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Der Grenzgänger

Der Grenzgänger

Titel: Der Grenzgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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es überhaupt kein Mittel, diesen korrupten Kerl zu überführen? Ich wunderte mich, dass mir Gerstenkorn zu der Zeit, in der ich in Düren gelebt hatte, nicht aufgefallen war. Vielleicht lag es daran, dass ich mich damals nicht sonderlich für die Kommunalpolitik interessiert hatte. Ich würde Renate nach Gerstenkorn fragen. Hoffentlich kam die Frau bald wieder auf die Beine.
    Ich kam nicht dazu, lange meinen Gedanken über Gerstenkorn und Renate nachzuhängen. Böhnke hatte das dringende Bedürfnis, mich wiederzusehen.
    „Ich hole Sie nach der Mittagspause ab, Herr Grundler“, bestimmte er. „Wir werden dann einen guten Bekannten besuchen.“
    „Wen denn?“, fragte ich neugierig.
    „Meinen Kollegen Bloemen.“
    Mit dieser Antwort musste ich mich für den Augenblick begnügen. Bloemen war ein Kommissar der niederländischen Polizei, den ich im Zusammenhang mit den Attentaten bei der Karlspreisverleihung kennen und schätzen gelernt hatte.

Piet van Dyke
     
     
     
    „Was wollen Sie von Bloemen oder was will Bloemen von Ihnen?“ Ich wollte schon gerne wissen, was Böhnke im Schilde führte, als er mich zu Hause abholte und wir uns auf der Autobahn im Gedränge der Lastwagen zur niederländischen Grenze schoben.
    „Eine Art Amtshilfe“, gab Böhnke wenig aufschlussreich zur Antwort. Doch dann bequemte er sich freundlicherweise, mich aufzuklären, bevor ich meinen Unmut äußern konnte. „Unsere niederländischen Kollegen haben eine Wohnung ausgemacht, deren Inhaber seit einigen Tagen nicht mehr gesehen wurde. In der Wohnung wurden unter anderem Briefe und Unterlagen gefunden, die auf Deutsch abgefasst sind oder aus Deutschland stammen. Bloemen hat mich gebeten, mich einmal umzuschauen und ihm vielleicht Tipps zu geben.“
     
     
    Ich blickte verständnislos aus dem Seitenfenster auf die ehemaligen Zollhäuschen am Grenzübergang Vetschau. „Und was habe ich damit zu tun?“, fragte ich beiläufig. Jenseits des imaginären Schlagbaums lebten sehr viele deutsche Zeitgenossen, mancher Limburger meinte sogar, zu viele. Da war es nichts Außergewöhnliches, derartige Papiere zu finden.
    „Nichts“, erwiderte Böhnke lässig, „noch nichts. Aber vielleicht haben Sie bald etwas damit zu tun. Denn auf einem Briefumschlag, den die Polizei in der Wohnung gefunden hat, steht als Adresse der Name Ihrer Mandantin.“
    „Bitte?“ Ich musste mich verhört haben wegen des laut dröhnenden Lasters, den wir gerade überholten.
    Bereitwillig wiederholte sich der Kommissar laut und deutlich. „Auf einem der Briefumschläge steht der Name Ihrer Mandantin, Frau Doktor Renate Leder.“
    Sofort stand ich unter Spannung. „Wohin fahren wir?“ Jetzt hatte ich es eilig. Was, um alles in der Welt, hatte Renate hiermit zu tun?
    „Zunächst treffen wir uns im Polizeipräsidium in Heerlen mit Bloemen, dann geht’s weiter in die Gemeinde Landgraaf nach Ubach over Worms.“ Böhnke grinste mich besserwisserisch an. „Wenn Sie wissen, was ich meine?“
    Ich grinste ebenso frech zurück. „Ich habe in Ubach over Worms schon Rockkonzerte gehört, da wussten Sie noch gar nicht, dass westlich von Aachen Holland liegt, Herr Kommissar.“ Es war gut und gerne zwanzig Jahre her, dass ich die Gegend als Jugendlicher unsicher gemacht hatte. Die Orte hinter der niederländischen Grenze waren schon damals immer ein gar nicht so geheimer Geheimtipp für Diskos und Rockkonzerte gewesen. Etliche Wochenenden hatten wir damals dort verbracht. Seitdem war ich aber nur noch gelegentlich dorthin gekommen.
    Meine spöttische Bemerkung hatte jedenfalls den gewünschten Erfolg. Böhnke wurde sachlich. „In Ubach over Worms haben Nachbarn die Polizei alarmiert, weil an einem Haus inzwischen der Briefkasten überquoll mit Post und Zeitungen. Die Kollegen haben daraufhin festgestellt, dass der Hausbewohner vor knapp vierzehn Tagen spurlos verschwunden ist. Es liegen keine Hinweis auf einen Urlaub oder eine planmäßige Reise vor. Ein überstürztes Verlassen des Hauses kann auch ausgeschlossen werden. Anscheinend ist der Bewohner aus dem Haus gegangen, beispielsweise zu einem Einkauf und ist nicht mehr zurückgekehrt. Alle Ermittlungen sind im Sande verlaufen.“
    „So wie der geknechtete Ehemann, der nur mal kurz Zigaretten holen will und zwanzig Jahre später als Millionär in Südamerika stirbt?“
    Der Kommissar lächelte, während er den Dienstopel auf den Parkplatz vor dem Polizeipräsidium lenkte. „So bestimmt nicht.
    Der Mann lebte

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