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Der große Blowjob (German Edition)

Der große Blowjob (German Edition)

Titel: Der große Blowjob (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mattei
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Drogen-Insiderwissen ist ja seit jeher einer der Hauptzwecke der Populärmusik. Es macht mich müde, wenn ich nur an all die jungen Leute hier in der Stadt denke, an ihre kollektiven pausenlosen Bemühungen darum, «hip» zu sein, was so viel heißt wie: sich anpassen, sich einfügen, gehorchen. Alle Definitionen verkehren sich mit der Zeit in ihr genaues Gegenteil. Warum sind Menschen so? Ist es Angst? Wovor? Vor dem Tod? Als Seth zu Ende gesungen hat, machen wir gerade vor dem Laden halt. Er klopft auf den Umschlag in seiner Jackentasche und öffnet die Beifahrertür, und ich suche nach den richtigen Worten.
    «Ich halte das für keine gute Idee», sage ich.
    «Ich weiß», antwortet er. Dann zögert er kurz, ehe er aussteigt und mir vom Bordstein aus noch einmal einen Blick zuwirft. Dann dreht er sich um und geht auf die Ladenfront zu.
    «Seth-ji», rufe ich laut. «Yo.»
    Er dreht sich um und sieht mich an, mit einer Hand an der Tür, in der anderen hält er sein Geld. Er hat sie etwa fünf Zentimeter geöffnet, aber ich kann sehen, dass er nicht wirklich reingehen will. Er hat Bedenken, sein Unterarm zittert fast unmerklich. «Was?», sagt er.
    «Ich habe nur Spaß gemacht», sage ich zu ihm, so ernst wie nur möglich.
    «Worüber?»
    «Dog, ernsthaft», sage ich. «Tu das nicht.»
    «Was soll ich nicht tun?»
    «Nimm das Geld lieber und mach was anderes damit. Studieren.»
    «Und was soll ich studieren?»
    «Keine Ahnung, Mann», sage ich, das ist Neuland für uns beide. Ich kratze mich zum Schein am Kopf, zum Zeichen, dass ich laut nachdenke, und dass ich es ernst meine. «Vielleicht Pflanzenheilkunde oder so was? Geburtshilfe? Oder Jura, werde Sozialarbeiter? Du weißt schon. Kampf dem System von innen her?»
    Er sieht mich lange an, als wüsste er nicht recht, ob ich mich über ihn lustig machen will oder nicht.
    «Sei kein Arschloch», sagt er.
    Und dann wechsle ich den Tonfall und sage: «Steig einfach ein. Ich meine es ernst.» Eine Sekunde lang steht er da. Da ich sehen kann, dass er noch immer nicht reingehen will, sondern nach einer Ausrede sucht, beuge ich mich rüber und öffne die Beifahrertür und lasse sie aufschwingen. Das genügt ihm als Wink, er steigt wieder ein. Einen Moment lang sitzen wir schweigend da. Dann fahre ich ihn nach Hause.

3.24
    Ein paar Tage später muss ich noch mal zu Tate, um meine Abfindungspapiere zu unterschreiben. Mir stehen sechs Monate Gehalt und ein Jahr Zusatzleistungen zu, aber weil ich mit einem Verstoß gegen das Personalrecht meinen Vertrag verletzt habe, geben sie mir von allem die Hälfte. Nicht schlecht. Ich fahre mit der U-Bahn zur 51 st Street und laufe von dort zum Tate-Global-Gebäude, dem Panoptikum der Schande. Ich gehe in die Lohnbuchhaltung und treffe mich mit einer Frau, die ich noch nie zuvor gesehen habe. Sie heißt Angeline. Ich unterschreibe einen Haufen Papiere, ohne zu lesen, was drinsteht, und ich gehe wieder. Niemand grüßt mich, niemand bemerkt mich, niemand sagt hallo. Das ist mein Vermächtnis nach zwei Jahren Qual. Während ich bei Angeline sitze, frage ich, ob ich kurz ihr Telefon benutzen darf, & ich wähle Barrys Nummer. Er nimmt meinen Anruf nicht an. Ich wähle die Nummer der Personaltante, & sie geht nicht dran. Ich hinterlasse ihr eine lange Nachricht, frage, ob sie meine Mail oder mein Fax oder meine SMS bekommen hat, über die Entschädigung der Leute, die wir gefeuert haben, mit dem Bonus, den ich eigentlich bekommen sollte und den auch sie mit Sicherheit bekommen wird. Ich sinniere darüber, wie es sein kann, dass Leute wie wir uns von diesem System verführen lassen, und wie schade es ist, aber ich hätte immer das Gefühl gehabt, dass da etwas war zwischen uns, unausgesprochen, und unter anderen Umständen hätten wir uns vielleicht etwas bedeuten können. Dann fällt mir eine automatische Stimme ins Wort und fragt, ob ich mit meiner Nachricht zufrieden bin, und ich drücke die 2 : nein. Nein, ich bin mit meiner Nachricht nicht zufrieden.
    Als ich aus dem Gebäude komme, sehe ich Henry Graham, meinen Ex-Kollegen, der auf der anderen Straßenseite herumsteht. Da ich mir ziemlich sicher bin, dass er mich nicht sieht, habe ich ein paar Sekunden, um zu entscheiden, mache ich kehrt, um ihm aus dem Weg zu gehen, oder gehe ich weiter, um ihm aus dem Weg zu gehen, aber dann ist es zu spät, er steht direkt vor mir und sieht mich an. Ich bleibe stehen und lächle ihm zu und strecke ihm die Hand entgegen. Er nimmt sie

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