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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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und du wirst deine Last haben, vor ihm verborgen zu bleiben. Ich werde dich aber beschützen. Habe nur guten Mut. Zuletzt wird er mit hinausgehen; sowie er aber Abschied von der Prinzessin genommen hat und in den Berg zurück will, so hau ihm den Kopf ab und nimm den mit.«
    Alles geht so vor sich. Dieter hin zu der Prinzessin ihrem Kammerfenster, um elf kommt sie heraus. Er dahinter her und peitscht sie ganz erbärmlich bis in den Berg hinein. Als sie miteinander in den großen Saal hineintreten, da steht die Sonne an der Decke und alles ist so hell wie am Tage; auf der Truhe liegt der stachlige Fisch und steht ein feuriges Rad, doch hinter ihr ist alles dunkel, dahinter versteckt sich Dieter gleich. Die Prinzessin geht eilig zu dem Berggeist, wirft sich ihm an den Hals und sagt, wie in Verzweiflung: »Wieder erraten!« – »Das ist schlimm«, sagt der und spricht: »So denke an mein Haupt. Daran kann kein Sterblicher denken, am wenigsten ein gemeiner Mensch.« – »Oh«, sagt sie, »wie bin ich diesmal zerfleischt von dem fürchterlichsten Hagelwetter. Sieh meinen Rücken, meine Arme, mein Haupt, ich triefe vom Blute.« – »Ich bedaure dich, armes Mädchen«, sagte der Berggeist. »Jetzt geh und bade dich in dem Blute des Schändlichen. Dies ist eine harte Probe. Ich werde mit dir sein, rechne auf mich; morgen Vormittag bin ich unsichtbar bei dir. Diesmal soll’s ihm nicht gelingen, dass er das Rätsel errät.« Und so begleitet er sie hinaus.
    Als der Berggeist zurück will, haut ihm Dieter mit einem Hiebe das Haupt ab, fasst es an den Haaren und fliegt der Prinzessin nach und schlägt die auch noch einmal gefährlich durch, bis vor ihr Fenster. Dann macht er sich nach Haus und legt sich in die Federn und freut sich im Voraus, dass er seinen Willen kriegt.
    Er hat recht hübsch geschlafen. Morgens macht er sich wieder zurecht, nimmt den Kopf des Berggeistes, wickelt ihn in sein Schnupftuch und geht hin zur Prinzessin. Als er diesmal hinkommt und in die Stube tritt, ist die Prinzessin ganz blass vor Schrecken und weiß nicht, ob sie ihm das Rätsel sagen soll oder nicht. Da spricht Dieter: »Verehrte Prinzessin, heute komm ich zum letzten Male, sagt mir Euer Rätsel, damit ich es errate oder sterbe.« Und die Prinzessin sagt mit zitternder Stimme, als wenn ihr Tod oder Leben davon abhängt: »Woran denke ich?« Ohne zu antworten, knüpft er das Taschentuch auf und setzt das Haupt des Berggeistes auf ihren Tisch. Da stürzt ihm die Prinzessin in die Arme und mit einem Schrei: »Mein Retter«, ist sie ohnmächtig. Er legt sie auf ihr Ruhebett und klingelt. Da kommen die Bedienten, und der König wird geholt und die Ärzte; die Prinzessin kommt wieder zu sich, und der König gibt seine Tochter Dieter zur Frau. Dieter sagt, er müsse aber erst einmal in sein Wirtshaus.
    Es wird nun gleich ein schöner Wagen mit sechs prächtigen Pferden angespannt und Dieter hingefahren. Da kommt ihm sein Kamerad in der Tür schon entgegen, hilft ihm aus dem Wagen, sie gehen miteinander auf ihre Stube und der Reisegefährte sagt zu ihm: »Wenn du nun mit deiner Frau zu Bette gehen willst, so lass, ohne dass sie es weiß, eine große Wanne mit Wasser vor euer Bett setzen, und wenn sie diese Nacht aufspringt und fort will, so springt sie in die Wanne mit Wasser, dann tauche sie gleich unter das Wasser, dann wird ein Rabe darauskommen und fortfliegen, dann tauche sie nochmals unter, so wird eine Taube herauskommen und sich auf deine Schulter setzen, dann tauche sie nochmals unter Wasser, dann wird die Prinzessin in ihrer vorigen Schönheit und Lieblichkeit daraus heraufsteigen, dann küsse sie dreimal und sei glücklich mit ihr, du wirst dann nach dem Tode des Alten König werden. Nun leb wohl, jetzt hast du mich nicht mehr nötig; ich verlass jetzt dich und die Welt. Meine Schuld, glaube ich, hab ich dir bezahlt. Leb wohl und sei glücklich.« Danach ist er verschwunden.
    Dieter setzt sich in seinen Wagen und ist sehr traurig über dem Abschied von seinem Kameraden, fährt dann zurück in den königlichen Palast. Hier befolgt Dieter alles getreulich, was ihm sein Gefährte gesagt hat, es kommt auch alles so, er wird so glücklich mit seiner Frau wie ein König, und später ist er auch König geworden und hat sein Land gut regiert bis an sein seliges Ende.

Die verwünschte

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