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Der große Blowjob (German Edition)

Der große Blowjob (German Edition)

Titel: Der große Blowjob (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mattei
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habe und jetzt brauche, um meine Miete zu zahlen.
    «Geh nicht in die Klinik», sage ich zu ihm. «Die haben null Ahnung.» Dann erzähle ich ihm von meinen zwei Komma fünf Tagen in der Uniklinik in L. A., aber er hört mir gar nicht zu. Ich erzähle ihm davon, wie oft meine Mutter wegen ihrer diversen Geistesstörungen in Kliniken war, und sieh dir an, was es ihr gebracht hat. Er ist aber mit seinen Gedanken ganz woanders.
    «Weißt du, wie viel Braunes ich damit zurzeit kaufen könnte?», sagt er, während er den Umschlag befingert. Braunes ist sein Ausdruck für Heroin, obwohl es in New York seit mittlerweile zehn Jahren kein echtes Braunes mehr gibt, das habe ich mal im
Fader
gelesen.
    «Nein, wie viel?», frage ich ihn, als würde es mich interessieren. Er erzählt mir, er wüsste, wo er genug von dem Zeug kriegen könnte, und dass er es, mit einem handelsüblichen Abführmittel gestreckt, auf der Straße für zehnmal so viel weiterverticken könnte.
    «Das ist fast eine Viertelmillion», sagt er. «Das würde locker als Anzahlung für eine coole Wohnung in Bushwick reichen, da könnte ich es mir gemütlich machen, meine Kunst machen, allen möglichen Scheiß, Dog», sagt er.
    «Dog!», sage ich aus Solidarität. «Du bist betrunken.»
    «Dog!», sagt er noch mal, jetzt lauter. «Na und? Ist trotzdem eine Hammeridee.»
    Er steigert sich immer mehr in seinen komischen Plan hinein. Ich tippe darauf, dass er in den letzten paar Stunden am absoluten Nullpunkt war und von jetzt an wieder in eine manische Phase abgleitet. Ich habe dieses Muster bei ihm schon einige Male mitgekriegt. Wenn er manisch ist, ist er sehr viel lustiger, falls man ihn zum richtigen Zeitpunkt erwischt, weil diese Phase nie lange anhält, man muss es einfach nehmen, wie’s kommt.
    «Das solltest du nicht tun», sage ich. «Du solltest keine Drogen mehr nehmen.» Er lacht bloß, glaubt, ich würde ihn nur verarschen. Also zitiere ich sinngemäß eine der Reden aus
Der ewige Quell
, über die menschliche Entschlusskraft, über den Erfolg und den Sinn positiven Handelns, darüber, dass der Sieger alles abräumt, über das Bemühen um Erfolg um jeden Preis. Und bald schon lasse ich jeden noch so lahmen Sport-Slogan vom Stapel, nur, um ihm einzuhämmern, dass er jetzt im Moment besser gar nichts entscheidet. Er greift in seine Gesäßtasche und zieht die Zulassung des Range Rover heraus und unterschreibt sie auf der Rückseite.
    «Was soll ich als Kaufpreis eintragen?», fragt er. Ich sage, er soll fünfzehn reinschreiben. Alles darunter könnte den Leuten vom Finanzamt verdächtig vorkommen. Er trägt 15000  $ ein und reicht mir die Zulassung. Dann kramt er aus seiner Hosentasche das Parkhausticket hervor. Wir wanken aus der Bar und gehen ein paar Blocks rüber zur Mott Street, zu dem Betonkasten, in dem Seth den Wagen geparkt hat. Ich zahle beim Parkhauswärter, und Seth reicht mir den Schlüssel, als würde das Auto mir gehören, was nun ja tatsächlich der Fall ist. Der Wagen steht nicht weit weg, weil sie die netteren Autos ja immer im Erdgeschoss parken. Ich setze mich ans Steuer, und wir brettern los, hinaus in den New Yorker Abend.
    Ich bin viel zu betrunken, um Auto fahren zu dürfen. Aber wir sind im Moment nicht gerade in gehorsamer Stimmung, wir beide nicht. Gefeuert zu werden setzt immer für eine gewisse Zeit die Vernunft runter.
    Wir fahren auf der Bowery nach Süden, und dann dirigiert Seth mich zu einem Laden unten in der Nähe der Sozialsiedlung unterhalb der Williamsburg Bridge, in der Nähe der Ridge Street. Das beinhaltet, einmal bei Rot links abzubiegen, und ich kriege das ohne Probleme hin. Yogi-Boy sagt, die großen Deals auf der Lower East Side werden alle von einer Reinigung namens «El Jaguar» aus vermittelt.
    «Woher weißt du diesen Scheiß?», frage ich, und er sagt, dass jeder, der in New York jemals Drogen gekauft hat, Jaguar Dry Cleaner’s kennt, der Laden sei legendär.
    «Anspielungen darauf finden sich in bestimmt hundert Songs, von den Velvets über Snoop bis zu den Strokes», sagt er. Seine Energie ist gut jetzt, er ist oben. Dann versucht er eine Zeile aus einem Track zu singen. Es könnte eine dieser Bands sein, auf die er steht, Bum Bum Dudes oder Illiteracy Society, keine Ahnung.
    «May the jaguar run / he goes on the ridge / may the jaguar run / down to the bridge.»
Ich kenne den Song nicht, aber der Text ist angemessen möchtegern-geheimnisvoll. Die Verbreitung von obskurem

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