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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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Kalesche die Tür auf. Die erste aber war sie beim Aussteigen. Wie er sie sah, sprang er gleich rücklings hinter sich. »Mein Kind«, sagte er zu dem Prinzen und schlug die Hände zusammen, »du hast dir aber die zwei Jahre viel erobert! So ein grausliches Weibsbild bringst du mir in meine Burg?« – »Aber, Vater«, sagte der Prinz, »das macht ja die lange Reise, sie wird schon wiederum schön werden.« Die Braut bekam gleich ihr Zimmer und ihre Dienerschaft.
    Sechs Wochen waren vergangen, da kam auf einmal ein Täuberl geflogen und flog dem Prinzen sein Fenster an in der Früh. Er machte das Fenster auf, da flog es davon. Jetzt band er inwendig eine Schnur an, dass er das Fenster gleich zuziehen konnte, wenn sie kam. Die Taube flog wieder zum Fenster hin, er zog an, und die Taube war herinnen. Sie flog gleich auf den Tisch und spazierte darauf hin und her. Da lief der Prinz zu seinem Vater und sagte: »Eine schöne Taube habe ich gefangen.« Der König kam gleich mit, die Taube trippelte noch auf dem Tische herum. »Ist das ein schön’s Täuberl!«, sagte der König und wischte so über das Täuberl hin, und dabei hat er das Täuberl, wo die Nadel drin war, gegriffen. Jetzt nahm er das Köpferl von der Nadel und zog es heraus. Jetzt macht’s einen Kracher und sie steht am Tisch als eine schöne, stolze Frau. Der Prinz hatte aber eine Freude! Er nahm sie gleich in den Arm und sagte: »Vater, das ist die, welche mit mir gereist ist.« Da sagte der König: »Das lass ich mir gefallen, da ist dein Wunsch erfüllt.«
    Nun fragten sie, wie das zugegangen sei. Da erzählte sie, dass die Zauberin ihr die Stecknadel in den Kopf gesteckt habe im Schlaf. Der Prinz nahm sie gleich bei der Hand und führte sie in sein Zimmer, und unter drei Tagen schrieb er schon hin, dass die Alte kommen sollte, die Hexe aus dem Wirtshaus. Und als sie kam, war eine schöne Tafel gedeckt beim König, und sie aßen und tranken und sprachen allerlei miteinander. Dabei sagte der König: »Aber was soll denn dem geschehen, der einen anderen mit Zauberkunst darum bringt, dass er als Mensch unter seinesgleichen leben kann?« Die Zauberin antwortete: »So einem Menschen gebührt, dass er auf dem Scheiterhaufen verbrannt wird.« Da sagte der König: »Euch zwei alten Hexen gebührt’s!« Der Scheiterhaufen war fertig und die beiden Weiber wurden hingefahren und sind da verendet. Nun wurde gleich eine frische Tafel hergerichtet, und der Prinz holte seine rechte Braut. Und sie wurden miteinander vermählt. Und alle hohen Häupter wünschten ihm und seiner Frau viel Glück, und er sollte fortan regieren als König.

Die Seidenspinnerin
    Es war einmal ein Bauer, der fuhr ins Holz und nahm seine älteste Tochter mit sich, dass sie ihm helfe bei der Arbeit. Da es nun aber sehr heiß war, hatte er seinen Rock ausgezogen und ihn aufs Gras gelegt; als er aber fertig war, heißt er seine Tochter ihn holen. Wie die nun hinkommt, liegt auf dem Rock ein Würmchen, und da mag sie ihn nicht aufheben, sondern läuft zurück zum Vater und fragt ihn, was sie tun solle, aber der Vater sagt, was sie sich doch vor einem kleinen Würmchen fürchte, sie solle es nur herunterwerfen und den Rock bringen. So tut sie denn auch und sie fahren darauf heim.
    Anderntags fährt der Bauer wieder ins Holz und nimmt seine zweite Tochter mit, da geht alles ebenso: Sie wirft zuletzt das Würmchen von dem Rock herunter und dann fahren sie heim.
    Am dritten Tag soll die erste wieder mitfahren, da bittet die dritte, der Vater möge sie doch mitnehmen, sie wolle ja alles ebenso gut machen wie die andern; die aber lachen sie aus und sagen, was sie doch wohl helfen wolle, denn sie achteten sie immer sehr gering und hielten sie im Haus als Aschenbrödel. Aber sie bat den Vater doch so sehr, dass er endlich sagte, sie solle mitfahren. Als sie nun wieder heim wollen, sagt ihr der Vater, sie solle ihm den Rock holen. Da geht sie hin und findet das Würmchen wieder da; als sie das sieht, sagt sie: »Du liebes Würmchen, du möchtest wohl gern ein weiches Lager haben?«, und das Würmchen sieht sie mit so hellen und freundlichen Augen an, als wollte es ja! sagen. Drum trägt sie Moos zusammen und bereitet ihm ein schönes weiches Lager, und als sie es darauflegt, fängt das Würmchen an zu sprechen und fragt sie: »Möchtest du

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