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DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

Titel: DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Neumeier
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ergrauten Bart des Mannes; ihn hier zu sehen, das war für sie wie ein Versprechen auf glückliche Heimkehr. »Ihr habt auch mein Fenster repariert, als ich es zerschlug«, erinnerte sie sich. Sie war vierzehn gewesen und hatte einen jungen Grünhäher retten wollen, der sich in den blühenden Reben vor dem Fenster verfangen hatte. Das arme Geschöpf hatte kopfunter im Gestrüpp gehangen und mitleiderregend gepiept, aber Maianthe hatte es mühelos befreien können. Sie war erst ausgerutscht und hatte dabei die Fensterscheibe zerbrochen, als sie von den panischen Elternvögeln erschreckt wurde, die vom Himmel herabstießen, um ihr Junges zu schützen.
    »Das habe ich«, bestätigte der Glaser und lächelte sie an. »Ihr habt mir damals den kleinen Vogel gezeigt, dessen Bein die hochverehrte Iriene gerade geheilt hatte. Ihr hattet einen Kratzer an der Wange, wo seine Mutter Euch gepickt hatte, und zum Glücke hatte sie nicht Euer Auge erwischt.«
    Maianthe wurde rot.
    »Es ist gut, Euch in Sicherheit zu sehen«, fuhr der Glaser fort. Sein Blick wanderte an ihr vorbei auf die casmantische Flagge. »Ihr seid doch in Sicherheit, oder, Herrin?«
    Maianthe wurde erneut rot, nickte aber entschieden.
    »Nun, das ist aber ein starker Bundesgenosse, der Euch auf den Fersen heimwärts folgt. Es ist doch ein Bundesgenosse, nicht wahr?«
    Maianthe nickte aufs Neue und fand die Stimme wieder. »Das ist er, und er wird … Ich fürchtete mich vor der Rückkehr. Ich fürchtete, ich könnte Linulariner Soldaten in Tiefenau antreffen und Linulariner Offiziere im großen Haus …«
    »Das werdet Ihr; und so sind wir gekommen, um Euch zu warnen, da wir uns dachten, Ihr könntet aktuelle Nachrichten aus der Stadt und vom Fluss gut gebrauchen«, sagte der Glaser. Er wandte seinen Blick wieder ihr zu. »Wir wussten nicht, was wir unternehmen sollten, da Euer fürstlicher Vetter nach Tihannad geritten ist. Erde und Stein, selbst wenn Fürst Bertaud in diesem Augenblick versucht, hierher zurückzukehren – wer kann schon sagen, was ihm vielleicht widerfahren würde? Wir haben keine Nachricht von ihm oder vom König erhalten, und jeder einzelne Eurer Onkel strebt in eine andere Richtung. Sie zanken sich wie ein Rudel Kampfhunde um einen einzigen Knochen – das tun sie wirklich –, und keiner ist bereit, dem anderen nachzugeben. Und da seid Ihr jetzt, meine Dame, zieht einfach an diesem Haufen vorbei und bringt einen casmantischen Fürsten mit! Da werden sich diese Linulariner Bastarde wirklich auf die Hinterbeine setzen und Obacht geben, und gleichzeitig wird jede Menge Auseinandersetzungen zwischen unseren Deltaherren vermieden.« Er nickte Maianthe beifällig zu.
    »Das ist Brekan Glansent Arobarn persönlich«, erklärte Maianthe. Sie hob die Stimme und wandte sich an die ganze schweigsame kleine Gruppe: »Das ist der Arobarn persönlich, der als Freund unseres Königs und meines Vetters und des Deltas gekommen ist. Er wird all diese Linulariner Truppen wieder über den Fluss treiben, ob sie nun die Brücke wiederaufgebauthaben oder schwimmen müssen – und zu schade für sie, wenn dieser ganze Regen den Fluss hat anschwellen lassen!«
    Die Männer jubelten, lachten und nickten beifällig. Ein Bauer rief: »Die Brücke ist noch nicht wieder beplankt worden; sollen sie doch alle mit der Ebbe aufs Meer hinausgezogen werden!« Und sie jubelten erneut.
    Maianthe nickte und lächelte, sagte aber auch: »Nun, das ganze Delta wird helfen müssen. Weder der Arobarn noch seine Männer kennen die Sümpfe oder unsere Stadt, und wir möchten die Linulariner Soldaten doch ganz gewiss so schnell wie möglich loswerden, damit wir Tiefenau herausputzen und meinem fürstlichen Vetter bei seiner Rückkehr angemessen präsentieren können!«
    »Das ist richtig!«, stimmte ein Mann ihr zu, und ein weiterer rief: »Hört die Dame!«
    »Also überbringt unserem Bundesgenossen eure Nachrichten, und dann sehen wir, was wir tun müssen«, schloss Maianthe und gab dem Arobarn einen Wink. Beifällig nickte er ihr zu, schwang sich vom Pferd und kam zu Fuß herüber, um mit den Männern zu sprechen. Er war barhäuptig und verzichtete auf alle Förmlichkeiten, während er rasch sprach – natürlich auf Terheien in seinem rauen, starken Akzent. So ließ er Bauern und Stadtbewohner zugleich vergessen, dass er ein König war, und hin und wieder nickte er Maianthe respektvoll zu.
    Überall entlang der Marschkolonne entspannten sich die Männer und reichten

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