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Der Grosse Eisenbahnraub: Roman

Der Grosse Eisenbahnraub: Roman

Titel: Der Grosse Eisenbahnraub: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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schwöre, ich bezahle jeden Preis!« Dann schien er es sich noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. »Wie hoch wird der Preis Ihrer Meinung nach denn sein?«
    »Hundert Guineen, wenn man sicher sein will, ein wirklich frisches Mädchen zu bekommen.«
    »Hundert Guineen?« sagte Fowler entsetzt.
    »Ja, und das auch nur, wenn ich Glück habe. Die Nachfrage ist sehr groß, müssen Sie wissen.«
    »Also schön, sei’s drum«, sagte Mr. Fowler und leerte sein zweites Glas. »Wie hoch der Preis auch ist, ich werde ihn zahlen.«
    Zwei Tage später erhielt Mr. Fowler mit der kürzlich eingerichteten Pennypost in seinem Büro in der Huddleston & Bradford-Bank einen Brief. Die hervorragende Qualität des Schreibpapiers sowie die feine Handschrift der unverkennbar weiblichen Absenderin beruhigten ihn sehr.

    11. Nov. 1854
    Sir,
    Unser ge m einsa m er Bekannter, Mr. P. hat m i ch gebeten, Ihnen Bescheid zu geben, wenn ich von einer jungen Da m e m it besonderen Qualitäten höre. Ich freue m i ch, Ihnen ein sehr hübsches blondes junges Mädchen e m pfehlen zu können, das erst vor kurzem vom Lande geko mm en ist. Ich glaube, sie wird Ihnen sehr zusagen. W enn es Ihnen konveniert, können Sie sie in vier Tagen gegen acht Uhr abends in der Lichfield Street, Ecke St. Martin’s Lane, treff e n. Sie wird dort auf Sie warten. Ange m essene private Räu m lichkeiten stehen ganz in der Nähe zur Verfügung.
    Ich verbleibe, Sir, als Ihre ergebene Dienerin
    South Moulton Street
    M. B.

    Der Preis für das Mädchen wurde mit keinem Wort erwähnt, aber das kümmerte Mr. Fowler nicht weiter. Sein Leiden hatte bereits zu schmerzhaften Schwellungen geführt, die ihn so sehr quälten, daß er kaum noch an etwas anderes denken konnte, wenn er an seinem Schreibtisch saß und die Pflichten des Tages hinter sich zu bringen suchte. Er betrachtete das Schrei ben aufs neue, und aufs neue beruhigte es ihn, daß der Brief einen so hervorragenden Eindruck machte. Er wirkte zuverlässig, und das war wichtig. Fowler wußte, daß viele »Jungfrauen« alles andere als unberührt waren. Ihr »verwundbarer Zustand« wurde mit Nadel und Faden wiederhergestellt.
    Fowler wußte auch, daß der Beischlaf mit einer Jungfrau nicht allgemein als Heilverfahren bei venerischen Krankheiten anerkannt wurde. Viele Männer schworen darauf, andere bestritten die Wirksamkeit. Oft wurde behauptet, wenn die Therapie versage, sei das darauf zurückzuführen, daß das Mädchen eben doch nicht wirklich unberührt gewesen sei.
    Mr. Fowler betrachtete das Schreibpapier und die feine Handschrift und fühlte sich in seinen Erwartungen bestärkt. Er brachte sogleich ein paar unverfängliche formulierte Zeichen des Dankes an seinen Freund Pierce zu Papier und ließ ihm das Billett durch einen Boten zustellen.

Der Kutschentrick
    Am selben Tag, an dem Mr. Fowler sein Dankschreiben an Mr. Pierce aufsetzte, bereitete Mr. Pierce sich darauf vor, in Mr. Trents Haus einzubrechen. An diesem Unternehmen sollten fünf Personen beteiligt sein: Pierce, der durch seine Besuche dort eine gewisse Kenntnis der Räumlichkeiten besaß. Agar, dem die Aufgabe zufiel, von dem Schlüssel einen Wachsabdruck zu machen, Agars Liebchen, die als »Krähe« Schmiere stehen sollte, und Barlow, der als Schatten mit einem Ablenkungsmanöver den Rückzug decken sollte.
    Und dann war da noch die mysteriöse Miss Miriam. Sie war bei dem geplanten Eindringen in das Haus der Trents unentbehrlich, denn sie sollte den Kutschentrick ausführen. Dies war eine der gewieftesten Methoden, sich in ein fremdes Haus Einlaß zu verschaffen. Dabei spielten die Trinkgeldgewohnheiten der damaligen Zeit eine Rolle.
    Im viktorianischen England waren rund zehn Prozent der Bevölkerung als Dienstboten »in Stellung«, und fast alle bezogen ein kümmerliches Entgelt. Am schlechtesten wurden jene Hausangestellten entlohnt, die auf Grund ihrer Aufgaben mit den Besuchern und Gästen des Hauses in Berührung kamen: ein Butler und ein Bedienter etwa bezogen den überwiegenden Teil ihres Jahreseinkommens aus Trinkgeldern. Daher auch die Abneigung von Bedienten gegen weniger bemittelte Besucher – und daher auch der Kutschentrick.
    Am Abend des 12. November 1854 um neun Uhr – es herrschte tiefe Dunkelheit – hatte Pierce seine Getreuen postiert. Die »Krähe« hielt sich unauffällig auf der dem Trentschen Haus gegenüberliegenden Straßenseite auf.
    Barlow, der Schatten, hatte sich verstohlen in die Seiteneinfahrt des Grundstücks

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