatten, wussteMaianthe. Von ihnen allen zog es Tan noch am wenigsten gen Tiefenau, und niemand schien Maianthes drängendes Verlangen nach Eile zu teilen. Aber ... Du könntest dir selbst und deiner Gabe ein wenig vertrauen, hatte Tan zu ihr gesagt. Und obwohl Maianthe dachte, dass sie vermutlich töricht in ihrer Ungeduld war, hielt sie nach dem Arobarn Ausschau, um ihn zu fragen, ob sie das Tempo nicht ein wenig beschleunigen konnten.
    »Wir beeilen uns, ja, aber mit Überlegung«, erklärte ihr der Arobarn. Sein Ton war zerstreut, aber freundlich. Während er sprach, blickte er an Maianthe vorbei die Straße entlang und nahm die leeren Höfe und die Stadt in Augenschein, der sie sich näherten. »Ich hatte gedacht, sie würden sich vielleicht über den Fluss zurückziehen. Aber jetzt denke ich, dass sie in der Stadt auf uns warten, eure Linulariner Feinde, versteht Ihr? Dieses Land …« – mit weiträumiger Geste umfasste er den Wald hinter ihnen und das freie Land um Tiefenau sowie die Stadt selbst – »... ist zu leer. Es ist nicht der Frieden, den wir hier vorfinden, sondern die Stille des Wartens … Ah, seht Ihr? Jetzt erfahren wir, was uns dort erwartet.«
    Eine kleine Gruppe von Männern war argwöhnisch am Straßenrand aufgetaucht, um sie zu empfangen. Bauern, dachte Maianthe, und vielleicht ein oder zwei Handwerker aus der Stadt. Sie starrten auf die Flaggen, besonders auf die mit der Eiche des Deltas. Und sie blickten Maianthe an, während der Arobarn sein Pferd anhielt und ihr mit der breiten Hand ein Zeichen gab, sie möge an die Spitze der Truppe reiten. Maianthe war ein wenig überrascht, aber nur kurz, denn die Milizkompanien freuten sich erkennbar über diese Geste des Arobarn, und die wartenden Männer fühlten sich eindeutig beruhigt. Die Miliz senkte ihre Banner vor Maianthe. Diese hoffte, dass sie nicht rot wurde.
    Die Männer kamen auf die Straße und blickten ihr entgegen.Dann senkten sie respektvoll die Köpfe und blickten misstrauisch an ihr vorbei auf den Arobarn, der unter dem blauen und blutroten Banner Casmantiums auf seinem Pferd saß. Maianthe fürchtete, dass die Männer sie nicht erkannten und ihr womöglich nicht trauten, aber einer der Stadtbewohner trat einen halben Schritt weit vor und sagte: »Herrin Maianthe, Ihr werdet Euch vermutlich nicht an mich erinnern. Ich bin Jeseth, Sohn von Tamanes. Ein Glaser. Ich habe die Fenster des Sonnengemachs im großen Haus für Euren Vetter angefertigt. Das liegt einige Jahre zurück …«
    »Und ob ich mich erinnere!«, rief Maianthe. Sie tat es wirklich. Sie erkannte das breite, verwitterte Gesicht, die freundlichen Augen und den kurzen

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