Der große deutsche Märchenschatz
zu heiraten, der das beste Herz habe, so nahm sie zuletzt einen armen Kohlenbrenner, denn damals hatte der das beste Herz in der Christenheit.
Auch du hättest sie wahrlich gerne bekommen.
Allein dich hätte sie nicht genommen!
Die verwünschte Prinzessin
Es war einmal ein Vater, der hatte einen Sohn, Dieter hieà er, dem gefiel es nicht zu Haus, er forderte deshalb sein Erbteil, das waren zwanzig Taler, und ging damit in die weite Welt. Der Bursche aber war gut und hatte ein mitleidiges Herz und fühlte recht genau, was recht und unrecht war, und half, wo er helfen konnte.
Einst kam Dieter vor einem Dorfe an, da fand er einen toten Menschen, und nicht weit davon pflügte ein Bauer. Dieter ging zu dem Bauern und fragte, warum der Mensch nicht begraben würde. Der Bauer antwortete, der Tote sei arm, und das Dorf hätte ihn nicht begraben lassen, weil das was koste; deshalb wäre er dahin gebracht, und die Vögel und Füchse würden ihn über kurz oder lang schon verzehren, dass er wegkäme. Das dauerte Dieter in der Seele und er fragte gleich darauf, was die Beerdigung wohl koste? Der Bauer antwortete, so gegen zwanzig Taler. Dieter ging daher zum Bauermeister, gab ihm zwanzig Taler und befahl, man solle den Toten davon begraben, der vor dem Dorfe läge, und das geschah auch. Er blieb so lange im Dorfe, begleitete die Leiche und dann reiste er weiter. Wie er aus dem Dorfe hinauskam und eine kurze Strecke fortgegangen war, kam ein Mann hinter ihm her, fing ein Gespräch mit ihm an und sagte, er wolle bei ihm zur Gesellschaft bleiben. Das lieà sich Dieter wohl gefallen, denn der Mann sah so brav und gut aus und sprach so freundlich, dass er ihn gleich lieb gewann und sich freute, dass er bei ihm bleiben wolle.
Schon waren sie mehrere Wochen miteinander gereist, hatten sich unterwegs, um ihren Unterhalt zu finden, bald hier, bald dort verdingt und sich alles mitgeteilt, was sie auf dem Herzen hatten, da kamen sie in eine Stadt, darin waren alle Häuser schwarz behängt und oben vom Schlosse wehte eine schwarze Fahne, zum Zeichen der Trauer. Dieter fragte, warum das wäre. Die Leute antworteten: Die liebe, gute Prinzessin wäre von einem bösen Berggeiste, der im Harz hause, verzaubert, wäre den Tag über still und in sich gekehrt, bisweilen aber so wütend, dass sie alles zerschlüge und töte, was ihr ins Gehege käme; und vorzüglich wäre der ein Kind des Todes, der es wage, sie zu erretten, wenn er das Rätsel, das sie ihm aufgebe, nicht erraten könne. Viele hübsche Prinzen hätten durch sie schon ihren Tod gefunden, und auch mancher andere hübsche und kühne junge Mann wäre durch sie um sein bisschen Leben gekommen, sodass sich seit einem Jahre keiner mehr gefunden hätte, der sie hätte erretten wollen, und doch wäre es ein so hübsches und gutes Mädchen gewesen und sei es im Grunde noch.
Da sagt Dieter zu seinem Kameraden: »Soll ich einmal mein Heil versuchen, was meinst du, soll ichâs wagen? Sterbe ich, so sterbe ich hier für eine gute Sache, gelingt s, so werden sie und ich glücklich.« Sein Kamerad sagt: »Tu es nur, so will ich dir beistehen; und damit du Glauben zu mir hast, so will ich dir sagen, dass ich nicht ein Mensch bin, sondern der Geist dessen, den du dort in dem Dorf hast beerdigen lassen, und dass ich Mittel genug habe, damit du dein Vorhaben glücklich ausführen kannst, ohne unglücklich zu werden. Geh also zum König und sage, du wolltest die Prinzessin erretten. Er wird es recht gern sehen und dich reich beschenken, wenn du sie befreiest.«
Dieter geht also hin zum König, lässt sich anmelden und kommt vor den König; als er nun sagt, was er will, spricht der König: »Mein lieber junger Mensch, das ist ein Schweres, was du dir vorgenommen hast. Bedenke aber, es kostet dein Leben, wenn es dir nicht gelingt, meine Tochter zu erretten. Sie bringt dich auf der Stelle um, wenn du das Rätsel nicht errätst, was sie dir aufgibt.« â »Das tut nichts«, sagte er, »ich willâs versuchen, es mag mir gehen, wieâs will. Vielleicht gelingtâs.« â »So komm morgen wieder«, spricht der König, »ich willâs meiner Tochter sagen.«
Dann geht der Dieter wieder zurück in sein Wirtshaus, wo sein Kamerad auf ihn wartet. Als er erzählt, was der König geantwortet hat, spricht sein Kamerad: »Lass es nur Abend und
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