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Der Grenzgänger

Der Grenzgänger

Titel: Der Grenzgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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einmal durch den Kopf gehen, ehe ich wieder zum Telefon griff. Wirklich überzeugt von der wundersamen Wiedergeburt des Porno schreibenden Krimiautors war ich nicht. Aber wenn der Anrufer nicht Fleischmann gewesen war, wer war er dann?
    Meine ersten beiden Versuche am Telefon brachten mich nicht weiter. Mein Anruf bei Böhnke blieb erfolglos. Ich hätte ihn gerne sofort auf den Weg zu Fleischmanns Wohnung geschickt, aber so musste ich mich wahrscheinlich bis zum nächsten Morgen gedulden. Vielleicht war ja doch etwas dran an den Hinweisen meines geheimnisvollen Gesprächspartners.
    Auch mit Wagner konnte ich nicht sprechen. Ich hätte gerne die Reaktion des Verlegers auf das Wiederaufleben seines Starautors mitbekommen.
    Aber Wagner war noch nicht von seinem Segeltrip zurück,’ wie mir seine Frau berichtete. Er hätte die vorgesehene Maschine für den Rückflug verpasst, bedauerte sie.
    Glück hatte ich bei meinem Anruf in Hamburg. Sabine saß in ihrem Hotelzimmer und hatte freundlicherweise die Ruhe, sich meine neuen Erlebnisse anzuhören, ohne sie kommentieren zu wollen. „Sag noch etwas Nettes“, bat sie zum Abschied.
    Nach kurzem Überlegen fiel mir ein, was ich meiner Liebsten noch unbedingt berichten wollte. „Weißt du, was mit Gerlinde Brause ist?“, fragte ich geheimnisvoll. „Nein.“
    „Sie muttert.“

Tot oder lebendig?
     
     
     
    Tot oder lebendig? Das war die Frage, die ich mir unentwegt stellte. War Fleischmann tot oder weilte er noch unter den Lebenden? Das ungewöhnliche Telefonat hatte mich längst nicht überzeugt. Im Prinzip hätte jedermann, der nicht minder dumm war als ich, sich im Gespräch mit mir als Fleischmann ausgeben können, sofern er wie Renate oder ich die richtigen Fäden zusammengeknüpft hatte. Andererseits, und das sprach dafür, dass ich tatsächlich mit Fleischmann telefoniert hatte, konnte der Anrufer Hinweise geben, die eigentlich nur der Autor geben konnte.
    Vielleicht erhielt ich durch die angebotene Diskette weitere Aufschlüsse. So lange ich sie nicht in Händen hielt und nicht ausgewertet hatte, so lange blieb ich skeptisch. Immerhin stand nach wie vor die kategorische Aussage Böhnkes im Raum, der mir steif und fest versichert hatte, dass der Tote am Lahey-Park eindeutig Fleischmann gewesen war.
    Ich wartete gespannt auf den Besuch des Kommissars. Wenn es nach meinen Vorstellungen gegangen wäre, hätte ich schon das Krankenhaus verlassen. Aber die Ärzte und Krankenschwestern hatten zu meinem Missmut Gefallen an mir gefunden und legten gesteigerten Wert auf meine Anwesenheit. Jedenfalls verweigerten sie mir beharrlich den Entlassschein und verdonnerten mich sogar zur permanenten Bettruhe mit der Begründung, ich müsse noch beobachtet werden. Das gelegentliche schmerzhafte Piepsen in meinem linken Ohr gab den Medizinmännern zu denken.
    Ich allerdings vermutete, die Weißkittel hatten zu viele Betten auf der Station frei. Dennoch akzeptierte ich die Verlängerung meines Aufenthaltes, auch unter dem Gesichtspunkt, dass ich hier ungestört von der Arbeit in der Kanzlei recherchieren konnte. Mein Freund und Chef Dieter hatte mir schon lamentierend in den Ohren gelegen, ich solle mich doch endlich wieder einmal im Büro blicken lassen. Ohne mich liefe der Laden nicht so gut. Seine geänderte Organisationsstruktur war offensichtlich ein Fehlschlag gewesen, wie ich nicht ohne Genugtuung zur Kenntnis nahm.
    Ich hatte Böhnke am Morgen angerufen und ihn gebeten, die Diskette zu besorgen. Nach meiner misslungenen Durchsuchung in Ubach over Worms stand mir nicht der Sinn nach einem Alleingang, zum anderem machte ich mir Sorgen wegen Renate Leder.
    Die Reaktion des angeblichen Fleischmann, das abrupte Ende des Telefonats, gab mir zu denken. Mein Kontrahent würde bestimmt versuchen, mit der Lektorin Kontakt aufzunehmen, dachte ich mir. Mit der Lüge, sie sei aufgewacht, hatte ich ihn vielleicht geködert, ins Luisenhospital zu kommen. Vielleicht war sie nicht nur eine Vertraute gewesen, sondern auch seine Geliebte? Auf jeden Fall wollte ich für einen möglichen Besucher gewappnet sein. So postierte ich mich in einem Rollstuhl in Blickweite zur Intensivstation und damit in mittelbarer Nähe zu Renates Zimmer und beobachtete das geruhsame Treiben auf dem Flur. Insofern hatte meine verweigerte Entlassung auch einen positiven Aspekt. Wenn Fleischmann oder wer auch immer kam, wollte ich ihn mir schnappen.
     
     
    „Na, Sie Glückskind!“ Freundlich schlug mir Böhnke auf

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