Der große Blowjob (German Edition)
reden, Spritzen, Schläuche und sehr, sehr grelle Lampen.
3.25
Die modernistische Ästhetik aus der Mitte des letzten Jahrhunderts hat den Vorteil, dass man seine Sachen leicht zusammenpacken kann, wenn man umziehen muss, besonders, wenn man gar keine Sachen hat. Mein Umzugsunternehmen, «Sustainable Transitions», ist das erste umweltbewusste Umzugsunternehmen in New York (ihre Kartons bestehen aus recycelten Bambus-Abfallprodukten, und ihre LKW s tanken Bio-Kraftstoff). Wie es sich traf, war die erste von Henrys winzigen Kugeln in meinen Schultermuskel eingedrungen, wobei sie zum Glück meinen Humerus, meine Scapula und meinen Subscapularis verfehlt hat, und ist auf dem Rücken sauber wieder ausgetreten. Die zweite trat über meinem Bauch ein, durchlöcherte das Mesenterium, das meine untere Hohlvene mit meinem Dünndarm verbindet, bog dann scharf nach rechts ab und trat wieder aus, ohne meine Wirbelsäule, Leber oder sonst ein lebenswichtiges Organ auch nur zu berühren. Manche nennen es ein Wunder. Ich nenne es acht äußerst informative Tage im New York Presbyterian Hospital, gefolgt von zwei Wochen im Bett, in denen ich mir sämtliche Preston-Sturges-Filme angesehen habe, zweimal. Ich fand sein Œuvre ziemlich fesselnd, Seth hatte es mir mit Nachdruck als therapeutisch empfohlen. «Sein Comedy-Ansatz ist ein Stück weit buddhistisch», klärte Seth mich auf, während wir uns
Der große McGinty
ansahen, «weil er das Leben als ‹absurde Karawane› bezeichnet, was man als anderen Ausdruck für Samsara auffassen könnte.»
«Cool», sagte ich. «Sehen wir uns den gleich noch mal an.»
Seth, autolos und joblos, war wieder mit seiner Freundin zusammengekommen, die angeblich ja mit ihm Schluss machen wollte, und sie erzählten mir, sie würden zusammen dieses Projekt auf Etsy starten, dort handgemachte Yogamatten aus Hanf zu verticken, obwohl das vielleicht auch nur Spaß war, das war nicht ganz klar.
Von ein paar Besuchen der beiden abgesehen, und diversen Lebensmittel-Boten, und einigen Kurznachrichten, die zwischen meinem Vater und mir hin- und hergegangen sind, rede ich eigentlich mit niemandem, und mir war auch nicht nach anderen Leuten.
Und dann schließlich, gegen Ende der zweiten Woche, bekomme ich eine ganze Reihe SMS , die mich hintereinander an-pingen. Sie waren von jemandem namens BLOCKIERT .
OMFFFG !!?!!
habs grad erst erfahren ich wars nicht ehrenwort! hoffe du bist ok.
btw: *total blinde gewalt* = so du ;),
aber ich wollte sagen, entschuldigeentschuldige
Eric
entschuldige dass ich @ strand weggelaufen bin aber du wusstest ja die wahrheit nicht dass ich scheiße dass ich gelogen habe GELOGEN , die ganze Zeit echt wahr OMG sage ich dir das wirklich? es war
tom
tom b den ich in der videoagentur getroffen habe der gesagt hat ich könnte
einen job kriegen wenn ich dich so richtig verarsche und zuerst hab ichs gemacht weil ich eben wollte und
dumm und schwach bin, und dann sah ich dich und du
wirktest so süß und traurig und alles passierte wie es passiert ist und dann
wusste ich nicht was ich tun sollte ich wollte es dir sagen
aber dann hast du gesagt du liebst mich also bin ich weggerannt
es tut mir leid wirklich leid dass ich es getan habe und dass ich auf dein haus gebrochen habe aber ich habe zu phil getrunken ich meine zu viel
ich liebe dich *auch* aber ist zu spät für so was ich weiß
sei mir nicht böse – oder doch, wie du willst … bye …
weinend ……
(>_<)
Ich schickte ihr nicht sofort eine Antwort, doch als es endlich so weit war ( Sabi! ruf mich an! ), merkte ich, dass man wohl auch eine Handynummer blocken kann. Und da ich deshalb keine Ahnung hatte, ob sie meine Antwort überhaupt bekommen hat, habe ich ihr noch mal eine geschickt ( soll das ein witz sein? ruf mich an!! ) und dann ein drittes Mal ( bitte?!? ), bekam aber nichts zurück. Ich versuchte es über ihre alte Festnetznummer, aber die ging nicht mehr. War sie umgezogen? Ich wusste es nicht. Ich suchte sie auf Facebook, aber sie hatte mir ja erzählt, dass sie nicht mal bei Facebook ist, und außerdem kannte ich ihren Nachnamen nicht. Also glotzte ich Filme und wartete, und wartete noch etwas länger, und eines Tages dann merkte ich, dass ich meine Hose anziehen konnte, ohne dabei das Gefühl zu haben, dass mir jemand ein Messer in den Rücken rammt.
Während meine letzten Möbel in den Lastenaufzug geschafft werden, lädt das Umzugsteam von «Sustainable Transitions» alles in den LKW
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