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Der große Blowjob (German Edition)

Der große Blowjob (German Edition)

Titel: Der große Blowjob (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mattei
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ja …»
    In der anschließenden Stille nehme ich erstmals die Geräusche wahr, die von draußen hereindringen, das Rauschen des Straßenverkehrs, Gehupe, eine heulende Sirene in der Ferne. Auch ein Streit dringt nun gedämpft hoch, auf Spanisch, oder ist es Kantonesisch? Dr. Look greift neben sich Richtung Boden, wo halb verborgen hinter dem Volant des Sessels einer dieser Geräuscherzeuger steht. Es ist ein runder, grauer Zylinder, etwas kleiner als ein Rührkuchen, mit einem einzigen Schalter an der Seite. Ohne mich aus den Augen zu lassen, tastet er kurz nach diesem Schalter und betätigt ihn dann, woraufhin das Gerät sein patentiertes, luftiges, Lärm neutralisierendes, haferflockenfarbenes Geräusch erzeugt. Schlagartig sind die störenden Straßengeräusche wie weggewischt.
    Ich höre dem Gerät zu (möglicher Slogan: STILLE = EINFACH ZU VERDAMMT BEÄNGSTIGEND FÜR DIE ZEITEN , IN DENEN WIR LEBEN ™ ) und kämpfe gegen den Drang meines Verstandes an, auch dieses Geräusch auszublenden. Und so sitzen wir da, gehüllt in eine eingebildete Stille. Eine Ruhe, die durch eine Art langgezogenes Todesröcheln erzeugt wird. Es kommt mir vor, als hätte mich noch nie so tiefer Friede erfüllt.
    «Ich habe eben gelogen», sage ich. Er wartet. «Man glaubt, ich hätte jemanden geschlagen», fahre ich fort, «was ich nicht getan habe, da bin ich mir sicher. Obwohl ich zum fraglichen Zeitpunkt schwer betrunken war. Könnte also durchaus sein, dass ich sie geschubst habe, wobei ich eher denke, nein, vielmehr, ich weiß, dass ich das nicht getan habe. Aber es ist alles ein ziemliches Durcheinander.»
    Ich blicke ihn unverwandt an, um seine Reaktion im Auge zu behalten. Wie tief kann ich diesen gefallenen Mann in Betrug und moralische Verkommenheit stoßen?
    «Hmmm», macht er.
    «Es ist schon interessant, sie sagen, ich hätte jemandem ins Gesicht geschlagen, und sie behauptet es anscheinend auch, und obwohl das nicht stimmt, steckt doch ein wenig Wahrheit darin. Sie habe ich zwar nicht geschlagen, aber schon andere Leute.»
    «Wer ist
sie
?», fragt er leise und deutet mit einer Kopfbewegung an, dass ich mich hinlegen soll. Wie ich mich nun lang auf der Couch ausstrecke, erblicke ich jetzt über mir eine alte Zimmerdecke mit weitgehend verrosteter Metallverkleidung. Einige Teile fehlen sogar ganz und sind durch Spanholzplatten ersetzt worden, die in demselben Hellbeige gestrichen sind wie die übrige Decke.
    «Eine Frau, eine Kollegin, könnte man sagen», sage ich. «Eigentlich noch ein Mädchen.»
    «Die haben Sie geschlagen.»
    «Okay, nehmen wir mal an, rein theoretisch, ich hätte es getan», sage ich. Da er mir nicht den Gefallen tut, in irgendeiner Weise zu reagieren, kann ich nicht sagen, ob er findet, dass ich mir eine ganz fürchterliche Untat geleistet habe, oder ob es der kleinste und banalste Akt spontaner Gewalt ist, der ihm je untergekommen ist. Kann natürlich auch sein, dass er mein «Eingeständnis» als Lüge durchschaut, da ich noch nie einen Menschen geschlagen habe, schon gar keine Frau und die Praktikantin erst recht nicht. Aber das kann ich mir nicht vorstellen, denn ich bin ein so ausgezeichneter Lügner, dass ich nie, wirklich nie, durchschaut werde. Mit Ausnahme der Praktikantin vielleicht, die mich neulich sofort entlarvt hat, als ich behauptet habe, ihre SMS auf der Party nicht bekommen zu haben.
    «Fahren Sie fort», sagt er schließlich.
    «Sie ist neunzehn, zwanzig, so um den Dreh, vielleicht etwas älter, keine Ahnung, sie ist Praktikantin bei mir in der Agentur», sage ich, um zunächst kurz die Ausgangslage zu umreißen. «Ich habe mit ihr geschlafen, mehr oder weniger, und es hat mir Spaß gemacht und alles, aber der Punkt ist, ich habe mich anscheinend irgendwie in sie verliebt. Und ich begreife einfach nicht, warum.» Da er nichts darauf erwidert, sehe ich mich gezwungen, fortzufahren. «Ich weiß nicht mal, warum ich es überhaupt mit ihr getrieben habe, mal abgesehen davon, dass ich geil war und sie mich zum Lachen bringt, aber geil bin ich eigentlich immer, und lustige Mädels gibt’s wie Sand am Meer. Und ich hole mir ja auch acht- bis zehnmal am Tag einen runter, leider vergeblich übrigens, um meinen Dauerständer loszuwerden, oder Halb-Dauerständer zumindest. Den habe ich seit fast einem Jahr, seit ich die Medikamente in der Kombination nehme, in der ich sie derzeit nehme.» Hier mache ich einen Punkt, weil ich mir denke, das ist erst mal genug Stoff für eine

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