Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
Vom Netzwerk:
alte König umarmte den Hansl und dankte ihm für seine Erlösung und die Erlösung seiner Tochter und seiner Leute. Dann bot er ihm seine Tochter zur Frau und das reiche Königreich zur Erbschaft an. Da besann sich Hansl nicht lange, ging darauf ein, und es wurde noch am selben Tag Hochzeit gehalten. Der König aber war kein anderer als der Stinkkäfer, in den er von einer bösen Hexe verwandelt worden war.

Peter Bär
    In einem Dorfe lebte einmal ein Mann, welcher Kuhhirt war. Eines Tages, als seine Frau mit den Kühen nach der Weide gezogen war, hatte sie das Unglück, eine Kuh zu verlieren. Sie suchte und suchte bis in die späte Nacht, konnte sie aber nicht wiederfinden, und da sie sich vor ihrem Manne fürchtete und sich deshalb nicht ohne das Tier nach Haus wagte, suchte sie noch beim Sternenschein und verirrte sich dabei tief in den Wald hinein. Hier gelangte sie endlich an eine Höhle, und da sie matt und müde war, ging sie hinein, um darin zu übernachten.
    Kaum hatte sie sich dort niedergesetzt, da kam ein großer Bär herein; dieser brummte zwar erst ein wenig, ward aber bald vertraut mit der zitternden Frau und tat ihr nichts zuleide. Und sie lebten zusammen in der Höhle: Der Bär ging frühmorgens weg, kehrte jedoch jedes Mal bald zurück und brachte der Frau frisches Fleisch und allerhand Beeren; dabei unterließ er es aber nie, beim Weggehen einen großen Stein vor die Höhle zu wälzen, damit jene nicht entfliehen möge.
    Nach einiger Zeit bekam die Frau, die bis dahin kinderlos gewesen war, einen kleinen Sohn; als derselbe neun Monate alt war, da war er ebenso stark wie sein Vater, der Bär. Darüber, dass der Sohn so schnell heranwuchs und erstarkte, freute sich die Mutter außerordentlich und nicht bloß wie andere Mütter: Sie wollte schon lange so herzlich gern wieder nach Haus und unter Menschen, und da sie selber die Höhle nicht öffnen konnte, setzte sie ihre ganze Hoffnung auf den Jungen; denn der Alte tat es nicht, sie mochte bitten und schmeicheln, soviel sie wollte. Als die Kraft des Knaben so weit gediehen war und der Bär einst wieder ausging, ließ sie von ihrem Sohn den Stein wegwälzen, was ihm ein wahres Kinderspiel war, und ging mit ihm in ihr Dorf zurück.
    Kaum zu Hause angekommen, war auch der alte Bär schon da und machte vor der verriegelten Tür ein Gebrumme und Gebrüll, dass alle Bauern aus dem Dorfe zusammenliefen und das Untier nach einem wütenden Kampfe erlegten. Die Sache wurde landkundig, und der Knabe empfing die heilige Taufe, wobei der Schulz Gevatter stand, und erhielt den Namen »Peter Bär«. Dieser wurde, obgleich er schon vor der Taufe stärker war als der allerstärkste Mann, noch immer stärker, und als er ausgewachsen war und sein Herr Gevatter darauf drang, er solle ein Handwerk lernen, wurde er ein Schmied. Es hielt erst sehr schwer, einen Lehrherrn für ihn zu finden, bei dem er auslernte; denn sobald man ihn erzürnte, schlug er entweder den Amboss in den Gotteserdboden oder zerschmetterte den Hammer oder hieb auf das Eisen los, dass die Stücke durch die ganze Schmiede, ja über den Schmiedeberg bis auf die Straße flogen.
    Endlich fand sich ein pfiffiger Schmied, der ihn zu nehmen wusste, und da arbeitete er allein für sieben Mann, aß aber nur für drei. Als die Lehrzeit zu Ende war, machte er sich einen eisernen Wanderstock, welcher drei Zentner wog, ging zu seinem Herrn Gevatter und bat um Reisegeld; die Bauern brachten solches zusammen und dankten Gott, dass sie endlich den gefährlichen Mann wieder loswurden. Und Peter Bär zog in die weite Welt, immer seiner Nase nach.
    Nun begab sich’s eines Tages, dass er an eine verfallene Burg kam, welche auf einem Berge lag; da fand er einen Menschen, der mit der Faust die Quadersteine aus der dicken Mauer stieß, dass sie den Berg hinabrollten. Peter Bär sah ihm eine kleine Weile zu und sprach hierauf: »Du Steinspieler, was machst du da?« Dieser antwortete: »Ich stoße zu meinem Vergnügen, und weil ich eben Langweil habe, diese Mauern ein.« – »Ei, du bist ja ein starker Kerl!«, sagte Peter Bär. Der Steinspieler erwiderte: »Gewiss bin ich stark, Peter Bär aber ist noch stärker.« – »Ich bin Peter Bär«, versetzte dieser, »bin ich stärker als du, so geh mit.«
    Sie gingen zusammen weiter, da begegnete ihnen ein Mann,

Weitere Kostenlose Bücher