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Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika

Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika

Titel: Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Mann
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immer noch wütend.
    „Diese Kolumbianerr, diese Scheißkinderr, können nicht ein mal richtig schwimmen, aber müssen unbedingt rrausgehen. Die Strrömung jetzt ist zuuu stark. Ist rrichtig starrk geworden, errst letzte Woche, wisst ihrr, stärkerr als jemals sonst. Ich fast gestor ben, wollte ihn rrausholen. Ich fast gestorrben heute. Zwei Stun den habe gebrraucht, um ihn rrauszuziehen. Musste ihn bewusst los schlagen, weil er hatte so viel Angst. Nie wieder. Näxte Mal, ich lasse errtrinken. Ich fast gestorrben. Wirrklilch.
    Die Osterrferien kommen, dann kommen alle diese dummen Kolumbianerr. Ich sage euch, irrgendjemand wirrd sterben, diese Woche an diese Strand.“ Ich hatte vorher nie gesehen, dass Carlos sich aufgeregt hatte. „Ich sage euch, jemand wirrd sterrben“, wiederholte er.
    ✷ ✷ ✷
Ein trüber Morgen
    Am nächsten Morgen gingen Mark und ich ins leere Restau rant, um Briefe zu schreiben. Es ist merkwürdig, wenn man an diese wenigen Augenblicke zurückdenkt, da man nun weiß, was bald geschehen würde. Es war ein normaler, verschlafener Mor gen, wie jeder andere. Nur herumhängen, nicht viel zu tun, und keine Eile, es zu erledigen. In der Rückschau haben eine ganze Menge unscheinbarer Dinge eine merkwürdige Resonanz, aber als wir dasaßen, auf unser Frühstück warteten und uns unter hielten, hatte ich keine Vorahnung, dass etwas bevorstand. Ich bezweifle auch, dass Mark etwas ahnte.
    Wir hatten noch nicht entschieden, ob wir gemeinsam weiterrei sen oder uns wieder trennen sollten. Nach einem Monat in Arre cifes waren Melissa und ich gut erholt und bereit, weiterzureisen. „Was hast du jetzt vor?“, fragte ich Mark.
    „Ich glaube, ich bleibe erstmal hier“, sagte er. Es war nur natürlich, dass Mark eine Weile in Arrecifes herum hängen wollte. Schließlich war es der perfekte Ort. Es war ein wun derschöner Ort, um das San Pedro leerzumachen und mit ande ren Travellern zu feiern. Man konnte außerdem von fast nichts leben, was angesichts Marks finanzieller Situation eine große Rolle spielte. Untätig saßen wir herum und besprachen, wie wir etwas Geld verdienen konnten.
    „Ich habe daran gedacht, Koks nach England zu schicken. Wenn ich es sehr dünn in einem Brief ausbreiten würde, könnte ich es z.B. an John Peacocks Adresse schicken, aber mit einem falschen Namen. So würde er den Brief aufbewahren und ihn einen Mo nat lang oder so nicht öffnen. Wenn die Polizei auftauchen wür de, könnte er sagen, er hätte nichts damit zu tun. Und bei einem Koks, das hier rund 5 Dollar kostet und fast ganz rein ist, also …“
    Wir lachten über die Idee. Natürlich wussten wir beide, dass er es nicht tun würde – nicht wegen des Risikos, sondern weil es ihm zu viel Aufwand war. Ich hatte nie jemanden getroffen, der so faul war wie Mark, oder der so viel Potenzial hatte, oder einen Men schen mit einem so unumstößlichen Glauben an sich selbst. Er war der klassische Fall des klügsten Kindes in der Schule, das in Schwierigkeiten gerät, weil ihm alles zu einfach ist. Er hätte alles tun können – nur dass nichts ihm lohnenswert erschein. Manch mal hatte ich das Gefühl, dass ihm im Grunde alles egal war. Ich fragte mich manchmal, ob er nicht auch sich selbst egal war.
    Mark schrieb an Andrea, seine Freundin in England. Er wollte sie dazu überreden, nach Südamerika zu kommen. Mark war schwer zu durchschauen, wenn es um Frauen ging, aber ich hat te den Eindruck, dass er Andrea tatsächlich sehr gern hatte. Ins geheim hatte ich den Verdacht, dass Mark die Gesellschaft von Frauen wirklich genoss – aber es fiel ihm schwer, es zuzugeben (auch sich selbst gegenüber). Nach außen hin pflegte er eine frau enfeindliche, unreife Fassade. Ich hatte auch den Eindruck, dass das von seiner schwierigen Beziehung zu seiner Mutter herrührte: Seine Eltern hatten sich getrennt, als er noch jung gewesen war, und er war mehr auf der Seite seines Vaters gewesen. (Das ging so weit, dass er seine Mutter drei Jahre lang nicht sah, solange er bei seinem Vater in London wohnte, obwohl sie weniger als zwei Meilen entfernt lebte.) Was auch immer die Ursache war – Mark lehnte alles ab, was ihm als „weich“ und „feminin“ erschien.
    Aber nun schien er bereit, nachzugeben und ein wenig Weich heit durchscheinen zu lassen.
    Vielleicht war das nur die Wirkung des Reisens, dass er sich auf lockerte und es sich gestattete, etwas mehr aus sich herauszuge hen. Diese Auswirkung hatte es jedenfalls auf mich, obwohl es

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