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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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nach; noch einmal holte sie es ein, doch als sie abermals durch ein undurchdringbares Gebüsch verhindert war, ihm nachzukommen, kehrte sie erschöpft zurück und ließ von der weiteren Verfolgung ab.
    Das Mädchen kam nun beim Rückweg zu dem Brunnen und sprach: »Brünnchen, ich habe dich ausgebessert, du könntest mir Wasser geben«, da quoll aus dem Brunnen purer Wein und sie trank mit vollen Zügen; dann füllte sie sich noch ihre Feldflasche, welche sie dem Hündchen anhängte. Gestärkt ging sie weiter.
    Da kam sie zu dem Apfelbaum; dieser war voll schöner Früchte, und sie sprach zu ihm: »Bäumchen, ich habe dich gepflegt, gib mir Äpfel.« Da entstand ein Wind und die schönsten Früchte des Baumes fielen herab; einige aß sie, die andern tat sie in die Kiste und ging fort.
    Nach kurzer Zeit kam sie bei dem Backofen an, der noch unbeschädigt und schön geformt da stand und in welchem es zu brennen schien. Sie wünschte sich Braten, Backwerk und dergleichen. Was sie gewünscht, lag bald vor ihren erfreuten Blicken, und als sie, das Hündchen und die Katze sich sattgegessen hatten, nahm sie noch mehr Essen mit und ging geraden Weges in ihr Vaterhaus.
    Als sie ankam und alles erzählte, was ihr widerfahren war und was sie als Lohn für ihre treuen Dienste bekommen hatte, da lachten ihre Mutter und ihre Schwester und sagten, sie möchte ihnen doch den Staub zeigen. Da machte sie die Kiste auf, und zum Erstaunen aller war nichts als eitel Gold und Silber darinnen. Die Birnen, Äpfel, Kuchen, alles war Gold. Aber bald klärte sich dieses Rätsel auf; der Hund war ein verwunschener Prinz und die Katze war dessen verzauberte Schwester. Der Prinz vermählte sich mit dem Mädchen, und die Schwester hatte seit langer Zeit schon einen Bräutigam in der Heimat; und nun fuhren sie unter dem Jubel des Volkes in die Hauptstadt des Reiches zu den überglücklichen Eltern.
    Voll Neid über das Glück dieser Tochter schickte die Mutter nun auch ihren Liebling in die Welt, damit sie sich auf gleiche Art Schätze und Glück suche. Diese ging denselben Weg, welchen früher die Schwester gemacht hatte. Als sie aber zum Backofen kam, war dieser zerfallen; sie bemühte sich nicht, ihn mit Lehm zu verputzen, wie es ihre Schwester getan hatte, sondern ging fort; ebenso tat sie es beim Apfel- und Birnbaume und beim Brunnen. Endlich kam sie bei der Alten an. Diese nahm sie in ihren Dienst und befahl ihr, dasselbe zu tun, was ihre Schwester getan, und übergab ihr ebenfalls ein Hündchen und ein Kätzchen. Diese armen Tiere bekamen jedoch trotz ihres Schmeichelns und Bittens von dem hartherzigen Mädchen nichts zu essen. Mit dem Reinigen der Zimmer nahm sie es nicht so genau, und den Unrat warf sie einmal fort, das andere Mal in die Kiste, sodass die Alte mit dem Mädchen nicht zufrieden war und ihr daher auch die Hütung des Hauses nicht übergeben konnte.
    Eines Tages sagte die Alte zu dem Mädchen, indem sie dieselbe zu den Kisten hinführte: »Hier nimm dir, was du gesammelt hast, entweder die alte oder die neue Kiste.« Das Mädchen nahm die neue Kiste und ging samt dem Kätzchen und dem Hündchen fort. Als sie zum Brunnen kam, sagte sie: »Brunnen, gib mir Wein.« Doch aus dem Brunnen kam nichts als schlammiges Wasser; sie füllte einige Flaschen mit demselben, da sie meinte, es werde schon Wein daraus werden, wenn sie nur zur Mutter käme. Dann ging sie fort und kam zu dem Apfelbaume; da fielen von diesem steinerne Äpfel und bei dem Birnbaume ebensolche Birnen, doch hegte sie noch immer die Hoffnung, alles werde zu Gold werden.
    Nun kam sie zu dem Backofen, wo ihr schon ihre Mutter entgegenkam; in demselben brannte es tüchtig, und schon schwelgte sie im Genuss der erhofften Leckerbissen und verlangte von dem Backofen Braten und Backwerk. Auch öffnete sie jetzt voll Neugierde die Kiste. In dieser aber wimmelte es von Teufelchen und Berggeistern; der Hund und die Katze verwandelten sich ebenfalls in Teufel und halfen den anderen Brüdern die hartherzige, eitle und träge Tochter in den Backofen werfen.
    So verschieden war das Schicksal zweier Schwestern, die zwar auf demselben Wege, aber in ganz verschiedener Weise ihr Glück suchten.

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