Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
Vom Netzwerk:
wurde auch diesmal mit seinem Vorschlag abgewiesen. »Nun«, sprach er, »ich sehe wohl, ihr seid standhafte Männer. Auch bedarf ich eurer Seelen nicht, darum will ich euch einen andern Vorschlag machen. Hier habe ich eine Jagdtasche. Wer hineingreift, zieht jedes Mal einen feinen Gulden heraus. Diese Tasche sollt ihr haben, unter einer Bedingung. Wenn ihr mit andern Leuten sprecht, so kann der älteste von euch nichts weiter hervorbringen als: Wir Brüder alle drei; der zweite: Wohl um das Geld; der dritte: Und das war recht. Untereinander könnt ihr reden, was ihr mögt. Geht ihr’s ein?« – »Ja«, sagten die Brüder, »ist’s auch gewiss, dass unsere Seele keinen Schaden nimmt?« Der Jäger sicherte es ihnen fest zu, und sie gingen den Handel ein. Er übergab ihnen die Tasche und verschwand im Gebüsch.
    Am andern Morgen waren die drei Brüder sehr hungrig und beschlossen also, mit der Tasche einen Versuch zu machen. Sie traten in einen ansehnlichen Gasthof ein, und der erste sagte, wie er nicht anders konnte: Wir Brüder alle drei; der zweite tat einen Griff in die Tasche und zog einen feinen Gulden heraus und sagte zu dem Wirte: Wohl um das Geld; der dritte sprach: Und das war recht. Ei, das sind ja närrische Käuze, dachte der Wirt, erriet aber ihren Willen und stellte ein leckeres Mahl vor sie hin.
    Danach fragte der Wirt, ob sie auch Wein trinken möchten. Gleich ging’s: »Wir Brüder alle drei – Wohl um das Geld – Und das war recht.« Und alsbald stand der Wein vor ihnen auf dem Tisch.
    Am Abend forschte der Wirt, ob sie bei ihm übernachten möchten. »Wir Brüder alle drei – Wohl um das Geld – Und das war recht.« Da brachte sie der Wirt miteinander auf ihre Schlafkammer, hatte sich aber schon wegen der Worte, welche die drei Brüder immerfort im Munde führten und weil er wohl gemerkt, dass sie nichts anderes reden konnten, einen frevelhaften Plan ausgesponnen, sich zu bereichern und die drei Brüder zu verderben.
    In der Schlafkammer der drei Brüder war eine Tür, die führte in ein Nebenzimmer, und in der Tür war ein Fensterchen; davor hing in dem andern Zimmer ein Vorhang, aber so, dass man doch sehen konnte, was im Nebenzimmer geschah.
    In dem Nebenzimmer schlief in dieser Nacht ein reicher Kaufmann. Um Mitternacht vernahmen die Brüder ein leises Geräusch an der Haupttüre des Nebenzimmers und durch das Fensterchen fiel ein Lichtstrahl in ihr Schlafgemach. Leise erhoben sich diese von ihrem Lager und sahen, wie die Wirtin mit einer Lampe vor dem Bett des Kaufmanns stand und daneben der Wirt und sein Sohn, die hatten ihm eine Schlinge um den Hals geworfen und der Kaufmann war eben schon erdrosselt. Danach leerten sie die Geldkatze des Toten aus, schleppten ihn aus dem Zimmer und verscharrten ihn im Garten.
    Die drei Brüder berieten untereinander, was sie tun sollten, und da sie nicht vermochten, dem Richter die Freveltat des Wirtes zu offenbaren, so beschlossen sie, in dem Wirtshause zu bleiben und zu sehen, wie’s kommen würde. Denn sie vermeinten, dass ein so großer Frevel nicht ungestraft bleiben werde und dass der Verdacht des Mordes auf sie fallen möchte, wenn sie danach sogleich abreisten.
    Es dauerte auch gar nicht lange, da kam Nachjagd nach dem Kaufmann in dem Wirtshause an, worin er verschwunden war, und seine Leiche wurde an einer Stelle im Garten, wo die Erde locker war, aufgegraben. Sogleich trat der Wirt zu dem Richter und sprach: »Ich habe da drei Gäste, die sind mir verdächtig, gewiss haben sie den Kaufmann ermordet, denn sie schlafen neben seinem Zimmer, haben Geld wie Heu und sind doch eitel arme Bettelmusikanten vom Harz.« Sowie der Richter solches hörte, ließ er die drei Brüder in Banden werfen und vor sich führen.
    Â»Ihr seid des Mordes angeklagt«, sprach er. »Was sagt ihr dazu? Beantwortet mir alle meine Fragen nach der Reihe. Habt ihr die Tat vollbracht?«
    Â»Wir Brüder alle drei«, sagte der älteste.
    Â»So bekennt ihr euch schuldig«, sprach der Richter, »dass ihr die Untat vollführt? Und warum machtet ihr euch einer so großen Missetat schuldig, die vor Gott und den Menschen nicht ungerächt bleiben kann?«
    Â»Wohl um das Geld«, sagte der zweite Bruder.
    Â»Wehe! wehe!«, rief der Richter. »Und bereut ihr eure Schuld?«
    Â»Und das war recht«, sagte der

Weitere Kostenlose Bücher