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Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika (German Edition)

Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika (German Edition)

Titel: Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Mann
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nur der Anfang. Als nächstes kam der Zucker – vor der Eroberung ein seltener und teurer Rohstoff in Europa. Zucker erzeugte den Skla venhandel und erschöpfte den Boden der Karibik und Nordost brasiliens. Andere Monokulturen folgten: Kaffee, Baumwolle, Ba nanen. Cacao in Venezuela. Rinder in Argentinien und Uruguay. Gummi im Brasilien des 19. Jahrhunderts.  
    Dann gab es Mineralien: Gold aus Minas Gerais in Brasilien, Ni trate aus Chiles Atacama-Wüste, Zinn aus Oruro in Bolivien, me xikanisches Silber, brasilianisches Eisen, chilenisches Kupfer. Heute zerstört das Öl den Amazonas. Jeder dieser Rohstoffe fütterte die Nachfrage einer weit entfernten Wirtschaft anstel e der hungrigen heimischen Bäuche. Sie ersetzten Grundnahrungsmittel. Sie erfor derten billige Arbeitskräfte. Sie banden die Produzenten an einen Weltmarkt, auf dem die Preise über Nacht fallen konnten, wenn die Bedürfnisse des Westens sich änderten, die Reserven ausgingen oder ein Rivale den Markt überschwemmte (wie die Engländer das im letzten Jahrhundert mit dem Gummi aus Malaysia machten).  
    Es waren auch westliche Geschäftsleute, die den Handel kontrol lierten – im 19. Jahrhundert kamen sie hauptsächlich aus Großbri tannien, heute vor al em aus den Vereinigten Staaten –, während die Grundbesitzer und Minenbosse Lateinamerikas ihren Wohlstand vergeudeten, indem sie die Extravaganzen der europäischen Aristo kratie nachäfften.  
    ✷ ✷ ✷ 
Im Nachtbus nach La Paz 
    Wir nahmen wieder einen Nachtbus, diesmal von Potosí nach La Paz. Der Bus ratterte die Straße entlang und zitterte über die unebene Oberfläche. Diese nächtlichen Reisen verbanden sich allmählich zu einem andauernden, nur gelegentlich unterbrochenen Traum. 
    Immer dasselbe. Aufwachen und eindösen in einen unbeständigen Schlaf, Ambiente-Technomusik auf meinem Walkman, die Beine gegen den Vordersitz gepresst. Jeder verdreht sich, um es sich bequem zu machen, verdrehte Körper in Sitzreihen, immer irgendwo ein weinendes Baby. Draußen waren Schatten dunkler Berge, die man mehr ahnte als sah. Isolierte Gebäude, einsame Lichter – wie einsam wirken sie in der kalten schwarzen Nacht des Altiplano . 
    ✷ ✷ ✷ 
Eine neue Weltordnung 
    Die Eroberung veränderte nicht nur Nord- und Südamerika. Sie schuf auch unsere moderne Welt. 1492 war Europa noch immer vom Schwarzen Tod entvölkert und stand am Rande der bekannten Welt. Für die meisten Bewohner des Planeten war es unbekannt oder unwichtig, was in Europa geschah.  
    So z.B. für die Bevölkerung des muslimischen Einflussbereichs, der sich von Nordafrika bis zu den Philippinen erstreckte; oder für solch riesige asiatische Reiche und Königtümer wie China, Indien und Japan; oder für mächtige afrikanische Stadtstaaten wie Benin und Ma li; oder für die Amerikaner selbst – für sie spielte Europa keine Rolle. Europas größter Handelsbedarf betraf Gewürze aus dem Fernen Osten, aber die Handelsrouten nach Asien wurden von den Arabern kontrol iert – ein Würgegriff, den die Kreuzfahrer ohne Erfolg hatten aufbrechen wol en. 1492, nach 800 Jahren vergeblicher Versuche, war es König Ferdinand und Königin Isabel a endlich gelungen, die Mau ren aus Südspanien zu vertreiben. Aber erst 80 Jahre später, 1571, gelang es den Spaniern in der Schlacht von Lepanto, der osmanischen Marine die Kontrol e über das östliche Mittelmeer zu entreißen. Bis dahin erwartete Reichtum denjenigen, dem es gelang, die is lamischen Mittelsmänner zu umgehen, da ein paar Gramm Pfeffer, Safran oder Salz mehr wert waren als das Leben eines Mannes. 19  
    ---19   Siehe Reay Tannahill,  Food in History.
    Vergiss Gott oder Gold. Es war die Suche nach neuen Wegen zu den Gewürzen Asiens, die die Europäer zu ihren Entdeckungsfahrten motivierte. 1487 umrundete Bartolomeu Diaz das Kap der Guten Hoffnung; 1498 schaffte es Vasco da Gama, Afrika ganz zu umrunden, und eröffnete dadurch eine neue Route nach Indien, die die muslimische Welt umging. Und 1492 – in demselben Jahr, in dem die Spanier Andalusien zurückeroberten – erreichte Kolumbus die amerikanischen Kontinente. Plötzlich rückte Europa ins Zentrum der Weltkarte: Sowohl buchstäblich – da eine ganze neue Hemisphäre das Gegengewicht zum Orient bildete – als auch ideologisch. Die Neue Welt erhöhte die Macht des Christentums dramatisch. 
    1492 hatten Spanien und Großbritannien Einwohnerzahlen von jeweils 3 Millionen, Portugal rund eine Million, Schätzungen

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