Der große Blowjob (German Edition)
Mies-van-der-Rohe-Stühle, die ich online im Designstore des MoMa gekauft hatte, und lachte pseudoentspannt, wie um auszudrücken, okay, ich weiß, was jetzt kommt, und trag’s mit Fassung. Dabei war klar, dass ihn die Situation völlig unvorbereitet traf. In gewisser Weise ahnte er natürlich schon länger, was bevorstand, aber das Zwischenspiel mit Harvey Keitel und Margot Kidder hatte ihn fraglos auf die falsche Fährte geführt, wie ich es ja auch beabsichtigt hatte.
Ich sah ihn mit meinem besten Ausdruck der Trauer an, und kurz blieb es still, höchstens ein paar Sekunden, die mir aber länger vorkamen. Sein Blick huschte zu einem Stapel Modezeitschriften auf dem Boden, die ich für den Müll aussortiert hatte. Fast hatte ich den Eindruck, er würde sie zählen, eine Art reflexhafter Versuch, sich irgendwie geistig abzulenken, um nicht in den Abgrund zu stürzen. Dann schlug er die Beine übereinander und sah mich an.
«Tut mir leid, dir das mitzuteilen», sagte ich mit ernstem Kopfnicken, «aber wir müssen dich freistellen.»
In einer schlüssig konstruierten Erzählung, etwa einem Krimi, erfährt man am Ende, wer der Mörder ist, und muss überrascht feststellen, dass es gar nicht anders sein konnte. Hitchcock hat das den MacGuffin genannt, was ich fortan wohl den Henry nennen muss. Ich an seiner Stelle wäre mir jetzt sicher an die Gurgel gegangen. Noch ehe aber der Drang in ihm übermächtig werden kann, irgendeinen Akt sinnloser Gewalt zu verüben – der Drang, mir eine reinzuhauen oder die Glasplatte meines Noguchi-Tisches mit der Faust zu zertrümmern –, schaltet sich die Personaltante ein und ködert ihn mit der großzügigen Abfindung, ein ganzes Jahresgehalt sowie die Übernahme seiner Krankenversicherung für annähernd fünf Wochen, falls er unseren Bedingungen zustimmt. In der Einsicht, dass er das Geld braucht, starrt Henry bloß die Wand an.
«Einverstanden», sagt er dann, und das war es im Großen und Ganzen. Andere haben mich in dieser Situation als Dreckskerl beschimpft, einer mit sich vor Schmerz und Hass überschlagender Stimme, ein vierfacher Vater, das fünfte war unterwegs, der vor ohnmächtiger Wut kaum sprechen konnte. Es war tief bewegend. Überrascht aber sind sie meistens nicht. Nicht nach den ersten, sozusagen homöopathisch gestreuten Hinweisen, die eine winzige Spur der Krankheit sind, danach eilen die Antikörper herbei, gemeint sind die ermutigenden Signale in der zweiten Phase, die dem Opfer ein falsches Gefühl von Sicherheit vermitteln, bis zur dritten, tödlichen Phase, in der sie den Boden unter den Füßen verlieren. Henrys Lippen öffnen sich, er will noch etwas sagen, ein letztes Statement abgeben vielleicht, doch da kommen wie aufs Stichwort Damon und Terry in mein Büro, unsere schwarzen Sicherheitsleute. Henry spürt ihre Gegenwart hinter sich, steht wortlos auf und verlässt mit den beiden den Raum, lässt sich zu den Aufzügen begleiten.
1.5
Es ist gegen neun Uhr morgens, und ich trainiere in dem Fitness-Studio in meinem Haus gegen den niederschmetternden Kater an, der in jedem Fleischpixel meines Körpers zu stecken scheint, als ich eine SMS kriege. Ohne das Laufband anzuhalten, werfe ich einen Blick auf mein Smartphone, eine Nachricht von der Praktikantin.
hey?!? wtf!
wird wohl nichts aus unserer zusammenarbeit …
halt, stopp!!
alles zurueck!!!!!
wir werden DOCH zusammenarbeiten!
ich bin auf der 8 *komm* und besuch mich mal ………
Sie ist im achten Stock? Helfen uns die Videoleute irgendwie intern aus, ist sie deshalb da? Ihr Ton ist ganz schön dreist, was denkt die, wer sie ist?
Dürfte aber kein Problem werden. Bis Mittag ist die weg.
Nach fünf Minuten konzentriertem Cardio-Training genehmige ich mir einen Ingwer-Weizengras-Saft und einen grünen Tee, ehe ich duschen gehe. Das Mädchen an der Saftbar ist unfassbar hübsch, sie hat lange, schlanke Arme, grazil wie junge Birkenzweige, die sich glatt zweimal um dich wickeln könnten. Unter der Dusche fällt mir auf, dass mein Schwanz steifer ist als sonst nach dem Training, ich fühle mich ziemlich geil, möglicherweise habe ich schon erwähnt, dass ich, seit ich die Medikamente nehme (Adderall, Zoloft, Klonopin, Ativan, manchmal Haldol, aber das gebe ich nur ungern zu), einen Dauerständer habe, den ich nicht loswerde, egal wie oft ich Sex habe oder mir einen runterhole. Das einzig Tröstliche daran ist, dass mein Steifer nichts mit der Praktikantin zu tun hat, er gehört mittlerweile
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