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Der Grosse Eisenbahnraub: Roman

Der Grosse Eisenbahnraub: Roman

Titel: Der Grosse Eisenbahnraub: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Eigenschaften schließen läßt.«
    Solche Vorschriften brachten nun allerdings einen Polizisten in die allergrößte Verlegenheit, wenn es sich um den Umgang mit weiblichen Verbrechern handelte. Kriminelle machten sich dies oft zunutze und setzten einen weiblichen Komplicen ein, gerade weil die Polizei weibliche Delinquenten nur mit größtem Zögern in Haft nahm.
    Konstabler Johnson war sich all dessen vollauf bewußt, als er sich am Abend des 5. November der verflixten Frauensperson gegenübersah. Die Frau machte geltend, kein Diebesgut bei sich zu haben. Falls dies den Tatsachen entsprach, würde sie nie verurteilt werden, auch wenn er aussagte, daß er sie beim Fleddern auf frischer Tat ertappt hatte. Falls das Mädchen nicht gerade eine Taschenuhr oder einen anderen, unzweifelhaft einem Herrn gestohlenen Gegenstand bei sich hatte, würde sie ungeschoren davonkommen.
    Er konnte auch keine Leibesvisitation vornehmen. Allein schon der Gedanke, daß er den Körper dieser Frau berührte, war unvorstellbar. Ihm blieb nur eine Möglichkeit, nämlich sie zur Wache zu bringen, wo man eine Aufseherin holen lassen konnte, die sie durchsuchte. Aber es war schon spät, man würde die Aufseherin aus dem Bett holen müssen, und die Polizeiwache war ein ganzes Stück Wegs entfernt. Auf dem Weg durch die dunklen Straßen wäre es für die kleine Dirne ein leichtes, sich verräterischer Gegenstände, die sie eventuell bei sich hatte, zu entledigen.
    Konstabler Johnson hatte aber noch mehr zu bedenken: Falls er die Frau mit zur Wache nahm und sich dann herausstellte, daß die Person tatsächlich kein Diebesgut bei sich hatte, würde er als der Dumme dastehen und sich obendrein noch eine scharfe Rüge von seinem Vorgesetzten einhandeln. Das wußte auch die Person, die da in unverschämter, herausfordernder Haltung vor ihm stand.
    Insgesamt also war es eine Situation, die es Konstabler Johnson geraten erscheinen ließ, kein Risiko einzugehen und die Person mit einer Verwarnung fortzuschicken.
    Doch man hatte ihm vor kurzem vorgehalten, die Zahl der durch ihn erfolgten Festnahmen lasse zu wünschen übrig, und man hatte ihn ermahnt, sich bei der Verfolgung von Missetätern etwas mehr anzustrengen. Außerdem hatte man ihn deutlich fühlen lassen, daß sein Posten sonst auf dem Spiel stand.
    Während am Himmel das grelle Licht explodierender Feuerwerkskörper aufblitzte, entschloß sich Konstabler Johnson, die Frauensperson zu deren großer Verblüffung und trotz eigenen Widerstrebens zur Wache mitzunehmen.
    Dalby, der wachhabende Sergeant, war schlechter Laune, weil er am Abend dieses Feiertags Dienst tun mußte. Er hätte lieber an den Festlichkeiten teilgenommen, die an diesem Tag überall stattfanden.
    Er starrte erst Johnson an und dann die Frau an der Seite des Konstablers. Sie gab ihren Namen mit Alice Nelson an und sagte, sie sei »achtzehn oder so«. Dalby seufzte und rieb sich den Schlaf aus den Augen, bevor er sich daranmachte, das Formular auszufüllen. Er schickte Johnson, die Aufseherin holen. Dem Mädchen befahl er, sich in einer Ecke hinzusetzen.
    Die Wache war leer und still. Nur gelegentlich war aus der Ferne das Pfeifen und Krachen von Feuerwerkskörpern zu hören.
    Dalby hatte eine kleine Taschenflasche bei sich. Zu später Stunde genehmigte er sich gern einmal einen Schluck oder zwei, wenn niemand zusah. Aber jetzt saß dieses freche kleine Weibsstück da und hielt ihn davon ab. Er blickte finster drein. Er war verärgert. Wenn er es sich nicht erlauben konnte, ein Schnäpschen zu nehmen, hatte er immer ganz besonderen Appetit darauf.
    Nach einiger Zeit machte die Schlampe den Mund auf.
    »Wenn Sie glauben, ich habe Sore unterm Rock, dann gukken Sie doch selbst nach, und zwar gleich«, sagte sie in laszivem Ton. Die Aufforderung war unmißverständlich, und um sie noch deutlicher zu machen, fing sie an, sich durch den Rock wollüstig die Oberschenkel zu kratzen.
    »Sie finden bestimmt, was Sie suchen«, sagte sie. Dalby seufzte.
    Das Mädchen fuhr fort, sich zu kratzen. »Ich weiß, wie ich Ihnen ‘ne Freude machen kann«, fügte sie hinzu. »Sie können sich drauf verlassen, Gott ist mein Zeuge.«
    »Ja, und dann hängst du mir zur Belohnung noch was an«, sagte Dalby. »Deine Sorte kenne ich, Schätzchen.«
    »Das ist doch wohl die Höhe«, protestierte das Mädchen und wurde plötzlich wütend. »Sie haben kein Recht, so mit mir zu reden. Ich bin gesund, und ich bin’s immer gewesen.«
    »Ja, ja, ja«,

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