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Der Grenzgänger

Der Grenzgänger

Titel: Der Grenzgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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dorthin.“
    „Dann könnte also doch der Gärtner der Mörder sein“, behauptete ich lakonisch, womit ich selbstredend den landbesitzenden Spediteur namens Willibald meinte. Ich konnte mir diese Bemerkung einfach nicht verkneifen. Damit war ich bei meiner mir von Böhnke aufgenötigten Mitarbeit zugunsten von Doktor Renate Leder fast genau dort, wo ich schon am Anfang gestanden hatte.
    „Könnte schon“, gab der Kommissar zu bedenken, „aber dafür fehlen uns noch die Beweise, wie uns auch die Beweise für das eigentliche Verbrechen fehlen, das den Hintergrund für den Mord an Fleischmann bietet.“
    Ich hob bremsend die Hände. „Dann vermuten Sie also Fleischmanns Mörder in diesem Personenkreis und nicht im Dunstkreis unseres Rathausduos?“
    Böhnke rührte wieder nachdenklich in seinem Kaffee. „Nachdem ich dieses Manuskript gelesen habe, spricht einiges dafür.“
    „Also weder Bürgermeister noch Stadtdirektor noch Maulwurf?“
    „So wird es wahrscheinlich sein.“
    „Was macht Sie da so sicher?“
    „Der Roman, Herr Grundler. Er ist so anders als die anderen. Vom Inhalt, vom Stil, von den Personen. Es kommt mir vor, als habe Fleischmann mit dem Rathausduo abgeschlossen. Er hatte dieses neue Thema entdeckt, bearbeitet und seine Arbeit nicht überlebt.“ Böhnke stockte für einen Augenblick, er ahnte wohl, wie meine nächste Frage zwangsläufig lauten musste. „Von wem hatte Fleischmann die Informationen?“
    „Von wem schon?“ Der Kommissar machte keine Umstände. „Vermutlich von unserem Maulwurf bei der Staatsanwaltschaft.“ Dort liefen alle Ermittlungen auf, sowohl die vermeintlichen Rathausdelikte als auch der angeblich illegale Fleischhandel.
    Sofort hakte ich nach. „Könnte es denn nicht sein, dass dieser Maulwurf der Mörder ist? Musste er eventuell damit rechnen, irgendwann entlarvt zu werden? Oder, was noch perfider ist, musste er nicht damit rechnen, selbst einmal Hauptperson in einem Kriminalroman von Fleischmann zu werden?“
    Grübelnd betrachtete Böhnke durchs Fenster den schäumend dahinfließenden Fluss. „Kann natürlich auch sein, dass ihm die Geschichte zu heiß wurde.“
    Ich grinste triumphierend. „Und damit hat sich der Kreis der Verdächtigen wieder um eine Person vergrößert.“
    Vergrößert nicht, versuchte Böhnke mich zu korrigieren, der Maulwurf gehöre nach wie vor zum Kreis der Verdächtigen. Das Gegenteil sei der Fall, dieser Kreis hätte sich verkleinert, denn das Rathausduo könne er wohl streichen. „Wirklich?“ Ich nippte an meinem Wasserglas. „Sie können doch nicht das Duo aus Ihrer Ermittlungsarbeit ausnehmen. Was machen Sie, wenn sich herausstellt, dass weder Metzger noch Spediteur noch Maulwurf verdächtig sind und doch Bürgermeister und Stadtdirektor in Frage kommen?“ Ich hatte schmerzhaft am eigenen Leibe miterlebt, wohin es führen kann, wenn die Polizei sich zu früh auf eine verdächtige Person konzentriert. „Sie kennen meine leidvolle Geschichte, Herr Böhnke?“
    „Natürlich“, er lächelte mich entschuldigend an, „die war ja spektakulär genug und hat meinem verehrten Kollegen Küpper schwer zu schaffen gemacht.“
    „Dennoch wollen Sie das Duo von der Liste der Verdächtigen streichen, nur weil ein neuer, anderer Aspekt hinzugekommen ist?“
    Der Kommissar sah mich nachdenklich an. „Im Moment habe ich die beiden Gauner aus dem Rathaus gestrichen. Aber ich bin gerne bereit, sie wieder aufzunehmen, wenn Sie mir nur einen einzigen Hinweis auf deren mögliche Täterschaft geben können.“
    Den könne er haben, meinte ich überzeugt, „wenn wir alle Romane von Fleischmann gelesen haben.“ Ich jedenfalls sah überhaupt keinen Grund, unsere Arbeit in Huppenbroich schon als beendet zu betrachten.
    In meinem Schlafzimmer kramte ich das von Renate Leder bemalte Blatt aus meinen Unterlagen. Das Gewirr von Buchstaben und Strichen warf nach wie vor viele Fragen auf. Sollten die Buchstaben Namen darstellen und die Striche Verbindungen zwischen den einzelnen Personen, so gehörten vielleicht auch Schranz und Willibald in irgendeiner Weise dazu, wenn ich unterstellte, dass die Lektorin die beiden aus Fleischmanns Berichten kannte. Dieses Wissen vorausgesetzt, stand das „W“ vielleicht gar nicht für Wagner, sondern für des Metzgers Freund. Und vielleicht stand das „S“ für Schranz. Die Aufzeichnungen blieben verwirrend und für mich undurchsichtig. Aber ich nahm mir vor, das Geheimnis zu entschlüsseln, zumindest wollte ich

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