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Der Grosse Eisenbahnraub: Roman

Der Grosse Eisenbahnraub: Roman

Titel: Der Grosse Eisenbahnraub: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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die bittere Rivalität zwischen Temperenzgesellschaften und den Pubs. Beider Bestrebungen liefen schließlich auf das gleiche hinaus, und beide Institutionen bedienten sich schließlich der Lockmittel des Rivalen: Die Pubs legten sich Orgeln zu, in ihnen wurde gesungen, sie hielten alkoholfreie Getränke feil, während auf den Temperenzlertreffen Unterhaltungskünstler auftraten und eine neue, bis dahin ungewohnte Freizügigkeit um sich griff. Als die Temperenzler dann sogar Pubs aufzukaufen begannen, um sie »trockenzulegen«, war die Verwischung der Grenzen zwischen diesen beiden verfeindeten Kräften ganz augenfällig.
    Die Zeitgenossen beobachteten aber auch eine weitere Rivalität, die aus einer neuen gesellschaftlichen Einrichtung entstand – aus der organisierten Polizei. Fast von Anfang an begann diese neue soziale Kraft mit ihrem geschworenen Feind, der Verbrecherklasse, Beziehungen anzuknüpfen. Über diese Beziehungen wurde im 19. Jahrhundert ausgiebig debattiert; selbst heute ist das Thema noch nicht ausdiskutiert. Die Ähnlichkeit der von Polizei wie Verbrecherwelt angewandten Methoden sowie die Tatsache, daß viele Polizeibeamte ehemalige Kriminelle waren – und umgekehrt –, konnten der Aufmerksamkeit kluger Köpfe nicht entgehen. Sir James Wheatstone notierte scharfsinnig, es gebe bei einer Institution, die dem Gesetz zum Sieg verhelfen solle, ein logisches Problem, »denn wenn es der Polizei tatsächlich gelingen sollte, die Kriminalität zu eliminieren, wird sie damit zugleich sich selbst eliminieren, denn in diesem Augenblick ist sie überflüssig geworden. Und keine organisierte Macht wird sich freiwillig selbst eliminieren.«
    Die von Sir Robert Peel 1829 in London gegründete Metropolitan Police hatte ihr Hauptquartier in einem unter dem Namen Scotland Yard bekannten Viertel. Scotland Yard war ursprünglich ein rein geographischer Begriff gewesen, ein Teil von Whitehall, in dem zahlreiche Regierungsgebäude lagen. Diese Gebäude schlossen auch den Amtssitz des Generalbauinspektors der Krone ein. Hier residierten die berühmten Baumeister Inigo Jones und später Sir Christopher Wren. John Milton lebte zu der Zeit, in der er für Oliver Cromwell arbeitete, von 1649 bis 1651, ebenfalls in Scotland Yard, und dieser Umstand mag dazu geführt haben, daß die Polizisten in London zweihundert Jahre später auch als »Miltonians« bezeichnet wurden.
    Als Sir Robert Peel den Sitz der neugegründeten Metropolitan Police nach Whitehall verlegte, lautete die konkrete Anschrift Whitehall Place 4. Die dortige Polizeiwache war aber auch durch einen Eingang vom eigentlichen Scotland Yard aus zu erreichen. Die Presse nannte die Polizei immer »Scotland Yard« bis dieser Begriff sich allmählich einbürgerte und schließlich zu einem Synonym für die Polizei überhaupt wurde. In den frühen Jahren wuchs Scotland Yard sehr rasch; 1829 gab es insgesamt 1000 Polizeibeamte, ein Jahrzehnt später waren es bereits 3350, und 1850 waren es mehr als 6000. Bis
    1870 stieg die Zahl auf 10.000 an. Scotland Yard hatte ungeheure Aufgaben zu bewältigen: In einem Gebiet von annähernd siebenhundert Quadratmeilen mit mehr als zweieinhalb Millionen Bewohnern sollten Verbrechen aller Art bekämpft werden. Scotland Yard äußerte sich von Anfang an sehr zurückhaltend und verschlossen darüber, wie es seiner Aufgabe nachging; in offiziellen Verlautbarungen war immer nur von irgendeinem glücklichen Zufall die Rede – einem anonymen Informanten, einer eifersüchtigen Geliebten, einer zufälligen Festnahme. Diese Politik wurde so konsequent betrieben, daß es der Öffentlichkeit schwerfiel, ihr Glauben zu schenken. In Wahrheit aber bediente sich Scotland Yard einer Heerschar von Informanten und Beamten in Zivil. Diese Agenten wurden zum Gegenstand einer hitzigen Auseinandersetzung. Die Gründe dafür sind uns heute vertraut: Man befürchtete in der Öffentlichkeit, ein Agent der Polizei könne leicht ein Verbrechen provozieren und dann die Teilnehmer auf der Stelle verhaften. Die Tätigkeit sogenannter agents provocateurs war ein heißes politisches Thema jener Tage, und Scotland Yard hatte alle Mühe, sich von Anschuldigungen freizuhalten.
    Im Jahre 1855 wurde Scotland Yard von Richard Mayne geleitet, einem »vernünftigen Juristen«, der an dem gestiegenen Ansehen der Metropolitan Police einen nicht unerheblichen Anteil hatte. Ihm direkt unterstellt war Mr. Edward Harranby, und diesem oblag es, die delikate Zusammenarbeit mit

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