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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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Gärtnerknaben arbeiteten, und war so traurig wie nie, denn morgen waren die sieben Jahre vorüber und sie wusste nimmer den Namen des Jägers. Wie sie lange so gesessen war und sann und nachdachte, sah sie, wie die Gärtnerjungen ihre Gerätschaften zusammenpackten, und einer hatte ein Zistel und das warf er in sein Körbel. Als das die Gräfin sah, lachte sie laut auf und rief: »Zistel im Körbel!«, sodass der Graf und die Kammermädchen herbeikamen, und alle staunten, denn keine lebende Seele wusste, was die Gräfin so froh gemacht hätte. Der Graf freute sich und küsste die frohe Gräfin, die so lange trüb und traurig gewesen.
    Am Tage darauf kam der grüne Jäger, als die Gräfin eben spazieren ging, und die Gräfin grüßte ihn und nannte ihn beim Namen. Da lächelte er, legte den Finger auf den Mund zum Zeichen, dass sie keiner Menschenseele etwas von ihm sagen sollte, und verschwand auf immer. Die Gräfin und der Graf lebten aber noch lange recht glücklich und bekamen noch zwei Kinder, ein Büblein und ein Mädchen. Und die Geschichte ist wahr, denn der sie erzählte lebt noch.
    * Zistel bedeutet in einigen Gegenden Tirols ein flaches Kopfkörbchen, im Gegensatz zu Körbel, worunter man ein Rückenkörbchen versteht.

Purzinigele
    Vor alter, alter Zeit lebte ein reicher, mächtiger Graf. Alles Land weit und breit gehörte ihm und er hatte alles, was sein Herz begehrte. Seinen Reichtum und sein Glück teilte eine gute Frau, die so schön war wie der Tag und so lieb wie ein Engel. So lebten sie schon einige Monate glücklich beisammen und die Tage kamen ihnen so kurz wie Minuten vor.
    Da ging der Graf eines Tages auf die Jagd und drang immer tiefer und tiefer in den Wald. Er war in der Hitze der Jagd so weit gekommen wie noch nie und hatte sich von seinen Begleitern eine große Strecke entfernt. Wie er so allein im Walde sich fand, stand plötzlich ein Nörglein * vor ihm. Der kleine Waldbewohner war nur drei Schuhe lang und sein Bart reichte ihm bis auf die Knie. Zornig rollte er seine glutroten Augen und sprach: »Was hast du hier zu tun? Das ist mein Gebiet und das sollst du mir büßen. Du kommst nicht mehr lebend aus dem Walde oder du musst mir deine Frau lassen.«
    Der Graf erschrak nicht wenig über die Erscheinung des Nörgleins und über seine zornigen Worte. Denn er hatte oft vom Waldmännlein, seiner Stärke und seiner Bosheit allerlei schaurige Geschichten gehört, als er noch ein Kind war und die alte Kindsmagd ihm erzählen musste. Was war nun zu tun? Da war guter Rat gar teuer und der erschrockene Graf wusste kein anderes Mittel wegzukommen als Bitten und gute Worte.
    Â»Verzeih mir«, sprach der Graf, »dass ich dein Gebiet betreten habe. Ich habe es nicht gewusst und werde es gewiss nie mehr tun.«
    Das wilde Nörglein ließ sich aber nicht besänftigen und sprach: »Wie ich dir gesagt habe, muss es geschehen. Entweder du oder sie.«
    Â»Verlange, was du willst und ich gebe es dir«, sprach der Graf, »aber lass nur von dieser Forderung!«
    Da schien sich das Männlein zu besinnen und sagte: »Wenn es so sein muss, so will ich Euer Schicksal in die Hand Eurer Frau legen. Ich lasse Euch einen Monat Zeit. Wenn sie imstande ist, in dieser Zeit unter dreimal meinen Namen zu erraten, soll sie frei und Euer sein – sonst gehört sie mir.«
    Der Graf war etwas getrösteter, aber doch lag es ihm noch so schwer auf dem Herzen. Er ging nun zurück und das Waldmännlein begleitete ihn. Beide waren ernst und sprachen kein Wort. Wie sie eine Weile gegangen und zu einer uralten, graubärtigen Tanne gekommen waren, stand das Zwerglein still und sprach: »Hier ist die Grenze meines Gebietes. Bei dieser Tanne, die neunmal so alt ist als die übrigen Bäume, werde ich deine Frau erwarten. Dreimal kann sie unter dreimal raten! Hältst du aber nicht dein Wort, so soll es dir schlecht gehen.«
    So sprach das Männlein und war bald wieder waldein verschwunden.
    Der Graf ging nun langsam nach Hause, denn es war ihm so schwer ums Herz, und je näher er dem Schlosse kam, desto trüber und trauriger war ihm zumute. Als er dem Tore schon nahe war, kam ihm die Gräfin, die ihn vom Fenster aus gesehen hatte, entgegen und war gar froh und heiter, weil ihr Gemahl wieder da war. Allein bald sah sie, dass er nicht froh war wie sonst, sondern eine gar trübe

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