Der große deutsche Märchenschatz
wieder auf seinen Puter, zog zum zweiten König, schoss die Wache tot und drang vor; der König gab ihm auch seine Tochter hin mit vielen Schätzen. Als er nun mit dieser fast bei seinen Eltern war, gelangten sie wieder an die Bettelmannsherberge und traten da ein wenig hinein, weil kein anderes Wirtshaus da war. Als sie drinnen waren, stellte der Zaunigel der Königstochter wieder die Wahl, ob sie ihm ihre Kleider und Kostbarkeiten lassen und mit dem Bettelsack nach Haus gehen oder ob sie noch weiter mit ihm ziehen wollte. Sie ergriff lieber den Bettelsack, er aber nahm ihre Gewänder, Ringe und Ohrringe und lieà sie ruhig nach Hause gehen. Als der Zaunigel zu Haus ankam, schalt seine Mutter ihn, dass er sich die vielen toten Schätze sammele und keine Frau ins Haus bringe.
Den andern Tag zog er auf dem Puter zu dem dritten König und wollte seine Tochter haben. Die aber sprang sogleich hervor, umarmte ihn und war froh, dass sie den Zaunigel zum Manne bekam. Der Hofkanzler musste sogleich die beiden trauen, und darauf zogen sie in die Stadt. Wie sie aber an die Stelle kamen, wo die anderen Mädchen ihm alles übergeben hatten, erklärte die Prinzessin, dass sie bei ihm bleiben wolle, und zog mit ihm zu seinen Eltern. Da war groÃe Freude, dass der Zaunigel so eine hübsche Frau bekommen hatte.
Einstmals war der Zaunigel eingeschlafen und seine Frau saà neben ihm auf dem Sofa. Da kam der Engel der Liebe geflogen und drückte der Prinzessin ein goldenes Schwert in die Hand, legte sich über den Zaunigel und tat, als wolle er ihn töten. Da wollte die Prinzessin ihren Mann aus Liebe verteidigen, obwohl es nur ein Zaunigel war, hieb mit dem goldenen Schwerte zu, und weil der Engel sich zurücklehnte, so traf sie den Kopf des Zaunigels und hackte ihn ab. Da sprang aus dem Zaunigel ein hübscher Jüngling hervor, und das Banner der Verwünschung war gelöst zum Lohn für die Treue der Prinzessin.
Am andern Tage gingen die beiden, der ehemalige Zaunigel mit der Prinzessin, und die Eltern des Jünglings nach dem Königsschlosse. Dort übergab sein Schwiegervater ihm das Reich, und es wurde jetzt erst die richtige Hochzeit lustig gefeiert. Desselben Tages aber stürzten sich die andern beiden Prinzessinnen aus Ãrger, so wunderschön war der Jüngling, vom Schlosse herunter und brachen den Hals. Weil nun der junge König sich gut hielt und die andern Könige keine Erben hatten, so vermachten diese ihm ihre Länder, worin er auch viele Jahre glücklich regierte.
Mit dem Schwert vom Engel der Liebe und dem Zaunigelfell hat der junge König aber viel im Kriege getan. Denn sooft er an einem Haar auf dem Zaunigelfelle rupfte, sooft standen tausend Mann Soldaten bereit, und das Schwert ist auch ein Zauberschwert gewesen.
Der Jäger und die drei Brüder
Einst war eine bitterböse Zeit im Harz. Die Gruben waren wegen des Wassermangels unbrauchbar und viele Bergleute brotlos. Deshalb stiegen drei Brüder von den Bergen herunter, um mit Musikmachen, was sie nebenbei erlernt hatten, etwas zu verdienen. Sie kamen aber in ein Dorf, da wollte sie niemand hören, denn im offenen Lande war die Not auch nicht gering. Trübselig zogen sie dem nächsten Dorfe zu, da ergingâs ihnen nicht besser. Traurig gingen sie danach in den Wald, um da zu übernachten, lagerten sich um ein Feuer und sättigten sich von dem geringen Vorrat, den sie noch bei sich trugen. Da trat plötzlich ein grüner Jäger zu ihnen, forschte, woher sie wären, und erfuhr, dass sie sich vom Musizieren nähren wollten. »Das wird euch schwerlich etwas helfen«, sagte er zu ihnen, »aber ich will euch einen andern Vorschlag machen. Verschreibt mir eure Seelen, so sollt ihr auf Lebenszeit des Geldes genug haben.« Die Brüder berieten sich wohl miteinander, beschlossen aber, den gefährlichen Handel nicht einzugehen, denn die ewige Seligkeit war ihnen lieber als alles Gut der Welt.
Am andern Tage ergingâs ihnen wie am Tage vorher. Ohne etwas verdient zu haben, begaben sie sich am Abend wieder in einen Wald, da erschien ihnen der Jäger wieder und wiederholte seinen Vorschlag. Die Brüder berieten sich wieder miteinander, wiesen ihn jedoch abermals ab.
Am dritten Tage erging es nicht anders. Matt vor Hunger, Anstrengung und Sorge begaben sich die Brüder wieder in einen Wald und lagerten sich um ein Feuer. Der Versucher trat wieder zu ihnen und
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