Der große Blowjob (German Edition)
heraufdämmern wird.
Am Wasser lässt sie ihr Badetuch in den Sand fallen und zieht den Dior-Rock und das Van-Halen-T-Shirt aus. Im trübe ockerfarbenen Schein der Natriumdampflampen oberhalb des Radwegs sieht sie aus wie ein Bausch Zuckerwatte, der von einer Animé-Prinzessin in die Höhe gehalten wird.
Nackt läuft sie los und verschwindet kopfüber in den Wellen.
Während sie in die Brandung hinauswatet, streife ich eher langsam die Jeans und das Hemd ab. Oben auf dem Weg sehe ich eine einsame Joggerin, die in Richtung Pacific Palisades läuft, in einem blau-weißen Trainingsanzug, mit einer Schirmmütze und einem iPhone in der Hand, dessen Zwillingskabel ein V um ihr Kinn herum bilden. Sie hat uns zwei nackt badende Kids bemerkt, sieht herüber und scheint zu lächeln. Ich antworte mit einem schwachen winkähnlichen Winken, und sie läuft weiter, ohne aus dem Tritt zu geraten. Ich sehe nun zur Praktikantin hinüber, die im Meer herumtollt, und mit einem Mal komme ich mir sehr nackt vor und wate los ins Wasser. Es ist eisig. Ich schlinge meine Arme um meine Brust und bibbere übertrieben, um mein echtes Zittern zu überspielen, während mir das Wasser bis an die Knie reicht, zu meinen Eiern hochspritzt und sie auf die Größe getrockneter Erbsen einschrumpeln lässt. Weit draußen in der Ferne kann ich ein paar Lichter sehen, vielleicht sind es Segelboote, die über Nacht Anker geworfen haben, aber vermutlich sind es eher Tanker oder Lastkähne, unterwegs zu den Docks bei San Pedro. Hinter mir kann man eben noch den Umriss der Klippen erkennen, die zur Main Street aufragen, wo Sushi Roku ist. Ich stelle mir vor, dass dort bereits eine kleine Armee Illegaler wischt und putzt und faulige Fischreste in einen Müllcontainer hinter dem Restaurant kippt. Sie dreht sich um, sieht mich auf sie zukommen und lacht.
«Komm schon, du! So kalt ist es auch wieder nicht.»
Ich bibbere noch einmal extra und springe hoch und drehe mich schnell, als eine Welle auf mich zurollt, sodass sie gegen meinen Hintern klatscht. Dann wate ich eilig weiter ins Wasser hinaus, teils gezogen vom Rückstrom. Als die nächste Welle kommt, nehme ich sie. Ich werfe mich nach vorn und leicht zur Seite und lasse sie voll gegen mich rauschen. Jetzt bin ich von oben bis unten nass, und mir ist eiskalt.
«Schon besser!», sagt sie. Sie kommt auf mich zu und umarmt mich, und mit der nächsten Welle treiben wir zusammen im Wasser und werden in Richtung Strand geschwemmt.
«Schwimmen wir weiter raus!», sagt sie.
«Hier ist es doch schön», sage ich.
Dann küsst sie mich und hält mich eng umarmt, ein bisschen so, als wären wir jetzt ein Liebespaar, als hätte unsere Nacht zusammen in einem Bett, ihr von Zeit zu Zeit über meine Seite gelegter Arm, mein Arm auf ihr, alles zwischen uns verändert. Vielleicht ist es so. Sie sieht zu mir hoch und lächelt, und ich entspanne mich ein wenig. Vielleicht habe ich zu stark auf ihre Anmache reagiert, vielleicht ist sie bloß ein fröhliches Partygirl, das sich gern zudröhnt und Sex mit Typen hat, die nicht mal ihren Namen wissen. Weil sie jung ist und das alles nichts zu bedeuten hat, weil nichts davon die Seele länger als eine Stunde oder eine Nacht lang durchlüftet. Vielleicht ist das wirklich alles, sie ist einfach ein Mädchen, das Typen gern glücklich macht, das die wenigen Momente geheuchelter Intimität mag, die dabei herausspringen, das gern im Glasslands und im Death By Audio abhängt und vielleicht auch nichts dagegen hat, einem coolen Typen von der Band, die sie gerade gesehen hat, auf dem Klo noch einen zu blasen, kurz bevor der Laden schließt. Es war kein total verschwendeter Abend, auch wenn er dich nicht anruft, was er nicht tun wird, obwohl er sich irgendwann in der kommenden Woche oder auch zwei per SMS noch einmal zum Sex zwischendurch verabreden will. Vielleicht hat sie diese schrecklichen reichen Arschloch-Eltern, den jähzornigen Alkoholiker-Vater von der Wall Street und die Oxykotin-benebelte, mit Botox aufgespritzte Mutter mit der verlogenen gemeinnützigen Stiftung, die vom Aussterben bedrohte Vögel mit Laptops versorgt. Sie ist an der Upper East Side aufgewachsen und musste die grauenhaften, dummen Freunde ihrer Eltern und die Idiotien einer dieser schicken Schulen à la Dalton über sich ergehen lassen. Als stille Rache gegen sie hat sie angefangen, rumzuschlafen und rumzuirren, Rache ist süß und bitter, sieh mich nur an jetzt, Mommy – aber nein, halt, halt mal
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