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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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Prinzenbraut
    Es war einmal ein König, der hatte einen einzigen Sohn. Zur Winterszeit ging der Prinz einmal im Garten spazieren, wie es schneite. Da nahm er sein Taschenmesser und schnitt sich eine kleine Gerte ab, nahm das Staberl, putzte es aus, erwischte dabei aber den Finger und sein Blut tropfte in den Schnee herab. Da ging er ins Schloss und ließ sich seinen Finger verbinden und sagte zu seinem Vater: »Mein Blut war gar so schön auf dem Schnee; so eine Braut wünsche ich mir, weiß wie Schnee und rot wie Blut soll sie sein.« Sprach sein Vater: »Da musst du weit reisen, in andere Länder.«
    Und der Prinz machte sich auf und reiste ein ganzes Jahr, da kam er in eine große Stadt. Drei Tage ging er darin spazieren, da schaute er einmal ein Mädchen am Fenster, die war so schön, wie er sie sich wünschte, weiß wie Schnee und rot wie Blut. Er grüßte sie gleich, wie sie herabschaute, und fragte, ob er nicht einmal mit ihr reden könnte. Sie aber sagte: »Schwer! Die Türen sind alle zugesperrt. Geht zu dem Platz, dort wird ein grausliches Weib sitzen, die hat Obst feil. Da kauft Euch Birnen, Nüss’ und Äpfel, und wenn Ihr die habt, kommt zu mir zurück.« Eh er auf den Platz kam, sah er das Weib schon von Weitem, sie hatte eine große Schnupftabakdose und schnupfte immer daraus und ihre Nase lief, dass es ihn völlig schüttelte. Er kaufte ihr Nüss’, Äpfel und Birnen ab, um ein paar Kreuzer von jeder Art, und als er damit wieder zu dem Hause kam und zu dem Mädchen, sagte sie, er solle eine Nuss mit seinem Messer aufstechen. Er tat es, da standen auf einmal alle Türen auf. Geschwind war er zu ihr hinauf und in ihrem Zimmer. Er sprach zu ihr, er sei ein Prinz und sie solle seine Frau werden. »Ja«, sagte sie, »meine Mutter ist aber eine Zauberin, und ich habe wenig Geld.« Aber er sprach: »Ich brauch kein Geld, ich hab dich ja lieb.« Das hörte sie gar gerne, und sie ging auf die Seite, da stand ein Tischel und auf dem Tischel ein kleiner Tiegel. Da griff sie hinein und strich mit seinem Salbl dem Prinzen unter den Arm. Dann nahm sie ihren Zauberstab, und sie flogen alle zwei zum Fenster hinaus. Jetzt kam die Alte nach Haus, und kein Mensch war da und alles offen. Da macht sie sich z’samm und lief ihnen nach.
    Das Mädel sprach: »Meine Mutter kommt, wirf deine Äpfel herab!« Da war mit einmal ein großes Meer hinter ihnen und die Alte musste ausrasten, dass sie hinüberkommen konnte. Zuletzt ist sie aber doch hinübergeflogen und hat sie wiederum eingeholt. »Wirf deine Birnen herab!«, sagte jetzt das Mädel. Er tat’s, da stand ein großer, breiter Wald da mit so hohen Bäumen, dass die Alte fast nicht hinüberfliegen konnte. Wie sie aber ein bissel ausgerastet hatte, kam sie noch einmal herüber und holte sie wieder ein. Da nahm das Mädel den Zauberstab, zerbrach ihn in drei Stücke und ließ sie fallen. Da wurde eine große Wüste hinter ihnen, wo die Alte sich gar nicht herausfinden konnte – »und du wirf deine Nüsse weg!«, sagte das Mädel. Da kamen Schlangen über die alte Zauberin und anderes wilde Getier, und zerrissen sie.
    Den andern Tag kamen sie in sein Land, wo er her war. Und zur Nacht kehrten sie in einem Wirtshaus außer der Stadt ein. Die Wirtin war aber auch eine Hexe und hatte eine Tochter von neunzehn Jahren, die hieß Trude und war abscheulich hässlich. Jetzt sagte die Mutter zu ihr: »Du kannst eine Königin werden. Da hast du eine Nadel, und wenn sie schläft, das Mädel, so steck sie ihr in den Kopf und machst das Fenster auf, da wird sie als eine Taube hinausfliegen. Dann machst du das Fenster zu und legst dich zu ihm. Wenn er in der Früh munter wird und dich fragt, warum, dass du so grauslich ausschaust, sagst die Reise hat das ausgemacht.«
    Die Trude tat, wie ihre Mutter gesagt hatte, als er nun munter wurde und sie anschaute, erschrak er und sagte: »Ich weiß nicht, bist du’s oder bist du’s nicht?«
    Da sagte sie: »Ja, aber ich werd schon wieder schön werden, das macht die große Reise aus.«
    Hernach saßen sie auf und fuhren zu seinem Vater, dem König, und der Prinz hatte schon hinberichtet, zu welcher Stunde sie kommen würden. Sein Vater war voller Freuden und konnte schon nimmer warten drauf. Wie sie in die Burg einfuhren, sprang er gleich hin und machte von der

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