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Der Grenzgänger

Der Grenzgänger

Titel: Der Grenzgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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allein, war unauffällig, höflich und kontaktscheu, wie die Nachbarn sagen. Sein Name ist Piet van Dyke.“
    Der Name war für mich zunächst zweitrangig, die für mich wichtigste Erkenntnis brachte ich noch einmal ins Gespräch: „Sein Name ist Piet van Dyke und er besitzt einen Briefumschlag, auf dem der Name von Doktor Renate Leder steht.“
     
     
    Bloemen, ein zufrieden blickender, stämmiger Mann in Böhnkes Alter, begrüßte mich herzlich, nachdem er in Heerlen in den Opel eingestiegen war. „Der Mann, vor dem kein Verbrecher sicher ist“, versuchte er zu scherzen. Er sprach ausgezeichnet Deutsch mit mir, nachdem er sich zuvor mit seinem Kollegen Böhnke in einem mir unverständlichen Singsang aus Öcher und Limburger Platt warmgeredet hatte.
     
     
    Doch ich ging auf die neckende Bemerkung nicht ein. Mir hing immer noch der Briefumschlag nach, den ich nicht einordnen konnte. „Was ist damit?“, fragte ich den Polizisten.
    Bloemen zuckte mit den Schultern. „Das wissen wir leider nicht. Wir untersuchen ihn noch.“
    „Warum?“ Ich empfand es als merkwürdig, dass die niederländische Polizei einen mit einer deutschen Anschrift versehenen Briefumschlag untersuchte, den sie in der Wohnung eines angeblich verschwundenen Niederländers gefunden hatte. „Sie werden schon von selbst darauf kommen, Herr Grundler“, bekam ich ausweichend und geheimnisvoll zur Antwort, die mich neugierig und zornig zugleich machte. Ich saß auf dem Rücksitz und ärgerte mich über den stockenden Verkehr, durch den wir uns langsam aus Heerlen hinausschoben.
    Wir brauchten fast eine halbe Stunde für die wenigen Kilometer, bis wir in Ubach over Worms vor einer freistehenden, weiß getünchten Villa angekommen waren. Entlang der Straße standen etliche Häuser der besseren Art in schmucken Gärten, hinter denen sich, wie ich erkennen konnte, Grünland erstreckte.
    „Schön hier“, meinte ich nach meinem Rundblick über die ruhige Wohngegend. „Hier lässt sich angenehm leben.“ Allein schon die Wohnlage war Grund genug, zu fragen, warum jemand von hier spurlos und ohne Grund verschwand. „Von hier würde ich nur im Sarg oder unfreiwillig gehen“, sagte ich beeindruckt zu Böhnke, der stumm lächelte.
    Wir beobachteten Bloemen, der die schwere Haustür aus Eichenholz aufschloss. „Willkommen bei Piet van Dyke“, sagte er und forderte uns mit einer einladenden Handbewegung wie ein höflicher Gastgeber auf, ihm ins Haus zu folgen. Wir könnten uns getrost umsehen und bräuchten keine Rücksicht zu nehmen, sagte er. „Ermittlungstechnisch ist die Untersuchung abgeschlossen.“
    „Und hat zu welchem Ergebnis geführt?“, fragte ich. „Wir gehen davon aus, dass van Dyke das Haus freiwillig verlassen hat. Nichts deutet darauf hin, dass er entführt worden ist. Auch gibt es keine Anhaltspunkte auf eine Reise“, schilderte Bloemen.
    Schweigend und mit offenem Mund schaute ich mich in dem prächtigen Gebäude um. Vom hellen Flur mit dem weißem Marmorboden und der silbrig glänzenden Brokattapete an den Wänden führte an einer Seite eine geschwungene Holztreppe ins Obergeschoss. Große, moderne Gemälde in einer Art Realismus, die auf den ersten Blick wie gewaltige Fotografien wirkten, wurden von Strahlern angeleuchtet. Ich ging durch den Flur in die Küche und staunte nicht schlecht über die Einrichtung. Die Einbauküche hätte für einen kleineren Restaurantbetrieb ausgereicht. „Die Küche kostet fast so viel wie ein Einfamilienhaus“, schätzte ich und schaute durch das große, gardinenlose Fenster hinaus ins Grüne. Der Bewohner hatte hinter dem Haus auf Bäume und Büsche verzichtet. Der Garten ging nahtlos über in Weiden, die sich leicht in ein Tal hinabschwangen.
    Der Anblick des Wohnzimmers verschlug mir die Sprache. Parkettböden mit Perserteppichen, Ledergarnituren, rustikale, massive Schränke, unverhangene Fenster bis zum Boden, wieder die ausdrucksstarken Gemälde, viele Lampen und eine große Kaminecke ließen erkennen, dass der hier lebende Mensch nicht gerade der Ärmsten einer war.
    „In dieser bescheidenen Hütte hauste der bedauernswerte Piet ganz alleine?“, stellte ich mit einem fragenden Blick auf Bloemen ironisch fest.
    Der Polizist nickte. „Alleine schon, aber nicht einsam. Er hatte oft, fast täglich, Besuch. Wie die Nachbarn berichten, standen ständig, auch über Nacht, Autos in der Einfahrt. Van Dyke selbst fuhr nur mit dem Taxi.“
    „Wovon lebt unser Freund?“ Mit einer normalen

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