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Der Grosse Eisenbahnraub: Roman

Der Grosse Eisenbahnraub: Roman

Titel: Der Grosse Eisenbahnraub: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Rauchschwaden.
    »Edward«, sagte Fowler. »Ich glaube, Edward, Ihr Tabak setzt Miss Lawson ziemlich zu.«
    Pierce sah in an und sagte: »Wie bitte?«
    »Ich sagte, würde es Ihnen etwas ausmachen …« begann Fowler.
    Das Mädchen beugte sich vor und sagte: »Oh, Verzeihung, mir ist plötzlich so übel!« und griff tastend nach der Tür, als wollte sie sie öffnen.
    »Da haben Sie es!« sagte Fowler zu Pierce. Er öffnete die Tür und half dem Mädchen, das sich auf seinen Arm stützte, hinaus an die frische Luft.
    »Entschuldigung«, sagte Pierce. »Ich hatte gar nicht daran gedacht … Hätte ich doch nur …«
    »Sie hätten ja auch fragen können, bevor Sie Ihr Teufelsding da in Brand setzten«, sagte Fowler. Das Mädchen, offenkundig weich in den Knien, lehnte sich an ihn, so daß ihr zarter Busen seine Brust berührte.
    »Ich muß wirklich um Entschuldigung bitten«, sagte Pierce und machte Anstalten, ebenfalls das Abteil zu verlassen, um sich des Mädchens anzunehmen.
    Das war das letzte, was Fowler wünschte. »Sie sollten ohnehin nicht rauchen, wenn Ihr Arzt Ihnen gesagt hat, daß Bahnfahrten Ihrer Gesundheit abträglich sind«, schnappte er.
    »Kommen Sie, meine Liebe«, sagte er zu dem Mädchen, »mein
    Abteil ist nur ein kurzes Stück weiter vorn, und dort können wir unsere Unterhaltung fortsetzen, ohne schädlichen Dämpfen ausgesetzt zu sein.« Das Mädchen ging bereitwillig mit ihm.
    »Tut mir schrecklich leid«, wiederholte Pierce, aber keiner von den beiden sah sich um.
    Einen Augenblick später ertönte der Pfiff, und die Lokomotive fuhr fauchend an. Pierce trat zurück in sein Abteil, schloß die Tür und sah die Halle des London Bridge-Bahnhofs an seinem Fenster vorüberziehen. Der Morgenzug nach Folkestone nahm Fahrt auf.

I V .
    Der g r oße Eisenbahnraub
    Mai 1855

Ein Toter steht auf
    Burgess, der jetzt in dem fensterlosen Packwagen eingeschlossen war, kannte die Strecke so genau, daß er an den Fahrgeräuschen merkte, wo sich der Zug jeweils befand.
    Zuerst hörte er das sanfte Klack-Klack der Räder auf den sauber verlegten Gleisen im Vorfeld des Bahnhofs, später dann die hohler und voller tönenden Geräusche, als der Zug über mehrere Meilen hinweg auf Überführungen Bermondsey durchquerte, und noch später den allmählichen Übergang zu einem matteren Klang und einem rauheren Lauf der Wagen, was bedeutete, daß der Zug London verlassen hatte.
    Burgess hatte nicht die leiseste Vorstellung von Pierce’ Plan und war erstaunt, als plötzlich die Glocke auf dem Sarg zu läuten begann. Er führte dies auf das Vibrieren und Schwanken des Zuges zurück. Doch wenige Augenblicke später vernahm er ein Pochen und dann eine unterdrückte Stimme. Da er die Worte nicht verstehen konnte, trat er verwundert näher an den Sarg heran.
    »Aufmachen, verdammt noch mal«, sagte die Stimme.
    »Sind Sie denn am Leben?« fragte Burgess im Tonfall höchsten Erstaunens.
    »Ich bin’s, Agar, Sie gottverdammter Holzkopf«, ertönte es aus dem Sarg.
    Eilig machte Burgess sich daran, die Schnappriegel des Sargdeckels zu lösen. Gleich darauf kroch Agar – mit einer scheußlichen grünen Paste eingeschmiert, grauenhaft riechend, aber im übrigen völlig normal agierend – aus dem Sarg und sagte: »Ich muß mich beeilen. Geben Sie mir die Taschen da.« Er zeigte auf die fünf Ledertaschen, die nebeneinander in der einen Ecke des Packwagens lagen.
    Burgess beeilte sich, der Aufforderung nachzukommen.
    »Aber der Wagen ist doch abgeschlossen«, sagte er. »Wie wollen Sie ihn denn öffnen?«
    »Unser Freund«, erwiderte Agar, »ist Bergsteiger.«
    Agar öffnete die Safes und nahm die erste der Kisten heraus, brach das Siegel auf und holte die matt schimmernden Goldbarren hervor – jeder war mit einer Krone und den Initialen »H & B« gestempelt. Er ersetzte sie durch kleine Beutel mit Bleikugeln, die er den Ledertaschen entnahm.
    Burgess sah schweigend zu. Der Zug ratterte nach Süden, am Kristallpalast vorbei, auf Croyden und Redhill zu. Von dort würde es in östlicher Richtung nach Folkestone weitergehen.
    »Bergsteiger?« fragte Burgess schließlich.
    »Ja«, erwiderte Agar. »Er kommt über die Wagendächer herüber und schließt von außen auf.«
    »Wann?« frage Burgess und machte ein besorgtes Gesicht.
    »Hinter Redhill. Bevor wir Ashford erreichen, ist er wieder in seinem Abteil. Dort ist nur flaches Land. Kaum anzunehmen, daß ihn da jemand sieht.« Agar blickte nicht von seiner Arbeit auf.
    »Zwischen

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