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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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dritte.
    Â»O«, rief der Richter, »dass dich Gottes Sonne noch bescheint nach solcher teuflischen Rede!«
    Die drei Brüder vermochten ihm aber nichts anderes zu antworten. Er fragte noch einmal, die Antwort lautete nicht anders. »O unerhörter Frevel!«, rief er aus. »Und dieser jüngste Missetäter bekennt es noch für Recht, dass sie um schnödes Geld einen Menschen getötet haben!« Da wurden sie alle drei zum Tode verurteilt.
    In der Nacht vor der Hinrichtung trat plötzlich der grüne Jäger in den Kerker zu den drei Brüdern und hieß sie nur ohne Sorgen sein, denn es werde noch alles gut werden.
    Am Nachmittag darauf ward ihnen das Urteil auf dem Marktplatze noch einmal vorgelesen und gefragt, ob sie die Tat vollbracht und warum und ob sie ihr Verbrechen bereuten.
    Sie antworteten aber noch immer: »Wir Brüder alle drei – Wohl um das Geld – Und das war recht.«
    Sie wurden vom Marktplatze nach dem Richtplatze gebracht, und drei Priester wetteiferten miteinander, sie zur Buße zu bewegen; doch sie blieben bei ihrer Rede. Weil aber die Menge hörte, wie der Jüngste immerfort überlaut rief: »Und das war recht«, so wurde sie gar zornig und hätte die drei Brüder lieber unterwegs schon zerrissen. Da wurde diesen im Herzen doch gar bange. Als sie aber oben auf dem Schafott standen, sprengte plötzlich die Heerstraße entlang ein Reiter auf einem Schimmel nach dem Galgen zu. Die drei Brüder erkannten sogleich, dass es der grüne Jäger war, der aber verkündete allen, die zugegen waren, dass die drei Brüder unschuldig wären und dass der Wirt mit den Seinen den Mord begangen.
    Die Wirtsleute waren unter den Zuschauern und liefen schnell nach Haus, als sie solche Rede hörten. Daheim schnitt sich der Wirt die Kehle ab, die Frau erhenkte sich und der Sohn stürzte sich in die Sense.
    Die drei Brüder aber hatten bei der Tasche ihr Leben lang des Geldes genug, und auch die völlige menschliche Sprache war ihnen wieder gegeben.

Der Schneider und der Jäger
    Ein Schneidergeselle, der seines Handwerks überdrüssig war, wanderte in die Welt hinaus. Als er die erste Tagreise zurückgelegt hatte, kam er in einen dunklen Wald und hörte hier jemanden singen. Er ging näher hinzu und sah einen Jäger, der neben einem Baume saß und sich ein Liedchen sang. Der Schneider fragte den Jäger, warum er hier im Walde müßig sitze, statt seinem Geschäft nachzugehen. »Dessen bin ich satt«, erwiderte der Jäger, »lieber wäre es mir, wenn ich auf Abenteuer ausgehen könnte.« Froh dieser Worte lud ihn der Schneider ein, mit ihm zu gehen. Der Jäger willigte ein und nun streiften die beiden durch den Wald. Aber die Nacht ereilte sie, ehe sie aus dem Walde gelangen konnten, und sie mussten daher in demselben übernachten.
    Beide setzten sich auf einen hohen Baum und schliefen fest bis zum anbrechenden Morgen. Beim Aufgang der Sonne erwachten sie und gingen nun wieder neu gestärkt weiter. Als sie schon lang im Walde gegangen waren, wurden sie plötzlich durch ein schallendes Gelächter in ihrem Gespräch gestört. Sie schauten auf und erblickten wenige Schritte vor ihnen ein Männlein, das mit dem Finger winkte, ihm zu folgen.
    Sie taten das, und bald standen sie vor einem gar gewaltigen Schlosse. Das Männlein schlug mit einem Stäbchen an das große eiserne Tor, und es öffnete sich. Dann zeigte es auf eine Tür im Hofraum und verschwand. Der Schneider meinte, das Männlein wolle damit anzeigen, dass sie durch jene Türe gehen sollten. Er nahm daher den Jäger bei der Hand und führte ihn mit sich. Sie kamen in eine Küche, wo links ein kleiner Herd, rechts eine Türe sich befand. Durch diese gelangten sie in ein geräumiges Zimmer, in dem zwei Betten, ein Tisch und zwei Sessel standen. Das alles schien für sie schon bereit.
    Der Jäger war mutig und kühn, nicht so der Schneider. Dieser war vielmehr vorsichtig; er fand es daher für gut, die Maßregeln so zu treffen, dass nachts immer nur einer zur Ruhe sich begebe, der andere aber wache; denn es kam ihm in diesem Schlosse etwas unheimlich vor, seitdem das Männlein verschwunden war.
    Die erste Nacht hatte der Schneider die Wache. Er stellte sich einen Sessel in die Küche neben den Herd und heizte, denn es war Spätherbst und kalt. Der Jäger hatte sich mittlerweile in eines

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