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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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Hartherzigkeit wenig beliebt war. Sie hatte zwei Töchter, von denen die ältere ganz der Mutter glich, die jüngere aber durch Einfachheit, Güte und Dienstfertigkeit die allgemeine Liebe der Dorfbewohner genoss; nur die Liebe ihrer Mutter und Schwester konnte sie nicht erlangen. Um sie loszuwerden, schickte sie die Mutter in fremden Dienst. Trotz der Leiden, welche sie in ihrem Vaterhause erlitten, war es ihr nicht so leicht, sich von ihren Verwandten zu trennen. Als sie aber sah, dass durch ihr Flehen der Entschluss der harten Mutter nicht geändert ward und sie dabei noch Spott von ihrer prunksüchtigen Schwester zu erdulden hatte, nahm sie ihr Bündel und ging schluchzend und weinend fort.
    Da kam die Wandernde an einem Backofen vorüber, welcher ganz zersprungen und zerfallen war. Gewohnt, derlei Schaden zu Hause selbst auszubessern, holte sie Lehm aus einer Grube und verschmierte die Löcher des Ofens und ging erst weiter, als der Backofen hergestellt war.
    Dann kam sie zu einem Brunnen, dessen Mündung ganz verstopft war. Sie machte sich sogleich an die Arbeit, räumte und besserte den ganzen Brunnen aus, sodass wieder Wasser im Überfluss aus demselben hervorquoll.
    Sie ging weiter und kam zu einem Birnbaume, um dessen Wurzel das von der Hitze ausgetrocknete Erdreich ganz aufgesprungen war und dessen Blätter verdorrt abfielen. Sie bedeckte die Wurzeln mit Erde, holte aus dem nächstliegenden Teiche Wasser und begoss die Wurzeln. Dasselbe tat sie bei einem nahe stehenden Apfelbaum.
    Auf ihrer weiteren Wanderung kam sie endlich zu einer Hütte, in welcher ein altes Mütterchen sich befand. Das Mädchen fragte, ob sie nicht da dienen könnte. Die Alte meinte nach einigem Besinnen, ja, aber nur unter der Bedingung, dass sie die Töpfe, die in ihrem Zimmer stünden, nie berührte; ferner müsse sie den leichten Staub in einer alten, den unter dem leichten Staube liegenden, also gröberen, in einer neuen Kiste aufbewahren. Das arme Mädchen trat in den Dienst, bekam aber nur wenig zu essen und teilte auch dieses wenige mit einem Hündchen und mit einer Katze, welche ihr die Alte zur Bewahrung und Pflege übergeben hatte. Bald hatte das Mädchen durch Aufmerksamkeit und Fleiß das Vertrauen und durch sorgsame und liebevolle Pflege die Anhänglichkeit der beiden Tiere erworben, sodass die Alte ihr auf einige Zeit die Obsorge des Hauswesens zu übertragen und eine kleine Reise zu unternehmen beschloss.
    In der ersten Nacht hörte das Mädchen an der Türe ein Gekratze und ein Geschrei, sodass sie, als der Lärm nicht aufhören wollte, nicht wusste, ob sie aufmachen sollte oder nicht. In ihrer Angst fragte sie die beiden Tiere, die durch Gebärden gegen das Öffnen der Türe waren. Nach ein Uhr des Nachts verlor sich plötzlich der Lärm und nun war es wieder ruhig. Dieser Lärm wiederholte sich ein Jahr lang allnächtlich, und da die Alte nicht mehr zurückkehrte, beschloss das Mädchen, zu ihrer Mutter nach Hause zu gehen; aber das Hündchen sowohl als das Kätzchen suchten sie an der Ausführung dieses Vorsatzes zu hindern und wollten nicht mitgehen. Sie entschloss sich also, noch im Hause zu bleiben.
    Da kam eines Tages die Alte, welche nicht wenig erfreut war über die Ordnung, mit welcher das Mädchen die Wirtschaft treu geführt hatte, und fragte sie, ob sie noch länger dienen oder ob sie zu ihrer Mutter zurückkehren wolle. Sie wählte das letztere und packte ihr Bündel zusammen. Da führte sie die Alte in die Kammer, wo die Töpfe standen, und sprach: »Ich kann dir nichts geben als das, was du dir gesammelt hast; sieh her, hier sind die zwei Kisten, wähle dir entweder die alte oder die neue.«
    Sie nahm die alte Kiste, indem sie meinte, es sei alles eins, ob man die eine oder die andere nehme, es sei ja doch in keiner etwas anderes als Staub und Unrat. Während die Alte hinausging, lüftete sie aus Neugierde die Töpfe, und aus diesen flogen arme Seelen, dem Mädchen freudig dankend, heraus; sie deckte schnell wieder alle Töpfe zu, nahm das Hündchen, das Kätzchen und die Kiste mit und ging fort.
    Die Alte, welche nach ihrer Abreise bemerkte, dass die Töpfe geöffnet worden waren, eilte ihr nach, und als sie ihr bereits sehr nahe war, öffnete sich plötzlich zwischen ihr und dem Mädchen eine unüberwindbare Schlucht. Die Alte eilte auf Umwegen dem Mädchen

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