Der große Blowjob (German Edition)
er sich um unseren Hund Race kümmert, an dem Tag, als er überfahren wurde. Mir wird klar, dass dieses leere Loch in Wirklichkeit die Stelle ist, wo unser Haus mal stand, genau dort über der schlammigen Brühe. Unser Haus war weg. Wer auch immer das Haus der Mannings gekauft hatte, hatte sich unseres ebenfalls unter den Nagel gerissen und plattgemacht, um Platz für einen Pool zu schaffen. Und dann hat sich die Sache mit dem Pool und der Renovierung in Luft aufgelöst, wenn nicht noch viele andere Träume auch.
Als es langsam dämmert, beschließe ich, noch nach Youngstown reinzufahren, da ich seit dem Wegzug meines Vaters nicht mehr hier war. Mal schauen, was sich sonst noch verändert hat. Als ich auf verschlungenen Wegen nach Norden und Osten durch die schlechten Viertel und ins Stadtzentrum fahre, wird es dunkel, und mir ist nicht ganz wohl dabei, hier in so einer Nobelkarre unterwegs zu sein. Obwohl es schon irgendwie was Poetisches hätte, wenn mir auf dem Weg zu einem neuen Job ein Speed-Junkie unter Androhung von Gewalt das Auto unterm Arsch wegklaute. Als Kinder kamen wir nur selten in die Stadt, von gelegentlichen Besuchen in der Fabrik meines Vaters abgesehen, die einige Meilen weiter östlich stand. Es ist, als würde ich sie jetzt zum ersten Mal sehen. Ich fahre die Federal Street entlang, die Hauptgeschäftsstraße, und nichts hat geöffnet. Keinen Schimmer, ob dieser Teil Youngstowns gerade boomt oder auf dem absteigenden Ast ist. Am Ende finde ich eine Bar, eine Eckkneipe namens Draft House, und ich parke und gehe rein. Eine Handvoll Säufer und andere unappetitliche Figuren sitzen hier herum, eine interessante Mischung aus Kiffertypen und arbeitslosen Stahlarbeitern. Eine Jukebox spielt abwechselnd alte Sachen von Slim Shady, Lynyrd Skynyrd und Toby Keith.
Ich setze mich an den Tresen und bestelle mir eine Cola, und schon wenige Minuten später spricht mich ein Mann mit einem Furunkel an der Stirn und einem so fetten Arsch an, dass er zwei Barhocker braucht. Wo ich her bin? Ich erzähle ihm, dass ich hier in der Gegend aufgewachsen und mal wieder zu Besuch hergekommen bin. Die nächsten Stunden hört er nicht mehr auf zu reden, obwohl ich ihm in keiner Weise signalisiere, dass mich sein Monolog irgendwie interessiert. Der Umstand, dass ich ihm seine doppelten Wodkas spendiere, motiviert die Darbietung möglicherweise, ich bin also selber schuld. Er ist von allem, was er mir erzählt, voll und ganz überzeugt, in der Art, wie nur Leute, die nie aus dem Ort, in dem sie aufgewachsen sind, herausgekommen sind, überzeugt sind, dass sie einfach über alles Bescheid wissen. Er ist sich zum Beispiel sicher, dass nie ein Flugzeug ins Pentagon gerast ist, ebenso, wie er sich sicher ist, dass es das beste vietnamesische Essen auf der Welt außerhalb Hanois hier in Youngstown gibt, und zwar, weil es so viele Vietnamveteranen gab (zu denen er auch gehört). Die, die den Krieg überlebten, kamen mit ihren jungen vietnamesischen Bräuten zurück, und diese Mädchen, die meisten von ihnen ziemlich attraktiv, brachten ihre gesamten Familien mit hierher, um den gottverdammten Kommunisten zu entkommen. Viele dieser Verwandten machten dann Geschäfte auf, vor allem Läden und Restaurants, Chopsuey-Häuser, weil die Leute hier in der Gegend sich das eben unter Schlitzaugen-Küche vorstellten, Chopsuey und General Tso’s Chicken und so weiter. Aber dann hat diese eine Familie ein richtiges vietnamesisches Restaurant aufgemacht, sehr authentisch, für die anderen Vietnamesen, die hier lebten, für ihre eigene Community. Es hatte nicht mal ein Schild, aber die Leute rannten ihnen ziemlich bald die Bude ein und es wurde in der Zeitung sehr gut besprochen, also, es war ungeheuer beliebt, und diese Familie kam richtig zu Asche, und ziemlich fix waren dann auch die anderen Chopsuey-Läden echte vietnamesische Restaurants, genau so ist das gelaufen, ob Sie’s glauben oder nicht. Er erzählt mir auch, während er bei dem unerschöpflichen Thema von Y-Town und seinen Völkern ist, dass die Stadt vor nicht allzu langer Zeit hätte gerettet werden können, weil etwas nördlich von hier eine Fertigungsstätte für Luftschiffe errichtet werden sollte. Aber das haben die verdammten Sozialisten durch ihr Veto verhindert, und damit war das traurige Schicksal ihrer einst so großartigen Region besiegelt. Das ist wohl wahr, sage ich zu ihm. Er heißt Frank, Frank Geshko oder Leshko, sagt er schließlich, während er mir die Hand
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