Der Grosse Eisenbahnraub: Roman
Acres wurde 1851 im Hyde Park errichtet, um die Große Weltausstellung aufzunehmen. Die Besucher waren beeindruckt, und selbst auf Bildern macht der Crystal Palace auch heute noch auf den modernen Betrachter einen überwältigenden Eindruck. Das Glitzern von mehr als einer Million Quadratfuß Glas in der Nachmittagssonne muß für jeden ein Erlebnis gewesen sein. Es überrascht nicht, daß der Palast schon bald zum Sinnbild der zukunftsorientierten, technologischen Ästhetik der neuen viktorianischen Industriegesellschaft wurde.
Dieser fabelhafte Bau verdankte seine Entstehung jedoch einem Zufall. Mit der Ausarbeitung der Pläne für die Weltausstellung wurde 1850 begonnen. Prinz Albert nahm sich der Vorbereitungen persönlich an. Schon bald kam es zu Kontroversen über die geplante Ausstellungshalle sowie über deren Standort.
Das Bauwerk mußte aus naheliegenden Gründen groß sein.
Aber was für ein Bau sollte es werden, und wohin damit? Für einen 1850 ausgeschriebenen Wettbewerb wurden mehr als zweihundert Entwürfe eingereicht, von denen aber keiner einen ersten Preis erhielt. Daraufhin fertigte das Ausstellungskomitee einen eigenen Entwurf an; geplant war eine scheußliche Monstrosität aus Ziegelsteinen; das Bauwerk sollte viermal so lang werden wie die Westminster Abbey und von einer Kugel gekrönt sein, die größer werden sollte als die des Petersdoms. Als Standort wurde der Hyde Park bestimmt.
Die Öffentlichkeit widersetzte sich diesen Plänen. Das Abholzen von Parkbäumen, die Nachteile für die Reiter im Hyde Park, die Zerstörung einer Parklandschaft und so weiter schreckten die Bürger Londons. Das Parlament zögerte, den Hyde Park als Bauplatz freizugeben.
Unterdessen hatte das Ausstellungskomitee ausgerechnet, daß seine Pläne neunzehn Millionen Klinkersteine erforderten. Im Sommer 1850 stellte sich heraus, daß die Zeit nicht mehr ausreichen würde, diese Ziegelsteine herzustellen und die Große Halle noch rechtzeitig zur Eröffnung zu vollenden. Es verbreitete sich sogar das Gerücht, die Ausstellung müsse abgesagt oder zumindest verschoben werden.
Bei dieser Lage der Dinge meldete sich der Gärtner des Herzogs von Devonshire, Joseph Paxton, mit der Idee, als Ausstellungsgebäude ein großes Gewächshaus zu errichten. Sein erster Entwurf, den er dem Komitee auf einem Blatt Löschpapier skizzierte, wurde wegen seiner verschiedenen Vorzüge schließlich angenommen.
Erstens würden die Bäume des Hyde Parks verschont bleiben; zweitens ließ sich das wichtigste Baumaterial, Glas, in kurzer Zeit herstellen; und drittens konnte man die Halle nach der Ausstellung auseinandernehmen und an anderer Stelle wieder aufbauen. Das Komitee gab einem Bauunternehmer den Zuschlag, der den riesigen Bau für 798.000 Pfund errichten wollte. Nach nur sieben Monaten Bauzeit war die Halle fertig und wurde bald weltweit gerühmt.
So kam es zur Rettung der Ehre einer Nation und eines Empire durch einen Gärtner; und so kam es, daß ein Gärtner schließlich in den Ritterstand erhoben wurde.
Der Kristallpalast stellte seine Erbauer nur vor ein unvorhergesehenes Problem. Der Bau beherbergte Bäume, und die Bäume beherbergten Spatzen, und Spatzen sind schließlich nicht stubenrein. Das war wirklich ein ernstes Problem, denn man konnte bei all dem Glas ja nicht auf die Spatzen schießen, und sie weigerten sich, in die aufgestellten Vogelfallen zu gehen. Schließlich wurde sogar die Königin um Rat gefragt, und sie sagte: »Holen Sie den Herzog von Wellington.« Der Herzog wurde ins Bild gesetzt. »Versuchen Sie es doch mal mit Sperbern, Madam«, schlug er vor und trug wieder einmal den Sieg davon.
In der weiträumigen Halle wurden ständige Ausstellungen abgehalten; die eindrucksvollsten Ausstellungsstücke waren originalgetreue Nachbildungen der riesigen Standbilder Ramses’ II. bei Abu Simbel. Pierce würdigte diese Attraktionen aber keines Blickes und schenkte auch dem Seerosenteich und den anderen Gewässern keine Beachtung.
Eine Blaskapelle spielte gerade auf. Pierce sah Sauber-Willy in einer der Sitzreihen zur Linken. Er sah auch Agar, der sich als Armeeoffizier im Ruhestand kostümiert hatte und in einer Ecke vor sich hin zu schnarchen schien. Die Kapelle spielte ziemlich laut. Pierce glitt auf den Sitz neben Willy.
»Was ist los?« fragte Pierce mit leiser Stimme. Er betrachtete die Kapelle und dachte beiläufig, wie abscheulich diese Musik doch sei.
»Ich brauch ‘ne kleine Aufbesserung«, sagte
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