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DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde

Titel: DER GREIFENMAGIER: Gesetz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Neumeier
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Linulariner Magier hatten Maianthe hier ausfindig gemacht, und wenn auch ihr erster Angriff gescheitert war, so würden sie es doch nur erneut versuchen. Sofern nicht die normalen Schwerter der Linulariner Soldaten Maianthe vorher töteten.
    Sie holte Luft, schüttelte die Hand des Wachmanns ab und rannte zum Stall.
    Dort fand sie keine Pferde vor. »Sie haben alle mitgenommen – die Stadtwache brauchte sie«, erklärte der dienstälteste Wachmann, der vor Bestürzung ganz krank schien. »Wir wussten nicht … Wir wussten nicht, dass Ihr eines brauchen würdet, meine Dame.«
    Maianthe starrte ihn an. Endlich sagte sie: »Woher hättet Ihr es wissen sollen? Wo steckt Geroen?«
    Die Wachmänner wussten es nicht.
    »Osten«, befahl Maianthe. »Ich gehe nach Osten. Zu Fuß.« Sie tat einen Schritt in diese Richtung und stellte fest, dass die dreiWachmänner sich ihr anschlossen. Sie wollte schon Einwände erheben, wusste dann aber nicht mehr, warum eigentlich. Und dann fiel es ihr doch ein: Sollten die Linulariner Magier sie erneut finden, dann würde sie, wie sie wusste, nicht imstande sein, diese Männer zu beschützen. Sie konnte sie jedoch auch nicht fortschicken. Sie brauchte ihre Hilfe, und außerdem würden die drei sie ohnehin nicht verlassen.
    Unmittelbar südlich und westlich des großen Hauses wurde gekämpft, und mehr als nur ein paar beunruhigende Geräusche drangen aus dem Norden heran; aber der Osten schien weitgehend frei. Die Kopfsteinpflasterstraßen waren schmal und dunkel, gut für Barrikaden geeignet – und Barrikaden fand man hier reichlich. Das Delta war von jeher zwischen Linularinum und Farabiand eingezwängt; ein großer Teil der Männer in der Stadt gehörte der Miliz an oder hatte ihr einmal angehört, und auch die meisten übrigen Einwohner waren bereit zu kämpfen. Das galt sogar für manche Frauen: Hinter vielen Obergeschossfenstern stand eine Frau mit einem Bogen und hielt sich dazu bereit, ihrem Mann oder Sohn unten auf der Straße Deckung zu geben.
    Und die Menschen erkannten Maianthe, was sie überraschte: Sie blickten erst ihre Wachleute und dann sie selbst an und zogen schließlich einen umgekippten Karren oder ein anderes Teilstück einer Barrikade zur Seite, um ihr den Weg freizumachen. Zunächst dachte sie, die Menschen reagierten vielleicht bestürzt darauf, sie aus dem großen Haus fliehen zu sehen. Doch sie nickten ihr zu, lächelten grimmig und versprachen ihr, dass diese Linulariner Mistkerle – bitte um Verzeihung – es ganz schön schwierig finden würden, durch diese Straßen hier vorzudringen.
    Maianthe hoffte, dass die Leute recht hatten, aber sie selbst konnte nicht glauben, wie schnell die Linulariner Soldaten dieStadt bis zum großen Haus hatten durchqueren können, egal wie unbesonnen ihre Väter womöglich gewesen waren. Maianthe glaubte, sie beinahe zu spüren – oder vielmehr jemanden hinter sich zu spüren, von dem eine summende Macht ausging: eine dunkle, heraufziehende, suchende Gegenwart, die sie, vibrierend von Macht, im Rücken bedrängte. Sie dachte, dass die Linulariner wohl wussten, wo sie steckte … Sie empfand ein Grauen und war überzeugt, dass sie nur über die Schulter zu blicken brauchte, um dort jemanden zu entdecken. Als einer der Wachmänner ihr die Hand auf den Arm legte, wirbelte sie herum, und nur die eingeschnürte Kehle verhinderte, dass sie einen Schrei ausstieß.
    »Eine Linulariner Kompanie lauert voraus«, flüsterte der Mann, und seine Worte waren weniger an Maianthe gerichtet als an die beiden übrigen Männer. »Hört ihr das? Das sind keine Einwohner der Stadt dort drüben.«
    Maianthe erkannte, dass er recht hatte. Ein Stück voraus, wo die Stadt endete und in vereinzelte Höfe auf den trockeneren Stücken Land und in Sumpfland dazwischen überging, hörte man, wie sich Menschen leise bewegten: viele Menschen, die durch die Dunkelheit liefen und aus dem Osten in die Stadt vordrangen. Leise Flüche wurden gebrummt, da sie ohne Licht über unebenen Grund und auf verschlammten Straßen vorankommen mussten … Im Osten hätte alles noch frei sein müssen, aber ein schlauer Linulariner Offizier hatte daran gedacht, eine Einheit dorthin zu schicken, entweder um Tan an der Flucht zu hindern oder den Verteidigern Tiefenaus in die Flanke zu fallen. Maianthe zweifelte überhaupt nicht daran, wie sie feststellte, dass die Linulariner Offiziere über Tan Bescheid wussten oder sich zumindest darüber klar waren, jemand würde die

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