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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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Miene machte. Sie war nun auch traurig und besorgt und fragte den Grafen, was ihm fehle.
    Indessen waren sie ins Schloss und in die Stube gekommen und der müde, traurige Graf erzählte ihr nun alles, wie das Nörglein ihm begegnet sei und ihm die Gräfin habe nehmen wollen und welche Bedingung es zuletzt gemacht habe.
    Wie die Gräfin dies hörte, wurde sie bleich wie eine Leiche und ihre schönen feinen Wangen waren von Tränen benetzt. Die Lust und Freude waren nun aus dem Schlosse verschwunden und es ging droben gar stille und traurig her. Die Gräfin saß gewöhnlich im Erker und sann und sann, wie kurz ihr Glück gewesen war, oder sie betete und weinte in der Burgkapelle. Der Graf zog auch nicht mehr auf die Jagd oder zum Kampfspiele, sondern saß auf seinem alten, reich mit Schnitzwerk versehenen Lehnstuhle, auf dem schon sein Urahn gesessen war, stützte sein Haupt in die rechte Hand und dachte nach, er wusste selbst nicht worüber.
    So vergingen Tage auf Tage und Wochen auf Wochen und endlich waren nur mehr drei Tage vom Monate übrig. Da gingen nun der Graf und die Gräfin hinaus in den Wald und weiter und weiter, bis sie die alte, greisbärtige Tanne von Ferne sahen. Da blieb der Graf zurück und die Gräfin ging allein weiter. Es war sonst so lustig im Walde, die Vöglein jubelten, die Eichkätzchen sprangen und die Hagröslein blühten weiß und rot, allein der Gräfin war so schwer ums Herz wie noch nie, und traurig ging sie, bis sie endlich zur Tanne kam. Dort erwartete sie schon das Nörglein, das grün und rot gekleidet war. Es hatte eine närrische Freude, als es die Gräfin sah, denn sie gefiel ihm gar wohl.
    Â»Nun errate meinen Namen, Frau Gräfin!«, sprach er eilig, als ob er es kaum erwarten könnte.
    Da riet die Gräfin: »Tanne, Fichte, Föhre«, denn sie dachte, weil er im Walde wohnt, hat er gewiss den Namen eines Baumes.
    Das Nörglein hatte es aber kaum gehört, als es laut auflachte und jauchzte, dass es im ganzen Walde widergellte.
    Â»Du hast es nicht erraten!«, sprach er jubelnd. »Schau, ob es morgen besser geht als heute, sonst wirst du noch meine Frau!«
    Die Gräfin war aber noch trauriger und ging mit niedergeschlagenen Augen von der Tanne weg, an der das Nörglein noch immer stand und schadenfroh ihr nachlächelte.
    Sie fand bald ihren Gemahl und erzählte ihm, wie sie so schlecht geraten hätte, und beide kehrten nun noch trauriger als sie gekommen waren auf ihr Schloss zurück.
    Der noch übrige Tag verging, obwohl es ein trauriger war, doch zu schnell und es war bald der Abend da, dem die Nacht folgte. Das war wieder eine traurige, trostlose Nacht, in der Schlaf und Traum in der Grafenstube nicht einkehrten.
    Als morgens die ersten Lerchen sangen, waren schon Graf und Gräfin auf den Beinen und klagten sich ihre Not. Darauf gingen sie in die Burgkapelle und beteten dort und dann gingen sie in den grünen Wald hinaus und weiter und tiefer, bis sie die alte, greisbärtige Tanne von Ferne sahen. Da blieb der Graf zurück und die Gräfin ging allein weiter. Es war sonst so lustig im Walde draußen, die Vöglein sangen, die Blumen lachten und dufteten und die Eichkätzchen machten ihre Männchen, allein der Gräfin war so schwer ums Herz wie noch nie und mit Tränen in den Augen ging sie, bis sie zur Tanne kam. Kaum war sie dort, so kam auch schon das Waldmännlein und war gar schön blau und rot gekleidet. Es hatte eine närrische Freude als es die Gräfin wiedersah, denn sie gefiel ihm gar zu wohl.
    Â»Nun errate meinen Namen, Frau Gräfin!«, sprach er eilig und lächelte.
    Da riet die Gräfin: »Hafer, Plenten, Türken« * , denn sie dachte, vielleicht habe es einen Namen vom Getreide.
    Der kleine Wicht hatte es aber kaum gehört, als er laut auflachte und jauchzte, dass es im ganzen Walde widerhallte.
    Â»Du hast es nicht erraten«, sprach er jubelnd. »Morgen muss es besser gehen oder du gehörst mir, und dann hab’ ich morgen noch Hochzeit.«
    Die Gräfin war aber noch trauriger als je und ging mit nassen Augen von der alten Tanne weg, an der das Nörglein noch immer stand und schadenfroh ihr nachlächelte.
    Sie fand bald ihren Gemahl und erzählte ihm, wie es ihr so schlecht ergangen sei, und beide kehrten nun noch betrübter als sie gekommen waren auf ihr Schloss zurück.
    Der noch übrige Tag

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