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Der Grosse Eisenbahnraub: Roman

Der Grosse Eisenbahnraub: Roman

Titel: Der Grosse Eisenbahnraub: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Redhill und Ashford? Aber das ist doch der Abschnitt, wo der Zug am schnellsten fährt!«
    »Schon möglich«, sagte Agar.
    »Wissen Sie was?« sagte Burgess. »Ihr Freund ist verrückt!«

Der Mut des Ahnungslosen
    In einem bestimmten Augenblick des Prozesses gegen Pierce konnte der Ankläger seine Bewunderung für den Angeklagten nicht verhehlen. »Dann trifft es also nicht zu«, sagte der Ankläger, »daß Sie über bergsteigerische Erfahrungen verfügten?«
    »Nein«, sagte Pierce. »Ich habe das nur so gesagt, um Agar in Sicherheit zu wiegen.«
    »Sie sind auch nicht Mr. Coolidge begegnet, und Sie haben auch keine Bücher über diese Sportart gelesen, und Sie haben auch nicht die speziellen Ausrüstungsgegenstände und Hilfsmittel besessen, die für die Tätigkeit des Bergsteigens unerläßlich sind?«
    »Nein«, erwiderte Pierce.
    »Verfügen Sie denn über Erfahrungen auf athletischem oder sportlichem Gebiet, die Sie von Ihrer Fähigkeit überzeugten, Ihren Plan zu verwirklichen?«
    »Über nichts dergleichen«, erwiderte Pierce.
    »Also gut«, sagte der Ankläger. »Dann muß ich Ihnen die folgende Frage stellen, wenn auch nur aus gewöhnlicher menschlicher Neugier: Was auf Erden, Sir, hat Sie zu der Annahme gebracht, Sie könnten ohne vorhergehende Übung, ohne entsprechendes Wissen, ohne Ausrüstung und ohne die erforderliche körperliche Geschicklichkeit – also, was auf Erden hat Sie glauben lassen, ein derart gefährliches und, wie ich hinzufügen möchte, nahezu selbstmörderisches Unterfangen wie das Herumklettern auf einem schnell dahinfahrenden Eisenbahnzug könne Ihnen gelingen? Woher haben Sie nur den Mut zu diesem kühnen Vorgehen genommen?«
    Aus Zeitungsberichten der damaligen Zeit geht hervor, daß Pierce an dieser Stelle lächelte: »Ich glaubte, daß es nicht gefährlich sein würde«, erwiderte er, »obwohl es den Anschein hatte. Ich hatte nämlich in der Presse schon verschiedentlich über das Phänomen der Sogwirkung gelesen, und ebenso hatte ich auch darüber gelesen, wie Ingenieure dieses Phänomen erklären, nämlich so, daß der Sog durch sich rasch bewegende Luft verursacht wird. Die grundlegenden Untersuchungen hat der verstorbene Italiener Baroni durchgeführt. Ich konnte also sicher sein, daß diese Kräfte meinen Körper auf der Oberfläche des Wagendachs festhalten würden, und ging davon aus, daß mein Vorhaben absolut ungefährlich sei.«
    An dieser Stelle bat der Ankläger um nähere Erläuterungen. Pierce entsprach dieser Bitte, brachte aber die Tatsachen durcheinander. Der zusammenfassende Bericht über diesen Teil des Prozesses, der kurz darauf in der Times erschien, entstellte die wissenschaftlichen Fakten noch mehr. Man ging jedenfalls allgemein davon aus, daß Pierce – der von der Presse jetzt schon fast als Meisterverbrecher hingestellt wurde – über bestimmte wissenschaftliche Erkenntnisse verfüge, die ihm bei seiner Tat zugute gekommen seien.
    In Wirklichkeit aber unternahm Pierce, der sich auf seine Belesenheit nicht wenig einbildete, seine Gratwanderung auf den Waggons mit einem Gefühl der Zuversicht, das jeder Grundlage entbehrte. Die Sache verhielt sich so: Um 1848, als die Eisenbahnen Geschwindigkeiten von fünfzig oder gar siebzig Meilen in der Stunde erreichten, beobachtete man ein seltsames, unerklärliches Phänomen.
    Immer wenn ein schnell fahrender Zug an einem in einem Bahnhof haltenden Zug vorbeifuhr, neigten sich beide Züge zueinander. In manchen Fällen legten sich die Waggons so heftig zur Seite, daß die Reisenden erschraken.
    Gelegentlich kam es sogar zu kleinen Beschädigungen einzelner Waggons.
    Eisenbahningenieure gaben nach ausgiebigem Fachsimpeln offen zu, daß auch sie vor einem Rätsel standen. Niemand hatte auch nur die leiseste Ahnung, wie dieses Phänomen zu erklären und wie es zu verhindern sei. Man muß sich vergegenwärtigen, daß die Eisenbahn damals das schnellste Fortbewegungsmittel in der Geschichte der Menschheit war. Man glaubte, daß so schnelle Fahrzeuge noch unbekannten physikalischen Gesetzen gehorchten. Bei den Eisenbahningenieuren herrschte die gleiche Verwirrung wie ein Jahrhundert später bei den Luftfahrtingenieuren, die sich erstmals mit der »Pufferwirkung« konfrontiert sahen, die eintritt, wenn ein Flugzeug sich der Schallgeschwindigkeit nähert. Man wußte keine rechte Erklärung für diesen Effekt, und die Mittel und Wege zu seiner Überwindung konnten zunächst nur erahnt werden.
    Um 1851 jedoch hatten die

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