Der große Blowjob (German Edition)
mit einem halbbritischen Akzent.
«Entschuldigung, aber mir hat gerade jemand meine Jeans geklaut», sage ich. «Dürfte ich Sie wohl um einen Schlüssel bitten?»
3.22
In einem Bademantel, den man mir an der Rezeption zur Verfügung gestellt hat, gehe ich quer durch den menschenleeren Poolbereich und den Flur hinunter und zu meinem Zimmer. Ich sammle meine Sachen ein, räume sie in meinen Rollkoffer, packe meinen Laptop weg, überlege, ob ich einen Berg Pharmaka einschmeißen soll, entscheide mich aber dagegen. Ich ziehe eine Hose und ein Hemd und mein Anzugsakko von J. Lindeberg an und schnappe mir mein Handy vom Schreibtisch. Als ich es gerade in eine der Jackentaschen stecken will, werfe ich noch schnell einen Blick darauf: Es sind ein paar Nachrichten auf der Mailbox, aber Mails von der Arbeit habe ich keine, ob der Server vielleicht streikt? Ich starre auf die Uhrenfunktion des Telefons und beobachte, wie die Minute ein paarmal wechselt. Das geschieht etwa alle sechzig Sekunden. Ich schicke Tom Bridge eine SMS und hinterlasse auch noch eine Nachricht auf seiner Mailbox, um zu fragen, wo der Dreh stattfindet. Ich rufe meine Assistentin in New York an, und auch sie geht nicht dran. Ich versuche es auf ihrem Handy und bei ihr zu Hause, nichts, eigenartig. Dann suche ich Sabis SMS heraus, die letzte, die ich nicht gelöscht habe, und ich tippe auf «antworten», und die 347 er-Nummer erscheint. Ich zögere, und dann rufe ich an. Ihr Handy klingelt, sie meldet sich nicht, was ich schon vermutet hatte, und eine automatische Ansage erklärt mir, dass ihre Mailbox voll ist. Ich gehe zur Rezeption zurück und bitte darum, mir ein Taxi zu rufen. Fast umgehend ist eins zur Stelle. Ich steige ein und nenne dem Fahrer die Adresse von Gangrape, die ich der kleinen Karte an dem Obstkorb entnommen habe, der schließlich doch noch eingetroffen ist. Auf der Karte stand, «Eric, auf eine spitzenmäßig gute Zeit in L. A.! Viele liebe Grüße, Deine Freunde von Gangrape.»
Während wir auf dem Ocean Boulevard nach Venice fahren, höre ich meine Mailbox ab. Tom Bridge fragt sich, warum ich nicht beim Abendessen auftauche, Seth Krallman fragt sich, ob ich noch vorhabe, seinen Wagen abzuholen oder nicht, eine Nachricht ist von Lynette, meiner Headhunterin, die mit Singsangstimme fragt, wie es so läuft bei mir, und sich fragt, ob ich an einem Posten als Executive Creative Director bei Leo Burnett interessiert wäre, & eine ist von Barry, der sich kein bisschen fragt, ich bezweifle, dass er sich in seinem Leben jemals wirklich etwas gefragt hat. Seiner Nachricht aber höre ich aufmerksam zu: «Eric, hier Barry. Rufen Sie mich bitte so bald wie möglich zurück.»
Die Gangrape-Büros sind in einem alten Lagerhaus an den Bahngleisen in Culver City. Ich bezahle den Taxifahrer und gehe hinein. Es ist ein großer, offener Raum mit einem Oberlicht und einer Halfpipe aus Sperrholz in der Mitte. Die Gangrape-Regisseure sind alle bekannt für ihre sagenhaften Skate-Videos. Der Gangrape-Regisseur, den wir engagiert haben, heißt Brian Sisto. Er ist siebenundzwanzig und trägt den Spitznamen Psyk, wie in «sick» oder «krank». Seinem Lebenslauf zufolge war Brian eine Zeitlang obdachlos, hat auf der Straße gelebt, zusammen mit den Skaterkids von Venice Beach, und in dieser Zeit hat er angeblich angefangen, die Skaterszene zu filmen. Foto und Film hätten ihm das Leben gerettet, aber ich weiß zufällig, dass sein Vater Vito Sisto ist, der vermeintliche Ex-Mafioso und Filmproduzent, in den Neunzigern Produktionsleiter bei einem Pornofilmstudio.
Direkt am Eingang steht ein großer, langer Tisch aus Verkehrsleitkegeln, und es sitzen zwei superheiße Mädchen dahinter, eine Blondine und eine Rothaarige. Ich gehe auf die Blondine zu und erkläre ihr, dass ich von Tate bin, der Creative Director bin, eben erst in L. A. angekommen bin und fragen wollte, wo der Dreh stattfindet, da ich meinen Ablaufplan verloren habe. Sie scheint kurz verwirrt und läuft dann nach hinten, um mit jemandem zu reden, und dann kommt sie zurück.
«Hier bitte, eine Kopie», sagt sie, als sie mir den Ablaufplan aushändigt. «Da steht auch die Adresse der Location drauf, es ist ein Haus in Mar Vista, nicht weit von hier, das da sind die GPS -Koordinaten.»
«Meinen Sie, ich könnte da zu Fuß hinlaufen?», frage ich sie.
«Hm.» Sie denkt kurz nach. Dann wendet sie sich an die Rothaarige. «Kann man von hier aus bis Mar Vista laufen?»
«Was ist Mar Vista?»,
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